Lulu
(Vertigo)
Ein Album mit Songs, die auf den Tabus brechenden Fin-de-Siècle-Theaterstücken von Frank Wedekind basieren, soll keine leichte Unterhaltung und kein reines Hörvergnügen sein, was schon durch die ersten Textzeilen deutlich wird, in denen eine Frau anbietet, sich ihre Beine und Brüste abzuschneiden. Dennoch ist es unmöglich, zu deutlich zu betonen, wie zermürbend die eineinhalb Stunden sind, die man in Gesellschaft von Lou Reed und Metallica verbringt. Das liegt zum Teil daran, dass die Texte erschütternd sind und noch dazu aus der Sicht einer Frau gesungen werden: das bedeutet, dass man sich an einer Stelle anhören muss, wie Reed darum bettelt, gefistet zu werden, eine Vorstellung, die einen möglicherweise bis ans Lebensende verfolgt. Aber der Hauptgrund ist, das diese Zusammenarbeit nicht so recht funktionieren will. Es besteht eine unüberwindbare Disjunktion zwischen dem Sound, den Metallica im Hintergrund produzieren, und Reeds dünner alter Stimme, die im Vordergrund herumschwafelt. Dennoch, als trotzige „Leck mich…“-Geste übertrifft das Album selbst Metal Machine Music und stößt nicht nur Lou Reeds schwer geprüfte Anhängerschaft, sonder auch Metallicas Fanscharen vor den Kopf, was es wohl zu einer Art Triumph macht.
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