Diese im Retrostil gehaltene Rollenspielversion von Croteams ruppigem, hartem und schießwütigem Helden ist eine unterhaltsame Zerstreuung, leidet aber unter einem Mangel an Tiefgang
Indie-Entwickler gestalten schon seit geraumer Zeit bekannte und beliebte Franchises zu coolen 8- und 16-Bit Spielen um, doch kommt es selten vor, das ein Publisher oder Entwickler ihnen den Auftrag dazu gibt. Devolver Digital hat sich vor einiger Zeit aus Anlass des dritten Teils der Serious Sam-Saga mit einigen unabhängigen Entwicklern zusammengetan, um den guten Sam auf originelle und schrullige Weise in neuem Gewand zu präsentieren. Vlambeers Beitrag zur Serious Sam Indie Series ist ein Ausbund an pixeliertem Stil und cleveren Ideen. Was Mashups anbelangt, ergeben schießfreudige Fragfests und rundenbasiertes Final Fantasy-Strategiespiel eine bombige Kombination, aber das Gameplay wird gegen Ende dieser kurzen Retro-Tollerei schon ziemlich eintönig.
In Serious Sam: The Random Encounter erhält der ruppige Titelheld Unterstützung von zwei wilden Freunden, mit denen er sich durch drei Welten ballert, um Mental, den Overlord der einfallenden Aliens, und seine Spießgesellen zur Strecke zu bringen. Das bekannte Laufen-und-Schießen-Gameplay wird durch eine Retro-Rollenspiel-Linse gefiltert, was die Spielerfahrung radikal verändert. Während der Erforschung eines jeden der kleinen Top-Down-Abschnitte geraten die drei Recken in eine Reihe von Schießereien mit den dämonischen Horden des Originalspiels. Obwohl sie als rundenbasierte Kämpfe ausgetragen werden, sind diese Begegnungen intensive Angelegenheiten.
Im Kampf wird die Action alle fünf Sekunden unterbrochen, womit Sie die Gelegenheit erhalten, Waffen zu wechseln, Power-ups zu nutzen und jedem der drei Mitglieder Ihrer Gruppe ein neues Ziel zuzuweisen. Sobald das erledigt ist und das Chaos weitergeht, können Sie bis zur nächsten Runde nur noch Ihre gesamte Gruppe nach oben und unten bewegen, um Geschoßen auszuweichen und das Feuer zu erwidern. Die angreifenden Biester niederzumachen, ehe sie Ihr Grüppchen zerfleischen können, macht zunächst Spaß, doch die Beschränkungen und die sich stark wiederholende Natur des Kampfsystems ziehen das Spiel mit der Zeit hinunter. Der Nervenkitzel der ersten Begegnungen lässt ebenfalls nach, denn der Schwierigkeitsgrad erhöht sich so stark, dass man mit dem dürftigen Waffenarsenal bald Probleme bekommt.
Im Laufe des Spiels kann man viele verschiedene Waffen einsammeln, darunter Schrotflinten, Sprengstoff und Laserkanonen. Jede erfüllt ihren eigenen strategischen Zweck, doch manche sind einfach zu schwach, während andere wertlos sind. Leider reichen auch die mächtigsten Waffen bei weitem nicht aus, die tobende Flut von Feinden in den späteren Abschnitten des Spiels einzudämmen, weshalb man gezwungen ist, sich ganz auf aufgesparte Power-ups zu verlassen, um auf der Zielgerade nicht auf der Strecke zu bleiben. Von vorne anfangen zu müssen, weil man sich durch das Aufbrauchen aller hilfsmittel ins Eck manövriert hat, ist extrem frustrierend. Der Umstand, dass das komplette Durchspielen nur einige Stunden in Anspruch nimmt, ist da auch kein Trost. Sollten Sie jedoch nach dem Abspann nach mehr lechzen, können Sie einen Endlosmodus freischalten.
Die Wandlung vom ausgefeilten First-Person-Shooter zum 16-Bit-Rollenspiel ist visuell durchaus gelungen, was Vlambeers exzellenter Pixelkunst und der Sorgfalt auch bei kleinsten Details zu verdanken ist. Deshalb ist es schade, dass das Gameplay nur in der ersten Welt wirklich Spaß macht. Serious Sam: The Random Encounter bringt alle Voraussetzungen für ein tolles kleines Spiel mit, doch leider wird zu wenig daraus gemacht. Für den doch bescheidenen Preis von $5 kann man durchaus den Kauf riskieren, aber in diesem Fall bekommen Sie genau das, wofür Sie bezahlen.
PRO: Coole Mischung von First-Person-Shooter und Rollenspielstrategie; tolles 16-Bit Artwork.
CONTRA: Nur ein paar Stunden lang; das beschränkte Gameplay wird mit der Zeit eintönig; gehen einem mitten im Spiel die Gegenstände aus, muss man von vorne beginnen.
Abschließende Bewertung
Spiel: 6,0
Spaßfaktor: 5,5
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