Das Marketing-Team für Mass Effect 3 sitzt in einem mit Überresten von Fast Food übersäten Konferenzraum. Alle denken angestrengt nach. Sie sitzen seit Mittag beisammen. Es ist jetzt drei Uhr nachts.
„Ich verstehe nicht, was sie noch von uns wollen“, seufzt Steve und presst die linke Hand gegen die Stirn. „Wir haben alles Menschenmögliche für die Kampagne gemacht. Facebook-Spiele, Fernsehwerbung, sogar einen Abschuss ins Weltall, verdammt noch einmal! Und sie wollen noch mehr von uns?“
George späht hinter einem Stapel leerer Pizzaschachteln hervor, hinter dem er geschlafen hat. „Steve, ich sage Dir, wir müssen uns nur einige Stripper besorgen, sie blau anmalen und…“
„Zum letzten Mal, George!“ bellt Steve und schneidet damit dem kleinen, stark schwitzenden Mann das Wort ab. „Wir besorgen keine Stripper! Wir vermarkten Mass Effect 3, nicht Duke Nukem Forever!“ Steve sieht zu, wie der andere merklich schrumpft, und entspannt sich. Die Nacht hat allen zugesetzt. Samantha kann nur noch ständig kichern, während Frank schon vor einigen Stunden seine Krawatte um den Kopf gebunden und behauptet, Rambos Geist werde ihn „noch kreativer machen“.
„I-Ich habe eine Idee, S-Steve“, stottert eine Stimme im Eck. Lewis ist der Mann, der den meisten Grund hat, in dieser Nacht noch nach Hause zu gehen. Ein vor wenigen Wochen geborener Sohn wartet auf ihn – ein Grund, nicht aufzugeben. „Vielleicht… vielleicht könnten wir einen weiteren Trailer machen, aber mit echten Menschen.“
„Ich kann Dir nicht folgen“, erwidert George und fährt sich mit den Händen durch die letzten verbliebenen Haare.
„Du weißt doch, mit echten Menschen im Clip. Wie ein richtiger Film oder eine TV-Show, aber über Mass Effect. Einen Werbespot, wie sie in den 80-ern für Spiele gemacht wurden“, fängt er an, den anderen zu erklären, die Augen vor Erregung und aus Zuckermangel geweitet. „Der Clip müsste auch gar nichts mit dem zu tun haben, was im Spiel passiert.“
Es wird still im Raum. Sogar Samantha kann ihr Kichern im Zaum halten. Aller Augen richten sich auf Steve, der in Gedanken versunken ist. Die Spannung ist so groß, dass Frank am liebsten durchdrehen würde, doch er hält sich im Zaum, weil er weiß, wozu Steve imstande ist, wenn er zu wenig Schlaf bekommt und eine Folge von Two and a Half Men verpasst.
Steve richtet nach langer Zeit seinen Blick auf Lewis, der errötet und vor Nervosität zittert.
„Wir haben einen Gewinner.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen