“Der Kommunismus ist das perfekte System, theoretisch.”
- Samuel Webster
Theoretisch hört sich das Echtgeldauktionshaus (RMAH) von Diablo III wie eine gute Idee an: eine einfache, sichere und vertrauenswürdige Möglichkeit für Endnutzer, echtes Geld gegen virtuelle Gegenstände zu tauschen. Man kann es sogar nützen, um Geld zu verdienen! Ich zähle nicht zu denen, die regelmäßig Geld für virtuelle Gegenstände ausgeben, aber ich weiß es dennoch zu schätzen, dass sich Blizzard bemüht, Leute, die das tun wollen, vor üblen Betrügern zu schützen.
Da das Spiel nun über ein solches Echtgeldauktionshaus verfügt, erscheint es sinnvoll, Maßnahmen zu ergreifen, die seine Sicherheit und Legitimität garantieren sollen – es wäre schließlich schlecht, würden die Accounts gehackt und den Leuten das Geld gestohlen, nicht wahr?
Diese Ideen mögen sich zwar vernünftig anhören, doch leider sind sie für den durchschnittlichen Spieler mit allerhand Unannehmlichkeiten verbunden.
Das beginnt mit dem Erfordernis einer ständigen Internetverbindung und der damit zwangsläufig verbundenen Spielausfälle. Selbst wenn man die katastrophalen Serverüberlastungen in den ersten Tagen nach der Veröffentlichung des Spiels außer Acht lässt, müssen an den Servern immer wieder routinemäßige Wartungsarbeiten vorgenommen werden, die vielleicht genau dann stattfinden, wenn Sie gerade spielen möchten. Da Diablo III kein MMO mit sich ständig entwickelnder und verändernder Welt ist, besteht eigentlich kein Grund, überhaupt online zu spielen. Warum also diese Immer-Online-Verpflichtung? Blizzard zufolge handelt es sich um eine Sicherheitsmaßnahme gegen Hacker. In Diablo II tauchten im Laufe der Zeit immer mehr gehackte Gegenstände auf, weshalb man dafür sorgen musste, dass dies bei Diablo III nicht passiert, da sonst die Legitimität des RMAH massiv gefährdet wäre.
Patch 1.0.3 für Diablo III führte ein cooles neues „Feature“ ein, dass Spieler, die das Spiel gerade digital erworben hatten, daran hinderte, während der ersten drei Tage mehr als den ersten Akt zu spielen und über Level 13 hinauszukommen. Diese Beschränkung wurde erst nach Einlangen der Zahlungsbestätigung aufgehoben. Um das in die richtige Perspektive zu rücken: Den ersten Akt durchzuspielen und Level 13 zu erreichen, dauert ungefähr zwei Stunden. Ehrliche Käufer wurden also bis zu drei Tage lang daran gehindert, das Spiel zu spielen, das sie erworben haben. Warum? Um Blizzard zu zitieren: „For security reasons and to help ensure the integrity of the game and auction house service.”
Das Echtgeldauktionshaus – der Kreis schließt sich. Man sollte erwarten, dass das RMAH der eine Ort ist, an dem eine absolut problemlose Erfahrung geboten wird, stimmt’s? Stimmt nicht. Spieler müssen bis zu 48 Stunden auf den Erhalt des von ihnen gekauften und bezahlten Gegenstandes warten – und das, obwohl das Geld von ihrem PayPal Konto schon abgebucht ist. Wie sehr fällt die Wartezeit von bis zu zwei Tagen ins Gewicht? Zwei Tage entspannten Spielens können früh im Spiel einen Fortschritt von 5 – 10 Levels bedeuten, was dazu führen kann, dass man den gekauften Gegenstand gar nicht mehr braucht, wenn man ihn endlich erhält.
Ich bin gewillt, Blizzard zuzugestehen, dass man lautere Absichten hegte und nur die Sicherheit des RMAH gewährleisten wollte und nicht einfach gierig war. Aber gute Absichten sind aus der Sicht der Konsumenten einfach zuwenig – es sind die Resultate, die zählen. In diesem Fall sind die Resultate nicht gerade erfreulich: etliche Hindernisse auf dem Weg zum Genuss der Inhalte, für die man bezahlt hat. Es werden also die ehrlichen Konsumenten bestraft, um möglicherweise den einen oder anderen Betrüger abzuschrecken. Abgeschreckt werden auf diese Weise aber die ehrlichen Konsumenten.
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