Ein glorreicher Shooter alter Schule, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt und in kleinen Dosen viel Spaß macht.
Der einzige ehrliche First-Person-Shooter meldet sich zurück. Ist Sam Stone wirklich nur ein eindimensionaler schießwütiger Macho? Ja. Das ist doch der Punkt, Sie Idiot. Ich habe mich in den vergangenen Tagen durch die Einzelspielerkampagne, den Multiplayer und den Co-op-Modus von Croteams neuestem Werk geschossen und bin nun bereit, Ihnen meine Eindrücke zu schildern. Wäre es mir erlaubt, würde jedes der nun folgenden Wörter „bumm“ oder „peng“ lauten.
Das Spiel beginnt erst richtig, wenn Sie das Sturmgewehr haben.
Das Spiel beginnt erst richtig, wenn Sie die doppelläufige Schrotflinte haben.
Das Spiel beginnt erst richtig, wenn Sie den Raketenwerfer haben.
Das Spiel beginnt erst richtig, wenn Sie den Devastator haben.
Nein, nein, nein, das Spiel beginnt erst richtig, wenn Sie die Mimigun haben. Budda-budda-budda-budda-budda-budda-budda-wheeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee.
Serious Sam 3 ist ein ständiges Präludium seiner selbst, eine Ode an die Zerstörung, die sich zu immer neuen Crescendi steigert, eine Orgie cartoonartiger Gewalt, die immer neue Teilnehmer einlädt, anstatt innezuhalten und zu Atem zu kommen. Jede neue Waffe sorgt dafür, dass die Zahl angreifender absurder Feinde noch größer wird, und jedes Mal denkt man sich „Verdammt, dass ist albern. Es gibt keine Möglichkeit, das noch zu übertreffen.“ Aber das Spiel findet immer einen Weg…
Ich habe großen Respekt vor Croteam, dem Entwickler der Serious Sam-Reihe, denn diese Leute halten unerschütterlich an ihrer Design-Vision fest. Serious Sam 3: BFE (Before First Encounter – also ein Prequel) ist genau das, was es sein soll: ein rasanter Shooter alter Schule, der seinen Mangel an Nuancen mit sehr, sehr, sehr vielen Feinden und dem grotesken Arsenal an Waffen, die man benötigt, um sie zu vernichten, mehr als wettmacht.
Serious Sam 3 wirft mit Freuden all den Ballast über Bord, den die modernen Shooter im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte angehäuft haben. Alles, was nicht direkt mit dem a) Erschießen von Aliens oder b) dem Sprengen von Aliens oder c) dem Zerfetzen von Aliens mit bloßen Händen zu tun hat, wird man hier vergeblich suchen. Die Belohnung für den erfolgreichen Abschluss eines Levels ist nicht eine filmische Zwischensequenz oder ein weiterer Teil der Story – es ist ein Punkteschirm, der Sie bestraft, wenn Sie zu lange brauchen. Jeder, der sich nach den guten alten Zeiten von Quake II und Unreal Tournament sehnt, wird sich hier sofort heimisch fühlen.
Es gibt sehr viele verschiedene Feinde (die meisten davon sind aus den Vorgängern bekannt), was Sie dazu zwingt, regelmäßig Taktik und Waffen zu wechseln. Zum Glück hört man immer, was sich vor, hinter und seitlich von einem ereignet. Klipp-klapp, klipp-klapp, klipp-klapp: das bedeutet, es sind diese heranstürmenden pferdeartigen Skelette, die Bolos schleudern. Zur Minigun greifen und Abstand halten. Der ständige Projektilhagel sorgt dafür, dass Sie ständig in Bewegung bleiben und ausweichen müssen, und Kamikazes und Explosionen verhindern, dass Sie sich einfach in ein Eck stellen und eine ganze Welle von Feinden niedermähen können. Das Arsenal der Ihnen zur Verfügung stehenden Waffen könnte besser sein; ganze Horden von Feinden mit Spezialwaffen wie der Kanone und dem Demolisher, für die es nur sehr begrenzt Munition gibt, auszulöschen, macht riesigen Spaß, aber das Sturmgewehr, die Pistole und die Schrotflinte sind schwächliche Exemplare dieser Archetypen.
Es gibt drei Arten Serious Sam 3 zu spielen, aber nur eine ist wirklich neu und auf Dauer unterhaltsam. Die Kampagne unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was man aus den Vorgängern kennt: minimaler Plot und große Monster-Arenen, nur eben mit modernster Grafik. Sie ist nicht schlecht, auch nicht langweilig (obwohl manche Levels mehr als eine Stunde Ihrer Zeit beanspruchen), aber durch lineare Umgebungen zu laufen, während in mehr oder weniger regelmäßigen Intervallen Feinde auf einen losgehen, ist nicht die beste Methode, sich an den Stärken des Spiels zu erfreuen. Der Multiplayer verströmt einen gewissen Old-School-Charme, aber die Karten und Modi sind so beschränkt, dass ich lieber zu Unreal Tournament 2k4 greifen würde, wenn mir der Sinn nach danach steht, einen kompetitiven Shooter der vorigen Generation zu spielen. Außerdem werden Sie vermutlich bemerkt haben, dass vor nicht allzu langer Zeit einige große Shooter veröffentlicht wurden – dieser eher parodistische Indie-Titel ist ein kleiner Fisch neben diesen Multiplayer-Giganten.
Der kooperative Modus von Serious Sam 3 ist hingegen einmalig. Sie können die Kampagne kooperativ spielen, was sie um einiges interessanter macht, aber das wahre Highlight ist der Survival Modus. Bis zu 16 Spieler können sich zusammentun, um in diesem einfachen, aber gut gemachten Modus auf Punkte- und Zeitrekorde loszugehen. Sobald Sie in die Karte einsteigen, zählt nur noch eines: Waffen und Munition schnappen. Die Feinde tauchen fast sofort auf und kommen ohne Unterlass, bis Sie tot sind. Die Heavy-Metal-Musik hält mit der immer hektischer werdenden Action Schritt und innerhalb von zwei Minuten rennen Sie ums nackte Überleben und versuchen, die Horden von Feinden mit jeder nur denkbaren Waffe, die Ihnen in die Finger kommt, auf Distanz zu halten, während kreischende Gitarren und donnernde Drums die passende Untermalung für die ständigen Explosionen bieten. Survival bringt perfekt zum Ausdruck, worum es bei Serious Sam geht: Vollgas zu geben und Unmengen von Aliens abzuknallen, während man wie verrückt herumläuft und angesichts der Absurdität des Ganzen schallend lacht.
Leider gibt es derzeit nur zwei Survival Karten Außerdem braucht man, um das Maximum herauszuholen eine feste Gruppe von Mitspielern. Auf zufällig ausgewählten Servern mitzuspielen, ist gut und schön, aber am besten spielt es sich doch mit Freunden. Wenn es ihnen wie mir geht, sind Ihre Freunde derzeit mit den großen Blockbustern dieses Herbstes beschäftigt.
Sam ist so, wie er immer war: essentiell, glorreich, hirntot und monströs. Und so soll er auch bleiben. Wir brachen einen First-Person-Shooter, der genau weiß, was er ist, und sich nicht zu ernst nimmt.
PRO: Tolle Grafik; neue Feinde; kooperativer Modus; guter altmodischer Schießspaß; großer Umfang; genau die richtige Dosis Humor.
CONTRA: Kampagne bittet nichts Neues (abgesehen von Feinden); einige Levels sind zu lang und werden ziemlich mühsam; Musik geht mit der Zeit auf die Nerven.
Abschließende Bewertung
Spiel: 7,75
Spaßfaktor: 8,0
Stimme dir zu. Einfach Gehirn ausschalten und Serious Sam 3 macht Spass. Ich bin Fan der ersten beiden Teile, die ich frueher rauf und runter gespielt habe. Und auch der dritte Teil macht noch ordentlich Spass. Auch wenns leider nur ein Schauplatz (Aegypten) ist...
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