Dutzende von Videospielen haben versucht, die Herzen der Star Wars-Fans mit Hilfe von bis dahin nicht erzählten Geschichten von epischer Weltraum-Fantasy zu gewinnen, aber BioWares MMORPG Star Wars: The Old Republic ist das erste, das versucht, zehntausenden Spielern zugleich acht verschiedene Geschichten zu erzählen.
Seit den Kindertagen der Videospiele haben Entwickler das Medium genutzt, um die finstersten Winkel des Star Wars-Universums zu erforschen und die schwammigen Ränder der Geschichten der Serie zu definieren und zu erweitern. Doch keiner von ihnen hat so viel Aufwand betrieben und sich dieser Aufgabe mit so viel Hingabe gewidmet wie BioWare.
2003 veröffentlichte BioWare Star Wars: Knights of the Old Republic und schuf damit ein völlig neues Kapitel im Rahmen in der Science-Fantasy-Saga. Die Ereignisse von The Old Republic (Alte Republik) spielen mehrere tausend Jahre vor denen der Filme, wodurch es den Entwicklern möglich war, völlig neue Geschichten zu erzählen, ohne Gefahr zu laufen, die etablierten Abläufe groß zu beeinflussen.
Knights of the Old Republic half BioWare dabei, viele der einzigartigen Features zu etablieren, die heute fixer Bestandteil der Rollenspiele des Entwicklers sind. Filmartiges Geschichtenerzählen, qualitativ hochwertige Sprachausgabe und Sprecher, emotionales Engagement, eine starke Betonung der moralischen Werte – diese Elemente zeichnen ein BioWare-Rollenspiel aus.
Dieselbe erfolgversprechende Formel liegt auch Star Wars: The Old Republic zugrunde, nur dass sie diesmal nicht auf eine abgeschlossene, für einen einzelnen Spieler gedachte Geschichte angewandt wird, sondern als Gerüst für ein MMORPG herhalten muss, wodurch sie arg strapaziert wird, was die Gefahr des Zerfransens mit sich bringt.
Im Zentrum von Star Wars: The Old Republic schlägt das Herz von BioWares besten Einzelspieler-Rollenspielen. Es ist sehr leicht, sich das Spiel als acht getrennte Einzelspieler-Abenteuer vorzustellen, die durch MMO-Elemente zusammengehalten werden. Jede der acht Spielerklassen (vier für jede Fraktion) wartet mit einer eigenständigen, in sich geschlossenen Story auf, die unterhaltsam genug ist, um ein eigenes Spiel zu rechtfertigen. Wäre BioWare weniger ambitioniert gewesen, würden wir vielleicht jetzt The Old Republic: Smuggler's Revenge spielen und gespannt auf die Veröffentlichung von The Old Republic: The Great Hunt warten, um die Gelegenheit zu erhalten, auch einmal als Bounty Hunter (Kopfgeldjäger) durch die Galaxie zu reisen.
Stattdessen sind diese acht Geschichten die Basis für die Einzelspielerkomponenten des Spiels und helfen dabei, die Charaktere durch eine Kombination von perfekt gesprochenen Dialogen, exzellent gestalteten Begleitcharakteren und schwierigen moralischen Entscheidungen zu definieren.
Diese einzigartige Einzelspieler-Erfahrung ist für sich schon befriedigend genug, dass ich dieses Spiel allen Fans des Star-Wars-Franchise empfehlen kann. Selbst wenn Sie es hassen sollten, mit anderen gemeinsam zu spielen, kommen Sie hier auf Ihre Rechnung, denn Sie erhalten Sie für Ihr Geld acht exzellente BioWare-Rollenspiele. Sie haben zwar nur 30 Tage Zeit, bevor Sie für ein Abonnement bezahlen müssen, aber immerhin.
Mit einem starken Fokus auf Einzelspielerkomponenten zu beginnen, mag eine revolutionäre Art sein, ein MMO zu entwickeln, aber das Resultat muss nicht notwendigerweise ein revolutionäres MMO sein. Wenn man sich nicht gerade an den filmischen Zwischensequenzen erfreut oder in seiner persönlichen Geschichte von Gut und/oder Böse verliert, wird man mit derselben Plackerei wie in anderen Rollenspielen konfrontiert.
Es gibt nach wie vor eine Hotkey-Leiste mit verschiedensten Kräften, auf die man ständig klickt (und zwar öfter als üblich, da ein automatisches Angreifen fehlt). Man muss nach wie vor X Zahl von Y Kreaturen töten oder X Zahl von Y Gegenständen sammeln oder auf X Zahl von Y Objekten klicken. Man müht sich durch Aufgaben, die mit der Haupthandlung nichts zu tun haben, um Erfahrungspunkte zu erhalten, den nächsten Level zu erreichen und einen weiteren Punkt für den Fähigkeitenbaum zu bekommen. Während die Präsentation einmalig ist, ist das zu Grunde liegende Gameplay genretypisch.
Erfahrene MMO-Spieler werden sich vermutlich über den linearen Fortschritt beschweren. Für jede Seite gibt es zwei Startplaneten. Sobald die Missionen in diesen Startzonen abgeschlossen sind, begeben sich beide Seiten auf einen zweitrangigen Planeten. Sind die dortigen Missionen erledigt, geht es weiter zum nächsten Planeten.
Es ist gut, dass diese vielen anderen Spieler da sind, um die Monotonie zu durchbrechen.
Multiplayer-Interaktion nimmt in Star Wars: The Old Republic viele Formen an. Es gibt Flashpoints, Missionen mit abgeschlossenen Geschichten für zwei bis vier Spieler. Sobald man einige Levels aufgestiegen ist, kann man an sogenannten Operations teilnehmen, großen Missionen für Gruppen von Spielern, die in vielen MMOs Raids genannt werden. Man kann sich aber auch einer Gruppe anschließen und reguläre Missionen erledigen. Mit mehreren Mitstreitern geht einfach alles leichter von der Hand.
Die Qualität der Multiplayer-Inhalte hängt, wie so oft bei MMOs, von der Qualität der Leute ab, mit denen man sich zu einer Gruppe zusammenschließt. Die quälenden Verzögerungen im filmischen Dialogsystem des Multiplayers, die dadurch zustandekommen, dass man darauf warten muss, bis Mitspieler eine Zwischensequenz gesehen haben, die man selbst schon auswendig kennt, sind halb so schlimm, wenn man Teil einer lustigen und gesprächigen Gruppe ist. Eine interessante Mischung von Persönlichkeiten kann selbst die durchschnittlichste Holmission zu einem erinnernswerten Abenteuer machen. Selbst die Spieler-gegen-Spieler-Inhalte (PvP), die derzeit noch ein schlecht ausbalanciertes Durcheinander sind, kann man in der richtigen Gesellschaft genießen.
Bis jetzt ist die Community, die sich rund um Star Wars: The Old Republic gebildet hat, eine der sich am besten benehmenden und freundlichsten Gruppen von Geeks, mit denen ich chatten durfte. Diese Spieler sind um einiges hilfsbereiter, erwachsener und toleranter als diejenigen, auf die man in vielen anderen Spielen trifft.
Es ist eine Gruppe, die nicht nur andere Spieler, sondern auch das Star-Wars-Franchise insgesamt respektiert. In den besten Momenten ist das Spielen von The Old Republic so wie ein besuch auf der größten Star Wars Convention aller Zeiten, nur dass die Lichtschwerter wirklich funktionieren.
Ich frage mich nur, wie es BioWare gelingen soll, oft genug neue Inhalte herauszubringen, um den Heißhunger der Spieler befriedigen zu können. Nur eine Woche nach Veröffentlichung des Spiels gab es schon ganze Gilden von Spielern, die die Level-Obergrenze von 50 erreicht hatten. Da aber jede neue Mission viele Stunden an gesprochenen Dialogen erfordert, ist es nur schwer vorstellbar, dass wir mit großen Mengen freier Inhalte überschüttet werden.
Star Wars: The Old Republic ist jedoch ohne Zweifel eines der einzigartigsten und ausgereiftesten MMO-Spiele bisher. Nun können Sie die Erfahrung, ein hochwertiges BioWare-Rollenspiel durchzuspielen, mit ein paar tausend Ihrer engsten Freunde teilen.
PRO: Sprecher und Produktion; die interessanten Einzelspielerstorys; nützliche Begleiter; Areale ohne Ladezeiten.
CONTRA: Glitches und fehlende Features; das End-Spiel ist eher mäßig; Mangel an Open-World-Inhalten.
Abschließende Bewertung
Spiel: 8,0
Spaßfaktor: 7,75
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