Wenn es einen westlichen Mythos gibt, der die Zeiten unbeschadet überdauert hat, dann ist dies die Legende von König Arthur und seinen Rittern der Tafelrunde. Ob Disneys Sword in the Stone, Sean Connery in First Knight (Der erste Ritter) oder der Cartoon King Arthur and the Knights of Justice aus den 90-er Jahren – meine wahrscheinlich liebste Adaption -, der berühmte britische Krieger wurde schon oft erfolgreich in Film und Fernsehen dargestellt und erfreut auch heute noch die Massen.
Abgesehen von Capcoms Knights of the Round hat dieser große Mythos noch keine halbwegs annehmbare Videospielumsetzung erlebt. Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, einen Freund zu begleiten, der das kommende King Arthur II: The Role-Playing Wargame antesten durfte. Obwohl mir das erste Spiel der Serie entgangen ist, hatte ich nach der Präsentation das Gefühl, nun endlich das Spiel gefunden zu haben, das meine Camelot-Gelüste befriedigt.
„When the greatest tale of chivalry ends, the nightmare begins...“ Mit diesen Worten fasst Paradox Interactive das zugrundeliegende Thema von Arthur II zusammen. Der erste Titel der Serie behandelte großteils die aus der Arthur-Legende bekannten Ereignisse, wenn auch mit einigen interessanten Wendungen. Excalibur wurde aus dem Stein gezogen (und damit ein großes Übel freigesetzt), die Ritter der Tafelrunde fanden zusammen und letztendlich wurden Frieden und Wohlstand rund um Camelot verbreitet. Alls ging gut, bis die Hexenkönigin Morgawse einen Mörder aussandte, den mächtigen König zu töten. Arthur überlebt, leidet aber fortan unter einen Wunde, die nicht und nicht heilen will. Da sein Leben auf mysteriöse Weise mit den Geschicken von Britannien verwoben ist, legt sich Düsternis über das Land – eine perfekte Gelegenheit für die lange verbannten Fomorianer, wieder aufzutauchen, zu plündern und zu brandschatzen.
Diese neue Bedrohung ist das Hauptthema der Kampagne in Arthur II, aber es ist nicht die einzige spielbare Geschichte. Neben den Fomorianern bereitet auch noch ein neuerstandenes römisches Imperium Kopfzerbrechen, das die britischen Lande wieder erobern möchte. Eine Prolog-Kampagne ist verfügbar, die es dem Spieler erlaubt, sich mit dieser römischen Bedrohung auseinanderzusetzen und so besser zu verstehen, wie sie in die Haupthandlung hineinpasst. Diese neue Fraktion sorgt im Laufe der Kampagne für reichlich überraschende Wendungen, Verrat und Blutvergießen.
Egal welche Kampagne man spielt, die Story von King Arthur II wird von den Entscheidungen des Spielers beeinflusst, der unterschiedliche Pfade wählen kann, die sich durch sich verzweigende Dialoge auftun. Frühere Entscheidungen garantieren andere Entscheidungsmöglichkeiten, was für eine einmalige Erfahrung von Anfang bis Ende sorgt. Ob es um eine der Möglichkeiten auf einem Fähigkeitenbaum oder das Ändern von Einfluss oder Selbstwahrnehmung in der Moralchart geht oder man durch kluge Diplomatie ein Bündnis schließen möchte, ständig sind Entscheidungen zu treffen.
Abgesehen von den Kämpfen, die ausnahmslos in Echtzeit ausgetragen werden, werden alle Phasen des Spiels auf eher rollenspielartige rundenbasierte Weise durchgeführt. Jede Runde wird durch eine Jahreszeit mit den entsprechenden Effekten symbolisiert und gestattet das Management der Truppen, das Verbesserung von Gebäuden (jetzt auch mit Burgen) und die Erledigung von Missionen sowie unzählige weitere Dinge.
Zu behaupten, King Arthur II verfügt über Spieltiefe, wäre eine krasse Untertreibung, aber zu sagen, es sei kompliziert, würde ihm keinen guten Dienst erweisen. Da aber nur die Kämpfe in Echtzeit ausgetragen werden, ist man trotz der vielen Aufgaben nicht überfordert, da man sich in aller ruhe überlegen kann, was man machen möchte.
Wenn es endlich zum Kampf kommt, produziert die verbesserte Engine von King Arthur II wunderschöne Bilder. Reiche Texturen, dynamisches Licht und atmosphärische Effekte helfen dabei, eine glaubwürdige Fantasy-Welt zu kreieren, in der starke Männer gegen Monster kämpfen. Die Schlachten entwickeln sich so, wie man es sich von einem groß angelegten Kriegsspiel erwartet. Gekonntes Management der verschiedenen Einheiten und gutes taktisches Ausnützen der Karte (für Hinterhalte, etc.) sind unerlässlich für den Erfolg. Die Karten warten auch mit besonderen Punkten auf, deren Eroberung der jeweiligen Arme tolle Boni verschafft.
Um die strategischen Möglichkeiten noch zu erweitern, wurden nun auch fliegende Einheiten hinzugefügt. Das macht die Kämpfe abwechslungsreicher und verleiht ihnen noch mehr Tiefe. Bogenschützen bekommen dadurch mehr Bedeutung, da sie die einzigen sind, die die fliegenden Einheiten mit ihren Waffen erreichen können. Dank des fantastisch düsteren Designs sind diese fliegenden Einheiten sind, ebenso wie die gesamte fomoranische Rasse, ein wahrer Augenschmaus. Die Mischung aus mittelalterlichen Rittern und Dämonen könnte kaum epischer sein als in den großen Schlachten von King Arthur II.
Was King Arthur II von der Konkurrenz unterscheidet, ist der Umstand, dass Magie eine nahezu gleichberechtigte Kampfmechanik ist. sie wurde hier gegenüber dem Vorgänger dramatisch verbessert und ist besonders nützlich, um sich gegen mächtige Angriffe zu verteidigen. Da die Anwendung der Magie einige Zeit in Anspruch nimmt, können die Helden, die sich ihrer bedienen wollen, dabei gestört werden. Ge- oder Misslingen der Magieanwendung kann einen Kampf rasch für die eine oder andere Partei entscheiden.
Das erste King Arthur-Spiel wurde von der Kritik wohlwollend aufgenommen und der Nachfolger scheint noch um einiges besser zu werden. Die taktische Tiefe, der düstere Fantasy-Ton und die Rollenspielelemente sollten alle Fans der Herr der Ringe-Spiele sowie die Liebhaber von Strategiespielen allgemein ansprechen. King Arthur II: The Role-Playing Wargame erscheint im Frühjahr 2012.
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