Marcus und seine Freunde sind in dieser Prequelkampagne nirgends zu finden, doch dank der intensiven und abwechslungsreichen Action werden Sie sie nicht (allzu sehr) vermissen
Heuer ist ein Jahr der Buchenden für die Gears of War-Reihe. Nachdem wir uns vor wenigen Monaten mit Gears of War 3 von der Delta Squad verabschiedeten (zumindest für den Augenblick), erhalten wir mit dem RAAM’s Shadow DLC die Gelegenheit, zurückzuspulen und erfahren, wie dieser gerade beendete Krieg zwischen Menschen und Locust auf dem Planeten Sera eigentlich begann.
Was taten Marcus und Dom am Emergence Day? Wie lernten Baird und Cole einander kennen? Nun, das ist eine Enttäuschung von RAAM’s Shadow…
Sie schlüpfen nicht in die Rolle der Charaktere, die Sie schon kennen, lieben und über die Sie mehr erfahren möchten, sondern Sie müssen mit „oh ja, der Typ“ Nebenfiguren wie Minh Kim, dem sittenstrengen ersten Squadführer in Gears 1, Tai Kaliso, dem tätowierten Glückskeks aus Gears 2, und Jace Stratton, dem langweiligen neuen Typen aus Gears 3, vorliebnehmen. Als Resultat ist die Geschichte nicht annähernd so interessant und die Dialoge sind ganz so lustig, wie man von der Serie bisher gewohnt war. Beispiel für ersteres: Beschützen Sie ein Waisenhaus. Beispiel für letzteres: „To think we once dared to build our dreams.“ Gähn.
Die Action entschädigt aber ohne weiteres für den Mangel an Handlung. RAAM’s Shadow ist drei Stunden und fünf Kapitel lang, aber die Entwickler haben genug einzigartige, erinnernswerte und intensive Momente für ein doppelt so langes Spiel hineingepackt. Sekunden nach dem Ende der eröffnenden filmischen Sequenz sitzen Sie in einem Gefechtsturm und mähen Reavers, Boomers und andere bossgroße Feinde nieder, denen man normalerweise erst am Ende eines Levels begegnet. Einige Minuten später befinden Sie sich an Bord einer neuen Version des Hammer of Dawn und bringen unzählige Feinde mit Mikrowellenstrahlen zum Schmelzen. Ein einziges Kapitel kann sowohl einen lauten, epischen Kampf mit einem vulkanischen Berserker, der einen Parkplatz verwüstet, als auch eine verstörend ruhige Horrorszene, in der Ticker in einer Cafeteria auf Ihre Beine losgehen, wobei sie durch Stühle und Tische verdeckt werden, so dass Sie sie erst sehen, wenn es schon fast zu spät ist, beinhalten.
Am besten und unvergesslichsten sind jedoch die beiden Missionen, in denen Sie ausnahmsweise nicht die COG-Truppe, sondern die Locust-Horde und sogar einen fast schon lächerlich starken General RAAM höchstpersönlich steuern. Das Gameplay ist hier fast urgewaltig – so blutig wie der Beast Mode in Gears 3 und so gottgleich wie die Brumak gegen Ende von Gears 2. in jedem der beiden Fälle brauchen Sie sich fünf glorreiche Minuten lang nicht um Deckung zu kümmern. Auch um Munition und das Wiederbeleben von Kameraden müssen Sie sich nicht kümmern. Sie sehen einen Soldaten in der Ferne? Zeigen Sie einfach in seine Richtung und ein Schwarm todbringender Kryll-Dämonenvögel wird auf ihn losgehen, bis er sich in einen roten Nebel verwandelt. Sie erblicken einen Soldaten unmittelbar vor sich? Laufen Sie einfach los und nehmen Sie mit Befriedigung zur Kenntnis, wie er von ihrer heugabelgroßen Klinge durchbohrt und in weiterer Folge zur Seite geschleudert wird. Purer Amoklauf. Purer Spaß.
RAAM’s Shadow ist kurz, teuer ($15 zum Zeitpunkt der Niederschrift, außer Sie haben den DLC Saisonpass für $30 erworben) und bietet nicht die Prequel-Geschichte, die man erwarten würde, aber da das Gameplay so intuitiv und abwechslungsreich ist (und für Co-op mit vier Spielern geeignet!), wird das leidenschaftliche Gears-Fans kaum stören und Gelegenheitsspieler faszinieren.
PRO: General RAAM sorgt dafür, dass man sich wie ein Locust-Gott fühlt; die Action der Menschenkapitel ist ebenfalls überraschend neu und unterhaltsam; ein neuer Blick auf Gears-Schauplätze und-Personen.
CONTRA: Man spielt als…Moment, wie hießen die noch gleich?; relativ wenig neue Details für ein Prequel; nur knapp drei Stunden lang.
Abschließende Bewertung
Spiel: 7,25
Spaßfaktor: 8,0
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