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Diablo III - Der Spaß und Spiele Test

 

Zehn Jahre später funktioniert die Diablo-Formel noch immer, aber manche Änderungen sind positiver als andere

Manche Genres werden von ihren Urahnen definiert. Doom brachte den First-Person-Shooter hervor, Grand Theft Auto begründete die Open-World-Spiele und Diablo steht am Anfang der Hack-and-Slash- Rollenspiele. Aber im Gegensatz zu den anderen Genres konnten sich die Action-Rollenspiele bis heute nicht ganz vom Schatten des übermächtigen Ahnen befreien, was nicht zuletzt daran zu erkennen ist, dass die Spiele noch immer als „Diablo-Klone“ bezeichnet werden, obwohl mittlerweile mehr als 10 Jahre ins Land gegangen sind. Und das hat einen guten Grund – Spiele wie Torchlight und Titan Quest nahmen kleine Änderungen an der Formel vor, aber sie betrachteten das Genre als „Diablo“ und brachten kaum eigenständige Ideen ein. Jedes Spiel variierte das Diablo-Konzept und nahm Veränderungen vor, die die Eckpfeiler noch verstärkten, anstatt sie durch neue zu ersetzen. Im Grunde geht Diablo III auf dieselbe Weise an das Genre heran – es ist ein weiterer Diablo-Klon, nur eben einer, der wesentlich offizieller ist als die anderen.

Diablo III ist ein Spiel, bei dem es darum geht, so lange auf Gegner zu klicken, bis sie tot sind, dann die Beute ans sich zu nehmen und mit der Zeit Level um Level aufzusteigen. Es wurde in sehr hübsche Grafik gekleidet, mit toller Physik garniert und in ein permanentes Online-Spiel verwandelt, aber all das ist nur eine Beilage zu dem Hauptgericht aus Töten, Beute machen und Aufleveln. Es gibt einige beträchtliche Modifikationen der Formel, aber viele dieser Veränderungen gegenüber dem elf Jahre alten Vorgänger fallen in die Kategorie „Verbesserung der Lebensqualität“ und belassen den Kern so klassisch, wie er nur sein kann. So wird das süchtig machende, unterhaltsame Gameplay beibehalten, das uns anno 2001 hunderte Stunden beschäftigte. Blizzard unternahm große Anstrengungen, um sicherzustellen, dass die Mechanik den Standards von 2012 entspricht, ohne dabei die Essenz von Diablo zu opfern.

Das Gameplay - das ist der „so lange auf Gegner klicken, bis sie tot sind, dann aufleveln“ Teil – ist einfach und befriedigend. Obwohl man zwischendurch immer wieder durch beleidigend schlechte Dialoge und einen sehr mittelmäßigen Plot abgelenkt wird, ist der Akt des Klickens auf Bösewichter, der dazu führt, dass diese wie Hampelmänner herumhüpfen und letztlich sterben, die ultimative Machtphantasie. Die vier Akte durchzuspielen (und dabei auf alles zu klicken, das sich bewegt, bis es aufhört, sich zu bewegen), befriedigt Urbedürfnisse und spricht dasselbe Belohnungszentrum an wie andere Beute-Feste.

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Jede der fünf Klassen bietet unterschiedliche Methoden, die Bösewichte totzuklicken: als Mönch können Sie Schädel einschlagen, als Wizard können Sie den Gegnern mit Elementarzaubern zusetzen, als Witch Doctor können Sie unter anderem Schlangen loslassen, während Sie sich als Barbar durch Reihen von Feinden schlagen und als Demon Hunter alle mit Pfeilen durchbohren können. Die Unterschiede sind groß und ausgewogenen genug, dass jede Klasse eine gänzlich andere Spielerfahrung bietet, die durch das neue Levelingsystem noch komplexer wird.

Die Klassen in Diablo III werden auf sehr moderne Weise weiterentwickelt: die Spieler haben bereits bei Level 30 Zugriff auf alle Fähigkeiten im Spiel, anstatt im Laufe von 99 Levels nach und nach immer wieder zwischen verschiedenen wählen zu müssen. Außerdem werden immer sechs auf einmal verfügbar gemacht (nicht nur zwei). Da man auch noch die verschiedenen Zauber mit freischaltbaren Runen modifizieren kann, steht einer umfangreichen individuellen Gestaltung der Charaktere nichts im Wege, auch wenn der derzeit maximal erreichbare Level 60 ist (im Gegensatz zu den 99 Levels von Diablo II). die Runen machen einen großen Unterschied: sie können zum Beispiel den Bash (Schlag) des Barbaren um eine Betäubung, einen Rückstoß oder einen Gebietsschaden erweitern. Jede Fähigkeit kann durch Runen verbessert und verändert werden, weshalb es möglich ist, Charaktere mit einzigartigen Fähigkeiten zu kreieren und die Zauber ganz an die eigenen Vorlieben oder Bedürfnisse anzupassen.

Zur individuellen Gestaltung der Spielcharaktere tragen auch die Loot Drops (die von den erledigten Gegnern fallengelassene Beute) bei, die noch wesentlicherer Bestandteil des Genres sind als die Rollenspiel-Elemente und die Kämpfe. Zufällig generierte Gegenstände, die aus den Leichen der gefallenen Feinde purzeln, erhöhen den Reiz (oder Zwang) weiterzuspielen, da sie den Spielern eine weitere Möglichkeit geben, ihren Charakter zu individualisieren und ständig Waffen und Rüstungsteile durch andere zu ersetzen, die ein wenig besser sind. Das ist lohnend und befriedigend, aber nicht in dem Ausmaß, wie es das beim Vorgänger war – die Beute ist wahrscheinlich eines der schwächsten Elemente des Spiels, da es jetzt auch ein Auktionshaus gibt, in dem man selbst seltene Gegenstände relativ günstig erhalten kann.

Das Beutemachen funktioniert noch immer wie in den meisten anderen Spielen dieser Art (nur das hier spielerspezifische Drops dafür sorgen, dass man sich nicht länger mit Teamkollegen ein Wettrennen um die besten Stücke liefern muss) und die Spieler können jetzt auch selbst Gegenstände herstellen, aber die Möglichkeit, im Auktionshaus des Spieles Gegenstände zu kaufen und zu verkaufen, hat weitreichende Auswirkungen. Wenige Stunden nach der offiziellen Veröffentlichung war das Auktionshaus bis zum Bersten mit Gegenständen für alle Levels gefüllt. Nun sind, wie es in Auktionshäusern nun einmal üblich ist, die besten Stücke sehr billig zu haben.

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Das mag zwar wie ein unglaublich nützliches Feature klingen, aber es könnte zur größten Bedrohung für den langfristigen Erfolg von Diablo III werden. Gegenstände im Auktionshaus zu kaufen, ist einfach und geht schnell und macht das Suchen nach Beute mehr oder weniger überflüssig. Die Gegenstände, die ich bei gefallenen Feinden fand, waren immer um einiges schlechter als diejenigen, die ich für die Menge Gold, die ich in zehn Minuten sammeln konnte, im Auktionshaus kaufen konnte. Diese Änderung ist sicher nicht zum Besseren. Wenn sich die Ökonomie nicht bald stabilisiert, wird sich schon bald niemand mehr für Beute interessieren. Die offensichtliche Lösung lautet „einfach nicht benützen“, aber der Effekt des Auktionshauses geht über die reine Versuchung hinaus, denn es schafft ein ökonomisches Ungleichgewicht, das die Lebenszeit des Spieles beträchtlich verkürzen könnte – und dass, obwohl Echtgeldtransaktionen derzeit noch gar nicht möglich sind.

Das Auktionshaus wurde nicht zuletzt deshalb eingeführt, um eine Rechtfertigung dafür zu haben, warum man das Spiel nur mit einer permanenten Internetverbindung spielen kann. In Diablo III ist außerdem der Online-Multiplayer-Teil eine viel wichtigere Komponente als in den Vorgängern, und zwar in einem derartigen Ausmaß, dass es diesmal nicht einmal eine Offline-Einzelspielerkampagne gibt. Sie können zwar nach wie vor alleine spielen, aber Sie müssen dies auf den Servern von Blizzard tun, die bis jetzt äußerst instabil sind. Auch müssen Sie immer mit beträchtlichen Verzögerungen zwischen Ihrer Eingabe und der Reaktion Ihres Helden rechnen. Ich flog mehrmals vom Server und musste schon fünf Mal miterleben, wie mein Charakter aufgrund von unverzeihlichen Lags stillstand, während Feinde von allen Seiten auf ihn einschlugen und ihn letztlich töteten.

Wenn es schon unbedingt verpflichtendes „alway-on DRM“ geben muss, dann müssen auch die Server permanent ohne Probleme funktionieren. Lag (Verzögerungen zwischen Eingabe und Umsetzung im Spiel) waren schon seit Jahren kein Problem mehr, weshalb es traurig ist, dass diese für die Spieler unerfreuliche Sache gerade bei einem so wichtigen und großen Spiel zu so einem Problem wird – in dem Moment, da ein Serverproblem Ihr Einzelspielerspiel (das offline spielbar sein sollte) unterbricht oder beeinträchtigt, wird die Geschichte offiziell inakzeptabel. Das Traurige ist, dass diese Probleme noch immer nicht ganz behoben sind.

Die Online-Infrastruktur hat aber auch einen beträchtlichen Vorteil: mit anderen gemeinsam zu spielen, war noch nie so einfach. Sie können nach Leuten suchen, die gerade mit derselben Mission beschäftigt sind wie Sie selbst, und sich diesen sofort anschließen. Dadurch wird die suche nach einer Gruppe für schwierige Abschnitte fast zu einem Kinderspiel; selbst das Spielen mit Freunden wurde einfacher. Diejenigen, die allein spielen wollen, können dies tun, ohne je den Zwang zu verspüren, mit anderen zusammenspielen zu müssen, aber es ist ebenso leicht, sicherzustellen, dass man immer mit zwei oder drei Kampfgefährten unterwegs ist. Da das Spiel in Abhängigkeit von der Zahl der Spieler leichter oder schwieriger wird, ist sichergestellt, dass der Online-Multiplayer immer für alle eine entsprechend tolle Herausforderung darstellt, vor allem auf den höheren Schwierigkeitsstufen.

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Diablo II war über viele Jahre erfolgreich, weil die Spieler gute Gründe hatten, immer weiter und immer wieder zu spielen. Gegenstände zu erbeuten und dann mit Freunden zu tauschen, machte Spaß, während das Bestreben, Level 99 zu erreichen, was hunderte Stunden in Anspruch nahm, dafür sorgte, dass man über Monate hinweg einen Vorwand hatte, weiterzuspielen. Die derzeitige Levelobergrenze von Diablo III kann in ein paar dutzend Stunden erreicht werden, was noch immer ziemlich lang ist, aber sicher nicht ausreicht, um den Spielern einen Anreiz zu bieten, nach der Absolvierung der vier Schwierigkeitsstufen weiterzumachen. Wenn man Ausrüstung für ein wenig Gold erwerben und die Levelobergrenze in relativ kurzer Zeit erreichen kann, wird die romantische Vorstellung, Monate um Monate in Diablo zu investieren, zerstört.

Sobald Sie den letzten Akt hinter sich gebracht haben, steigen Sie auf die nächste Schwierigkeitsstufe auf, wo Sie sich erneut durch die vier Akte des Spiels schlagen und schlitzen, was Ihnen vermutlich so viel Spaß machen wird, wie Sie gehofft haben. Aufgrund einiger Fehler, die mit neuen Features zusammenhängen, mag es nicht so langlebig sein, wie seine Vorgänger, aber Diablo III ist ein sehr unterhaltsames Spiel und ein würdiger Nachfolger auf dem Thron von Diablo. Bleibt nur zu hoffen, dass Sie nicht allzu sehr unter den Mängeln des Spiels zu leiden haben, während Sie sich durch die Horden von Feinden klicken und Beute einsammeln.

PRO: Verbesserte Grafik und gelungene visuelle Präsentation; brauchbare Begleiter; süchtig machende, befriedigende Kämpfe; es lassen sich leicht Mitstreiter finden; die Freude, nach dem Sieg über einen schwierigen Gegner einen tollen Gegenstand zu finden

CONTRA: Die Erkenntnis, dass dieser tolle Gegenstand, im Auktionshaus für ein paar hundert Gold zu haben ist; grottenschlechte Dialoge und klischeebeladene Story; Serverprobleme; ärgerliche Lags selbst im Einzelspielerspiel; Auktionshaus macht Beutejagd mehr oder weniger sinnlos.

Abschließende Bewertung

Spiel: 7,0 (ohne Serverprobleme 8,0)

Spaßfaktor: 8,25

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