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Der Handel mit gebrauchten Spielen ist nicht schuld an den Problemen der Videospielindustrie

 

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In dieser Woche wurde heftig über gebrauchte Spiele und den Handel mit selbigen diskutiert, was vor allem auf die Meldung zurückzuführen ist, dass Xbox One Spiele mit einem nur einmal verwendbaren Registrierungscode ausgeliefert werden, was bedeutet, dass sie diese nicht einfach mit einem Freund tauschen oder bei GameStop verkaufen/eintauschen können.

Microsoft versprach eine Art Ökosystem für gebrauchte Spiele, aber die Details sind noch nicht bekannt. Es ist jedoch durchaus möglich, dass das Konzept eines „gebrauchten Spiels“, wie wir es kennen, bereits obsolet ist, wenn wir die Xbox One in die Hände bekommen.

Manche meinen, dies sei eine entsetzliche, konsumentenfeindliche Entwicklung. Andere argumentieren, diese Entwicklung könnte dabei helfen, die Videospielindustrie am Leben zu erhalten. Gestern veröffentlichte Ben Kuchera einen interessanten Artikel auf Penny Arcade Report, in dem er zum Schluss kommt, dass dass das Ende des Handels mit gebrauchten Spielen eine Gesundung der Videospielindustrie zur Folge haben könnte:

Without the used market sucking up all those sales and all that consumer money, it's very possible we'll see Steam-style sales on older or bundled games on the Xbox One. It's not a sure thing, but killing used games is going to free up a ton of money for companies to try new ideas in terms of sales and pricing. The people who get innovative and take advantage of this structure will thrive. The rest are likely to slowly choke on the new economics of game development.

It needs to be made clear, if all the studio closings and constant lay-offs haven't made this explicit: The current economics of game development and sales are unsustainable. Games cost more to make, piracy is an issue, used-games are pushed over new, and players say the $60 cost is too high. Microsoft's initiatives with the Xbox One may solve many of these issues, even if we grumble about it. These changes ultimately make the industry healthier.

Ich kann vielen von Kucheras Argumenten durchaus etwas abgewinnen – manche habe ich in Diskussionen selbst schon vorgebracht – und er halt voll und ganz recht, dass die Videospielindustrie in ihrem derzeitigen Zustand nicht mehr lange besehen kann. Sollte es Microsoft gelingen, ein digitales Netzwerk auf die Beine zu stellen, das genauso kostengünstig und bequem ist wie Steam, würde es sicher viel weniger schmerzen, wenn man uns des Rechts beraubt, Videospiele zu verleihen und auszuborgen. Und vielleicht wird das ja passieren.

Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass gebrauchte Spiele, genau wie Produktpiraterie, zu einem Sündenbock für eine Industrie wurden, die verzweifelt bemüht ist, die finanziell schweren Zeiten irgendwie zu erklären und dabei die Schuld möglichst weit von sich zu weisen. Große Publisher wie EA und Square Enix haben nicht ständig mit Problemen zu kämpfen, weil potenzielle Kunden auf der Suche nach billigeren Spielen zu GameStop und Co. gehen. Activision schließt nicht ein Studio nach dem anderen, weil wir seine Produkte auf eBay verhökern. THQ musste Konkurs anmelden, weil man alles auf uDraw setzte und verlor, nicht weil die Leute zu viele Kopien von Homefront eintauschten.

Die Videospielindustrie rennt mit dem Kopf voraus in eine Wand und macht den Wind dafür verantwortlich.

Auf NeoGAF gibt es einen interessanten Eintrag, der mir heute wirklich ins Auge fiel. (Warnung: Die Sprache ist ein wenig anstößig.) Hier ist ein relevanter Ausschnitt, in dem GAFfer Burai sarkastisch einige Missgriffe aufzählt, an denen gebrauchte Spiele mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht schuld sind:

But no, it's all used games that did this. Used games made Capcom make some horrible design decisions on DmC and piss off the entire fanbase. Used games made Activision and EA flood the market with guitar games and accessories long after people stopped caring. Used games made Microsoft make a fourth Gears of War game that nobody asked for from a developer nobody cares about. Used games made Sony pump out another God of War game after they spent the past few years flooding the market with HD remasters. Used games made Sony make a Smash Bros clone with no appealing characters to help sell it. Used games made Bizarre Creations make James Bond and racing games no-one wanted. Used games make publishers shutter studios the moment the game they were working on goes gold, before they've even had a chance to sell a single new copy, let alone a used one.

I could go on. And on. And on. You could write a book about every single executive level screw-up this gen and yet these same people with their million dollar salaries and their shill puppets still try to insult our intelligence and blame used games and awful, entitled consumers for companies shutting and talented people losing their jobs.

Wir erleben schon seit einiger Zeit mit, dass in einer Industrie, in der es von außergewöhnlich intelligenten Menschen nur so wimmelt, eine außergewöhnlich dumme Entscheidung nach der anderen getroffen wird. Arbeitsplatzunsicherheit und prekäre Arbeitsbedingungen sind mittlerweile die Norm. Videospiele werden – ähnlich wie große Spielfilme – immer teurer und die Erwartungen an den Erfolg werden immer unrealistischer. Spiele wie Tomb Raider und Hitman Absolution verkaufen Millionen Kopien und trotzdem werden sie von Square Enix als Misserfolge gesehen, weil die Welt den Verstand verloren hat.

Vielleicht ist es Trägheit. Egal wie oft man auf die größten Probleme der Videospielindustrie hinweist – aufgeblähte Budgets, schlechte Entscheidungen des Managements, hirnlose Fixiertheit auf Metacritic -, es ändert sich nichts. Die Publishers machen gebrauchte Spiele und Produktpiraterie für die Krise verantwortlich und es ist ihnen gelungen, Microsoft (und vielleicht auch Sony) zu überzeugen, eine Konsole zu kreieren, die sowohl gebrauchte Spiele als auch Produktpiraterie bekämpft, allerdings auf Kosten unserer rechte als Konsumenten. Den Publishers scheint es einfach unmöglich zu sein, einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen, ob sie überhaupt das richtige Problem angehen. Sie versuchen, eine schusswunde mit einem Pflaster zu kurieren.

Lassen Sie uns annehmen, es gibt künftig keinen Handel mit gebrauchten Spielen mehr. Werden dann wirklich keine Studios mehr geschlossen? Werden sich die Gewinnspannen der Publishers wirklich erhöhen? Oder wird die Videospielindustrie einfach etwas anderes finden, dem sie die Schuld zuschieben kann?

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