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The Walking Dead Episode Five: No Time Left - Der Spaß und Spiele Test

 

the walking dead episode 5 review 01

Enden sind berüchtigt schwer zu schreiben. Die meisten Menschen wünschen sich Geschichten mit eindeutigem Abschluss – sie möchten ein befriedigendes Ende, das logisch und bedeutsam wirkt. Leider sind logische Schlüsse im Leben eher selten. Wie bleibt man möglichst realistisch und bringt es trotzdem zuwege, alle Handlungsstränge schön abzuschließen? Beeindruckenderweise ist es den Leuten von Telltale Games gelungen, alle losen Handlungsfäden zu einer ordentlichen Schleife zu verknoten, ohne dass dabei die Authentizität auf der Strecke blieb. Und es ist genau dieser Anflug von Realismus in The Walking Dead, der die Erfahrung so gruselig macht.

In den vorangegangenen Episoden der Serie erlebten wir, wie Lee, Clementine und die anderen Abenteurer in ihrer Gruppe den Anfang der Zombieapokalypse überlebten, einen sicheren Unterschlupf und Vorräte suchten und sich schließlich auf den Weg Richtung Küste machten, um ein Boot zu finden, das ihnen ermöglichen würde, über den Ozean zu treiben und ein sicheres Fleckchen Land zu finden. Unterwegs waren die Spieler gezwungen, etliche moralisch mitunter fragwürdige Entscheidungen zu treffen. Am Ende der vierten Episode verschwand Clementine von der Bildfläche und Lee muss sie nun ausfindig machen. Eine unheilvolle Stimmung macht sich innerhalb der Gruppe breit und es ist klar, dass sie nie wieder dieselbe sein wird.

Ich bin der Ansicht, dass Episode vier die schwächste der Serie war, nicht zuletzt deshalb, weil einige Charaktere eingeführt wurden, die zur Story insgesamt wenig beitrugen. Zum Glück stellt No Time Left einen gehörigen Qualitätssprung dar und ist eine der besten Episoden. Die Charaktere wirken authentischer denn je und den wichtigsten werden Momente echter Reflexion gegönnt, in denen sie miteinander streiten und sich engere Bindungen herausbilden. Lees Handlungen im Laufe dieser Episode bestätigen ihn als einen der stärksten Helden des Jahres. Falls Sie diese Serie von Anfang an verfolgt haben, wird Ihnen diese Episode das Herz zerreißen und das Ende wird Ihnen wochenlang im Gedächtnis bleiben.

Die Serie hatte nie besonders knifflige Rätsel zu bieten – ein Umstand, der Telltale bewusst geworden sein muss, denn auf die Rätselmechanik wird hier größtenteils verzichtet. No Time Left ist eher ein Experiment in interaktiver Fiktion: Sie haben einige Konversationen, benützen eine Leiter, um auf die Spitze eines Glockenturms zu klettern, schlagen ein Fenster mit einem Baseballschläger ein, machen etliche Zombies einen Kopf kürzer und haben auch schon den Abspann erreicht. No Time Left ist wahrscheinlich der kürzeste Teil der Serie. Ich bin jedoch froh, dass Telltale all die Elemente weggelassen hat, die nicht so recht funktionierten, um sich ganz darauf zu konzentrieren, eine fesselnde Geschichte zu erzählen.

Telltales episodischer Liebesbrief an die Zombies ist eine der beeindruckendsten Spielerfahrungen des Jahres. Deshalb ist es schön, dass man schon mit Feuereifer an einer Saison zwei arbeitet. No Time Left schließt die Geschichte der letzten paar Episoden auf gekonnte und überzeugende Weise ab und deutet auf die Dinge hin, die künftig kommen werden. Es handelt sich nicht um eine „Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende…“ Geschichte, sondern um das Intro zu einem weiteren aufregenden Kapitel.

Spielen Ihre Entscheidungen eine Rolle?

Diese Serie wurde um das Konzept angelegt, dass sich die Entscheidungen des Spielers auf den Verlauf der Geschichte auswirken, aber am Ende des Tages stellt sich heraus, dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde (werden konnte?). In einigen Fällen führen unterschiedliche Entscheidungen unweigerlich zu demselben Ergebnis. In anderen Fällen wird die logische Entscheidung versteckt oder nicht angeboten, weil Telltale die Geschichte in eine Richtung führen wollte, die mit dieser Entscheidung nicht zusammenpasst. Manche Leute mögen wütend auf Sie sein, was davon abhängt, wessen Partei Sie in einem Argument ergreifen, aber gewisse Charaktere werden sterben, ganz gleich, was Sie tun. Anstatt unterschiedliche Enden zu bieten, die von den Entscheidungen des Spielers im Laufe der Episoden abhängen, werden Sie immer zu den wichtigen Plotpunkten und zur finalen Konfrontation zurückgeführt.

Ihre Entscheidungen formen die Geschichte nicht, sondern verleihen ihr nur leicht unterschiedliche Texturen, aber das liegt vermutlich daran, dass es sehr schwer bis unmöglich ist, eine halbwegs schlüssige Geschichte zu erzählen, wenn man alles dem freien Willen des Spielers überlässt. Telltale hat uns die Illusion gegeben, den eigenen Entscheidungen käme Bedeutung zu, um mit Hilfe dieses Kniffs eine reichere Geschichte zu erzählen. Diese Illusion reicht nicht aus, um Spieldesign-Entscheidungen zu kaschieren, aber diese sind berechtigt.

PRO: Überzeugende Story; Spiel wurde auf die wichtigsten Elemente reduziert und erinnert so stark an die Comicbücher; die Sprecher sind besser denn je; Musik wird effektvoll eingesetzt; würdiger Abschluss der Saison eins.

CONTRA: Eher ein interaktiver Roman denn ein Spiel; geringer Wiederspielwert.

Abschließende Bewertung

Spiel: 8,5

Spaßfaktor: 7,5

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