Dieser actionorientierte Tower-Defense-Titel ist ein Orcs vernichtendes Vergnügen, das in keiner XBLA Bibliothek fehlen sollte
Tower-Defense-Spiele können mitunter wie passive Spielerfahrungen wirken. Das liegt vor allem daran, dass man, hat man erst einmal die Verteidigungsanlagen in Position gebracht, das folgende Geschehen nur mehr beobachtend mitverfolgen kann, aber auch daran, dass man kaum eine Möglichkeit hat, offenbar werdende Fehler zu korrigieren.
Orcs Must Die! begegnet diesen beiden Problemen meisterlich, indem es das Tower-Defense-Gameplay, das Sie lieben, mit dem kinetischen und unmittelbaren Feedback von Third-Person-Shootern kombiniert. Statt das Spiel aus der allwissenden Overhead-Perspektive zu beobachten, schlüpfen Sie in die Stiefel eines Kriegsmagiers, der eine Reihe von Burgen und die darin befindlichen Rifts (Spalten/Risse) verteidigen muss.
Sie laufen in den Befestigungen herum und richten, nachdem Sie den Weg zwischen den Toren, durch die die Orcs kommen, und dem Rift inspiziert und einen geeigneten Engpass gefunden haben, die Verteidigungsanlagen möglichst geschickt ein. Das macht einen großen Unterschied Gameplay. Einige der Fallen, die Sie aufstellen können, etwa eiserne Spitzen, die aus dem Boden schnellen, oder Teer, der dafür sorgt, dass die Orcs langsamer werden, könnten auch aus der Vogelperspektive gemanagt werden, aber einige meiner besten Verteidigungsvorrichtungen wurden in engen Gängen platziert, die sich durch aus den Wänden schnellende Klingen und von der Decke schwingende Schlägel in wahre Fleischwölfe verwandelten.
Andere Tower-Defense-Spiele haben auch schon versucht, das Gameplay interessanter zu machen, indem sie den Spieler mit Hilfe eines Avatars in das Geschehen integrierten, aber Orcs Must Die! ragt heraus, indem es den dreidimensionalen Raum perfekt nützt. Es gibt Abschnitte, in denen Sie Treppen hinauf und hinunter laufen müssen, um Orcs zu bekämpfen, die auf verschiedenen Ebenen in die Festung eindringen, und andere, in denen es von Vorteil ist die obere Ebene zu beherrschen, da plötzlich fliegende Feinde (sie kommen später im Spiel dazu) auftauchen, die einem schwer zusetzen können, wenn man nicht entsprechend vorbereitet ist.
Doch im Unterschied zu den meisten anderen Tower-Defense-Spielen bedeutet bei Orcs Must Die! ein Fehler nicht gleich das Ende der Welt. Der von Ihnen gesteuerte Kriegsmagier kann nicht nur Fallen aufstellen, sondern ist auch mit einer Armbrust, einem Schwert und Zaubersprüchen ausgestattet. Die Action ist nicht auf einem Level mit der von den besten Third-Person-Shootern wie Gears of War, aber sie ist mehr als nur in Ordnung. Sie können mit der Armbrust hineinzoomen und Ihre Schussrate verlangsamen, um Kopfschüsse anzubringen, die die meisten Feinde sofort töten, und zu wissen, wie das funktioniert, entscheidet oft über Sieg und Niederlage. Sie mögen übersehen haben, dass ein Pfad unverteidigt ist, aber wenn Sie sich rasch dorthin begeben und alle ihnen zur Verfügung stehenden Werkzeuge klug einsetzen, können Sie dennoch siegreich bleiben.
Zum Glück stehen Ihnen viele Werkzeuge zur Verfügung. Sie beginnen mit einigen einfachen Bodenfallen und erhalten nach Beendigung fast eines jeden Levels eine neue Art von Falle dazu. Manche Level wurden eindeutig gestaltet, um Ihnen beizubringen, wie Sie eine bestimmte Falle am effektivsten einsetzt, aber Sie verbringen einen Großteil des Spiels damit, die Fallen einzusetzen, die am besten zu Ihrer Strategie und Ihrem Spielstil passen. Das sorgt dafür, dass das Spiel ständig herausfordernd, aber auch unterhaltsam bleibt, da es nicht darum geht, den einen richtigen Weg, einen Angriff zu überleben, zu finden; es geht darum, die Methode zu finden, die Ihnen am meisten zusagt.
Meine Strategie bestand zumeist darin, abstand zu halten. Ich gab einen großen Teil des Geldes für billige Verteidigungseinrichtungen aus, die die Feinde verlangsamten, während unzählige Bogenschützen und ich aus der Distanz auf sie feuerten. Die teureren und tödlicheren Fallen platzierte ich so, dass sie Orcs erledigen konnten, die von mir und den Bogenschützen übersehen oder nicht getroffen wurden.
Manchmal kommen hunderte Orcs auf Sie zu und es hat den Anschein, als könnten Sie unmöglich alle ausschalten. Orcs Must Die! mag technisch nicht so beeindruckend sein wie manche der besten Actionspiele, aber viele dieser Spiele könnten sich hier abschauen, wie befriedigend es ist, mitanzusehen, wiehundert oder mehr Orcs in eine der Fallen laufen und ausgelöscht werden.
Und die Fallen sind nicht die einzigen Werkzeuge, die Ihnen zur Verfügung stehen. Später können Sie verschiedene Waffen und etliche Zauber auswählen. Außerdem gibt es drei Fähigkeitenbäume, mit denen ein Rollenspielelement eingeführt wird, dass Ihren Spielstil unterstützen kann.
Mir gefällt Orcs Must Die! ausgesprochen gut und ich bin geneigt, es allen zu empfehlen, vor allem denjenigen, die des Tower-Defende-Genres überdrüssig sind oder sich nie dafür begeistern konnten. Ich hätte ihm die Höchstnote gegeben, würde es nicht von einigen kleinen Problemen geplagt.
Orcs Must Die! verdient einen wesentlich besseren Protagonisten. Der Kriegsmagier sieht gut aus; er ist eine stilisiertere Version von Nathan Drake in einer Robe (mittlerweile scheinen alle Videospielprotagonisten Varianten des Helden aus Uncharted zu sein). Das Problem ist, dass er ein Dummkopf ist und ständig etwas zu sagen hat. Das war eindeutig eine Absicht der Entwickler. Sie wollten einen dummen, obergescheiten Helden im Stile von Duke Nukem und Serious Sam machen, aber da er nicht lustig ist, schadet er mehr, als er unterhält.
Falls Sie sich mit der unausstehlichen Persönlichkeit des Kriegsmagiers und dem sich ständig wiederholenden, ebenso lästigen Metal-Soundtrack abfinden können, was nicht allzu schwer fallen sollte, erwarten Sie viele unterhaltsame Stunden mit Orcs Must Die!.
PRO: Eine tolle Mischung von Action und Strategie; interessantes Leveldesign; viele Stunden Inhalt mit großem Unterhaltungswert.
CONTRA: Nerviger, ständig plappernder Protagonist; Soundtrack bietet zu wenig Abwechslung und stört bald.
Abschließende Bewertung
Spiel: 9,0
Spaßfaktor: 9,25
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