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Mass Effect 3 (Einzelspielerkampagne) – Der Spaß und Spiele Test

 

Das Finale der Trilogie ist das actionreichste Mass Effect bisher.

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Man weiß, dass der Galaxie düstere Zeiten bevorstehen, wenn die Inception-artigen tiefen Bläser erklingen. Die Reapers, uralte Maschinen, die organisches Leben „ernten“, erscheinen in großer Zahl und geben furchterregende, blecherne Klänge von sich, während sie auf entwickelte Zivilisationen losgehen. Eine Interpretation von Mass Effect 3 ist also, dass verschiedenste Rassen, die die Galaxie bevölkern, ihre Differenzen überwinden und sich zusammenschließen, um gemeinsam ein tödliches, sehr ärgerliches und nach tiefen Posaunen klingendes Mem auszulöschen.

Es wird Sie freuen zu erfahren, dass BioWare ganze Arbeit geleistet und ein wirklich gutes Spiel produziert hat. Der spektakuläre Abschluss der Trilogie schlägt zu wie ein Dampfhammer, was erfreulich ist, da die Fans der Serie um die 100 Stunden in die Serie und die Person ihres/ihrer Shepard investiert und zahlreiche mehr oder weniger wichtige Entscheidungen gefällt haben, die in einer umfangreichen Liste von Variablen und Entscheidungen zusammengefasst sind und sich maßgeblich auf den Ausgang der alles entscheidenden Schlacht auswirken. Einige der großen Entscheidungen, besonders aber das Ende von Mass Effect 2 schränken hier mitunter die Möglichkeiten ein wenig ein, aber die kleinen Wahlmöglichkeiten in Plot und Dialog geben einem trotzdem nach wie vor das Gefühl, eine persönliche Geschichte zu erleben, ohne das die Kontinuität auf der Strecke bleibt. Dieser lange, personalisierte Handlungsstrang ist es, der die Mass Effect-Serie von anderer Science-Fiction unterscheidet. (Ich fühlte mich nur ein wenig betrogen, als sich das Spiel weigerte, das Gesicht meines Shepard aus Mass Effect 2 zu importieren.)

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Auf gewisse Weise ist es jedoch enttäuschend, nun zu erleben, dass so viele Beziehungen, Entscheidungen, Fehlschläge und Erfolge in Mass Effect 3 zu Statistiken verkommen. Alles, was Sie tun – und viele der Dinge, die Sie in den vorangegangenen Spielen getan haben -, wird zu einer Zahl zusammengefasst, die angibt, wie wahrscheinlich es ist, dass die Galaxie den Angriff der Reapers übersteht. Die Zahl ist zu Beginn ziemlich niedrig, wird aber immer größer, je mehr Kräfte Sie auf Ihre Seite ziehen, indem Sie Hauptmissionen und Nebenaufgaben absolvieren. Selbst scheinbar unbedeutende Dinge, wie die Rettung eines salarianischen Kapitäns in Mass Effect 1, können Ihre Chance auf den Sieg erhöhen.

Das Problem ist, dass diese Art der Reduzierung auf eine Zahl die verschiedenen Ereignisse mehr oder weniger nivelliert, denn so wichtige Dinge wie die Rettung oder Vernichtung der Rasse der Rachni (ME1) wird mit allen anderen Entscheidungen in einen Topf geworfen. Es ist eine wenig elegante Art, den aktuellen Stand einer Story zusammenzufassen, selbst wenn so ein Score perfekt zu Videospielen passt. BioWare war schon zuvor mit diesem Problem zu kämpfen, aber noch nie so offensichtlich wie in dem Moment in Mass Effect 3, der von einer geschmackvoll umgesetzten Todesszene nahtlos in SIE HABEN PARAGON PUNKTE erhalten! übergeht. Man kann Mass Effect selbstverständlich nicht vorwerfen, ein Videospiel zu sein, aber die wohldurchdachte Story und die exzellenten Leistungen der Sprecher spiegeln sich nicht immer in der peripheren Präsentation wider.

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Mass Effect 3 repräsentiert nicht nur die Kulmination Ihrer Entscheidungen, die in Commander Shepards Karriere und Auftreten zum Ausdruck kommen, sondern auch diejenige von BioWare als Studio. Das Spiel ist nicht durchgehend auf gleich hohem Niveau gestaltet (das wie an Schnüren aufgezogene Lächeln des männlichen Shepard ist nach wie vor die schrecklichste Bedrohung des Universums), aber die Präsentation ist oft von atemberaubender Schönheit und Größe. BioWare weiß mittlerweile ganz genau, wie dieses Universum aussieht und wie es wirken muss (unter all diesen Blendenflecken). Es ist und bleibt ein faszinierender, und wirklich bewohnter Ort, der die größtmögliche Bühne bietet, auch wenn die kleinen Storys oft die interessantesten sind.

BioWare findet in Mass Effect 3 eine bessere Harmonie zwischen Charaktercustomization und Schießen. Grundsätzliche Fähigkeiten verzweigen sich und schließen alternative Optionen aus, sobald Sie eine Auswahl getroffen haben, und die Waffenmodifikationen geben einem das Gefühl echten Fortschritts, selbst wenn sie Ihnen nicht die Möglichkeit geben, das superstarke Scharfschützengewehr zu bauen, das selbst den stärksten Gegner mit einem Schuss erledigen kann und von dem Sie schon seit Mass Effect 1 träumen. Das Gewicht der Waffen sollten Sie auch berücksichtigen, denn wenn Sie leicht reisen, sind ihre Kräfte schneller wieder einsatzbereit.

Diesmal wird viel mehr geschossen, denn neue Feinde drohen, das Blatt mit vernichtenden Nahkampfattacken und gut abgeschirmten Gefechtstürmen den Kampf zu ihren Gunsten zu wenden. Oft müssen Sie die Kräfte Ihres Teams sehr gut koordinieren, um gut gerüstete oder mit Schilden ausgestattete Feinde rasch ausschalten zu können. Die taktischen Möglichkeiten fallen aber früher oder später der Zermürbung zum Opfer, da Sie sich irgendwann auf Combos beschränken, die gut funktionieren, aber deshalb macht es nicht weniger Spaß, einen Typen in einer Stasis-Blase einzuschließen und ihn mit einer Kryo-Kugel in den Kopf zu eliminieren. (Protipp: Man kann nie genug Kryo haben.)

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Aufgrund der viel umfangreicheren Schießereien bleibt jedoch das Tempo des Spiels mitunter auf der Strecke. Manche der Kämpfe beginnen zu langweilen, wenn die von den Reapern veränderten Feinde nicht kapieren, wann sie ablassen müssen, während manche der größeren, gut geschützten Monster (etwa die grässlichen, kreischenden Banshees) unablässig angreifen und scheinbar tonnenweise Kugeln verkraften können, was vor allem dann zum Problem wird, wenn man mit mehreren auf einmal konfrontiert wird. Es gibt nicht genug verschiedene Kräfte, um einen längeren Kampf überstehen zu können, ohne gewisse Taktiken mehrmals zu wiederholen.

Für jeden zeitraubenden, das Tempo verlangsamenden Moment gibt es jedoch mindestens zwei, in denen alle Elemente von Mass Effect 3 eine faszinierende Einheit ergeben. Das sehr ausführliche Set-up sorgt dafür, dass Shepards großen Herausforderungen noch mehr Bedeutung zukommt (falls das überhaupt möglich ist) und dass mehr Missionen das richtige Gleichgewicht zwischen Schießen und Reden finden. Diese Geschichte hilft dabei, die Kameraderie zwischen den etablierten Charakteren noch weiter zu vertiefen, die nun angesichts der nicht gerade rosigen Aussichten gegen die sich breit machende Hoffnungslosigkeit ankämpfen müssen. Der Höhepunkt der Story kommt passenderweise, als Shepard eine entscheidende Mission verbockt (und zwar wirklich schlimm) und am absoluten Tiefpunkt ankommt.

Als Finale istMass Effect 3 ein effektiver, actionreicher und bisweilen aufrechter Abschied von den Helden und Bösewichten, den moralischen Problemen und den Mythen, mit denen wir im Laufe der Serie konfrontiert wurden. Der Plotaufhänger, um den sich alles dreht, ist ziemlich gekünstelt, vage und sehr bequem, aber er ist mit sehr unbequemen Entscheidungen verknüpft, von denen viele negative Auswirkungen haben, was immer man auch wählt und wie nett man auch sein mag. Auf Ihrer Suche nach Verbündeten gegen die Reapers bewegen Sie sich durch ein politisches Minenfeld und müssen bald erkennen, dass es kaum möglich ist, einer Rasse gefällig zu sein, ohne dabei die Unterstützung einer anderen zu verlieren.

Die abschließende Katharsis von Mass Effect 3 ist ein wenig enttäuschend und nicht gerade dazu angetan, allen zu gefallen. Es ist das bisher am besten umgesetzte Spiel von BioWare, aber es wird zugunsten eines bombastischen Finales teilweise auf das Geheimnisvolle und die nicht wiederholbare Brillanz von Mass Effect 2 verzichtet. Anstatt sich ins unbekannte zu stürzen, verabschiedet man sich von etwas, das man im Laufe der vergangenen vier Jahre liebgewonnen hat.

PRO: Sehrstark personalisierte Erzählung; hervorragende Actionsegmente; fantastische Sprecher; verbessertes Kampfsystem; hoher Wiederspielwert; auf die ärgerlichen Minispiele wurde verzichtet; guter Abschluss.

CONTRA: Gelegentliche grafische Aussetzer; relativ unpersönliches Ende (im Vergleich zu ME2); manche Kämpfe zu lang und eintönig; Abschied von Mass Effect.

Abschließende Bewertung

Spiel: 9,0

Spaßfaktor: 8,75

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