Nachdem ich einige Wochen in den zierlichen Stiefeln einer rosafarbenen Zauberin in der Exilwelt von Arborea herumgetrieben hatte, entschied ich mich, für das zweite MMO Log den langen, seltsamen Trip zur Verrücktheit der mittleren Levels mit einem etwas kräftigeren Charakter in Angriff zu nehmen.
Nun nicht zu kräftig und nicht zu robust. Meine Faszination mit den Hochelfen geht weiter, aber statt der dünnen Robe der Zauberer trägt Cantor eine volle Plattenrüstung und schwingt eine Axt von der Größe eines Kleinwagens. Er ist ein ziemlich harter Typ – und das ist es, was zählt.
Die Levels 1 bis 30 in Frogster Interactive Entertainments MMO-Fantasy-Spiel sind eine ziemlich lineare Angelegenheit. Während der ersten 12 oder so befinden Sie sich auf der Startinsel. Nach einer kurzen Reise zur wunderschönen Stadt Velkia begeben Sie sich nach Lumbertown, wo eine Reihe von Missionen Sie beschäftigen wird, bis Sie die mittleren 20-er erreicht haben. Dann geht es weiter nach Popolion, wo es die Untoten zu besiegen gilt.
Danach wird die Sache ein wenig offener und die Spieler erhalten die Möglichkeit, in gewissem Maße zu entscheiden, welche Zonen sie durchspielen und welche sie überspringen möchten, aber diese ersten rund 30 Level sind im Prinzip in Stein gemeißelt. Das kann ein Problem sein.
Es wird mitunter die Ansicht vertreten, dass man, möchte man das Maximum aus einem MMO herausholen, aus jeder Klasse einen Charakter aufleveln sollte. Wenn die ersten zwanzig Stunden Inhalt exakt dieselben sind, müssen sich die Entwickler etwas einfallen lassen, um die Spielerfahrung interessant und frisch zu erhalten.
Bei Tera gelingt das besser als bei den meisten anderen Vertretern des Genres, was vor allem dem dynamischen Kampfsystem zu verdanken ist.
Cantor ist ein Berserker, gehört also einer Profession an, die ungefähr denselben Schaden verursachen kann wie ein Zauberer, nur auf ganz andere Weise. Anstatt den Feind aus sicherer Entfernung mit Angriffen einzudecken, begibt er sich mit seiner Axt sofort in den Nahkampf. Wenn ein Feind attackiert, blockt er dessen Angriffe ab, die oft von seiner Rüstung abprallen, während er darauf wartet, dass sich eine gute Gelegenheit für einen vernichtenden Schlag auftut. Es kommt dabei sehr auf das Timing an, aber wenn ich es genau richtig erwische, können mir selbst die bedrohlichsten Kreaturen nichts anhaben.
Während ich mich als Cantor durch 35 Levels nach oben arbeitete, genoss ich diese neue Art des Kämpfens. Sie unterschied sich vom Zaubern nicht einfach nur durch andere Icons in der Hotbar. Es war eine gänzlich andere Spielerfahrung.
Als Berserker stürze ich mich mitten ins Kampfgetümmel (daher der Name), halte mich aber ein wenig an der Seite, um den Tank nicht daran zu hindern, die Aggression der Gegner auf sich zu ziehen. Obwohl der Berserker der einzige Charakter außer dem Lancer ist, der Metallrüstungen tragen kann, verfügt er nicht über die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit einer Kreatur auf Dauer auf sich zu ziehen, während andere auf sie einschlagen.
Das läuft allem zuwider, was mich MMOs bisher gelehrt haben. Der Typ in Metall ist der Tank, der Typ in Leder fügt Schaden zu und der Typ in Stoffkleidung soll mit dem Zaubern nicht immer so übertreiben. In der vergangenen Woche wurde ich mehr als ein dutzend Mal gebeten, für eine Gruppe den Tank zu machen. Es wurde viel gestorben.
Letztes Mal sagte ich, dass der Lancer mit seinem massiven Schild und seiner Waffe von der Dicke eines Baumstammes der einzige brauchbare Tank in Tera ist. Vielleicht hätte ich besser schrieben sollen, dass er der einzige leicht zu spielende Tank ist. Der zwei Schwerter zugleich schwingende Krieger ist ebenfalls ein Tank, aber es bedarf eines sehr guten Spielers, um ihn so einzusetzen. Der in Leder gekleidete Krieger kann sich nämlich nicht einfach schlagen lassen, sondern muss den Angriffen der Feinde geschickt ausweichen oder diese abblocken und die Feinde ständig ärgern, um zu verhindern, dass diese den Typen, der die Heilzauber wirkt, zum Frühstück verspeisen.
Ich habe in den vergangenen Wochen immer wieder mit Kriegern zusammengespielt, die als Tanks unterwegs waren und das auch sehr oft sehr gut hinbekamen, obwohl ein Mitglied der Gruppe versuchte, aktiv Aggro zu stehlen, um herauszufinden, ob das möglich ist. Tut mir leid, liebe Kriegerfreunde. Ich werde mich beim nächsten Mal anständiger verhalten.
Die Grafik des Spiels beeindruckt noch immer. Jeden Tag entdecke ich neue Länder und stoße auf neue Kreaturen, die mit meiner Final Fantasy-großen Axt zerteile.
Ich habe nun also einen Alternativcharakter, obwohl ich ihn lieber als zweiten Hauptcharakter betrachte. Während ich mit Blizzards neuestem Streich beschäftigt bin, wartet Cantor mit Level 35 auf seinen nächsten Einsatz, während meine Zauberin Rasterfahrung sammelt, um für den Aufstieg auf Level 48 bereit zu sein.
Nächte Woche werde ich einen ersten Blick auf das Crafting System werfen. Da die ersten Wahlen anstehen, kann ich Ihnen vielleicht auch ein wenig über den politischen Prozess berichten.
Sofern ich nicht einen weiteren Alternativcharakter erstelle.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen