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Far Cry 3: Blood Dragon - Der Spaß und Spiele Test

 

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Können Sie sich daran erinnern, dass es schon einige Dekaden vor dieser gab? Far Cry 3 scheint sich jedenfalls daran erinnern zu können, denn es erfreut uns mit einer Expendalone-Parodie der 1980-er, die den coolen Titel Blood Dragon trägt. Was hat das Mini-Abenteuer zu bieten und wie schneidet es im Vergleich zum Hauptspiel ab? Hier ist, was mir aufgefallen ist:

Es fällt mir schwer, mir nicht zu wünschen, derjenige, dem wir den ersten exzellenten Trailer für Blood Dragon zu verdanken haben, hätte nicht auch das ganze Spiel geschrieben. Dieses seltsamste aller Spin-off-Spiele, eine Minikampagne und eine neue Insel voller Basen, die darauf warten, von Ihnen übernommen zu werden, findet sich in einem bizarren Bereich irgendwo zwischen großem Spaß und sehr viel Ärger.

Wenn man das Crêpepapier-dünne Furnier verwirrten 80-er-Jahre-Flickwerks wegzieht, erkennt man ein Pseudo-Erweiterungspack für Far Cry 3 (auch wenn keine Charaktere und eigentlich auch sonst nichts übernommen wird, von den grundlegenden Mechaniken einmal abgesehen). Eine neue Insel, zwölf oder so neue Garnisonen, die Sie erobern können (jede mit ihrer eigenen Geiselbefreiungs-Zusatzaufgabe), neue Tiere, die Sie erschießen können, neue Collectibles, zu denen Sie hinlaufen können, um dann E (am PC, sonst Aktionsbutton) zu drücken, und zahlreiche Storymissionen, die es durchzuspielen gilt. Es handelt sich jedoch um eine seltsam reduzierte Version von Far Cry 3: das Skillsystem wurde auf automatisch hinzugefügte neue Fähigkeiten beschränkt, die Sie nach und nach freischalten, die Variation der Aktivitäten wurde auf drei reduziert, es gibt überhaupt kein Crafting und das aus nur fünf Waffen bestehende Arsenal ist auch nicht gerade berauschend.

Also, nun ja, es ist trotzdem noch ziemlich gut. Weiteres Laufen und Schleichen durch die Landschaft, spontane Events, das Abschlachten von Armeen, um ihre Heime zu übernehmen und die Tode vieler weiterer Tiger. Nur dass es diesmal riesige Drachen gibt, die Laserstrahlen abschießen, und alles in violettes Licht getaucht ist.

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Die Drachen sind vielleicht die einzige wirklich bedeutsame Änderung in Sachen Gameplay. Wenn Sie Feinde töten, können Sie ihn ihren Cyborgherzen herausreißen und aufheben. Die Blood Dragons (Blutdrachen) werden von diesen Herzen magisch, weshalb Sie diese benützen können, falls Sie schnell flüchten müssen oder aber, was viel besser ist, um die Drachen zu Ihren Feinden zu locken. Sich in eine Basis zu schleichen, deren Drachenschild zu deaktivieren und dann einen Drachen anzulocken, macht selbstverständlich großen Spaß. Die Drachen zu bekämpfen, scheint zunächst eine zu große Herausforderung zu sein, aber im Laufe des Spiels werden Sie einige Dinge beobachten und erkennen und so nach und nach bessere Chancen haben, gegen diese Viecher zu bestehen.

Die Missionsaufgaben waren der wahrscheinlich am heftigsten kritisierte Aspekt von Far Cry 3 (jedoch zu Unrecht, wie ich meine – die Annäherung dieser Quests an Uncharted Territorium sorgte für noch größere Abwechslung), aber ich glaube nicht, dass es in dieser Beziehung bei Blood Dragon Beschwerden geben wird. Hier sind diese Missionen im Allgemeinen großartige Übungen in Gewalt. Statt von den Grundmechaniken abzuweichen, geht es bei den meisten Quests um Infiltration gefolgt von Massenmord. Die meisten Missionen bestehen aus mehreren Abschnitten/Stufen und entwickeln sich zu einem Höhepunkt, der ziemlich genau auf der Trennlinie zwischen Genialität und Wahnsinn balanciert. Wenn man bedenkt, dass der Ton über weite Strecken des Spiels eher minimalistisch ist, sind diese Missionen – und besonders die abschließenden Höhepunkte - extrem gut konstruiert und umgesetzt. Das einzige Problem ist, dass diese Plotmissionen insgesamt höchstens drei bis vier Stunden dauern.

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Hören Sie dieses Geräusch, das langsam über den Horizont näher kommt, während violette Blitze aus den violetten Wolken zucken? Es ist ein „Aber“.

Aber auf seltsame Weise wirkt dieses Spiel auch wie eine Sammlung der schlechtesten Dinge aus Far Cry 3. Abgesehen von Problemen mit der Story, was waren die primären Beschwerden? Diese verdammte Missions-Pop-Up-Mitteilungen, die man nicht abschalten kann? Die gibt es noch immer. Die seltsame Unterteilung der Missionen in Zonen, so dass man verliert, wenn man unterwegs irgendeine willkürliche Linie überschreitet? Ist noch vorhanden. Dann der erzwungene Neustart bei einem früheren Speicherpunkt, wodurch der ganze Fortschritt verloren geht? Ja. Tasten/Buttons, die in wichtigen Momenten nicht ansprechen/reagieren? Freilich!

Ihnen wird der fraglos große Spaß zuteil, eine neue Insel zu übernehmen, und das Vergnügen der (leider zu wenigen) Missionen, aber Sie werden sich auch über die Dinge ärgern, die schon längst aus FC3 herausgepatcht sein müssten – das sie sogar im Spin-off auftauchen, ist eigentlich unverzeihlich. Und dann ist da noch die Eigenartigkeit des Tons.

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Es ist nur sehr schwer auszumachen, was genau Blood Dragon zu parodieren meint. Zunächst scheint es das Spiel auf alle amerikanischen Zeichentrickserien abgesehen zu haben, die am Samstagvormittag ausgestrahlt wurden, aber dann schwenkt es in einem Wirbelwind von Flüchen, Gewalt und Sexszenen dazu über, die direkt auf Video erschienenen Actionfilme der 80-er Jahre zu persiflieren. Doch die Kluft zwischen diesen beiden inhaltlichen Elementen ist stets deutlich zu merken und sorgt für deutliche Missklänge. Die filmischen Zwischensequenzen sind kaum animierte Cartoonszenen – die, wie ich immer mehr vermute, nur plump gemacht wurden, weil man so Geld sparen wollte, nicht weil man damit etwas Bestimmtes parodieren wollte -, während die Dialoge ein Versuch sind, die Tendenz der Actionfilme zu extremen Klischees zu persiflieren. Und bei beidem wurde kein besonders guter Job gemacht. (Es ist wert, darauf hingewiesen zu werden, dass die wunderbaren Animationen im Trailer nichts mit dem nachlässigen Mist im Spiel gemein haben.)

Das Skript ist erschreckend schlecht – und das war sicher keine Absicht im sinne von „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“. Das Ganze wirkt letztlich wie eine schlechte nostalgische Fernseh-Sketch-Show, in der jemand ständig schreit: „KÖNNEN SIE SICH AN DIE ACHTZIGER ERINNERN?!?!!“ und meint, das allein wäre schon das Lustigste, was man sich vorstellen kann. Ja, ich erinnere mich an die Achtziger. Und das ist auch teil des Problems – ich kann mich daran erinnern, dass alles, was sie zu bieten hatten, selbst das Schlechteste, viel unterhaltsamer war als das Geschwafel, das dieses Spiel als Story ausgibt. Die klassische Regel der Parodie – dass man besser sein muss als das, worüber man sich lustig macht. Stattdessen wählte man den einfacheren Weg und begnügte sich damit, nur schlecht zu sein und „Sehen Sie?“ zu sagen.

Es findet sich jede Menge Meta-Kommentar in dem Spiel, aber auch das geht vollkommen daneben, da sich diese Kommentare auf die aktuelle Gaming-Situation beziehen anstatt auf eine längst vergangene Dekade. Und so werden Sie am Anfang durch ein mieses Flickwerk von einem Tutorial geschleift, das nur damit glänzt, dass es ein wirklich frustrierendes Tutorial ist, wobei ein Charakter im Spiel sagt, wie frustrierend es ist. Das ist nicht lustig – das ist aktives Verspotten des Publikums. Vorsätzlich schlecht zu sein und dann darauf hinzuweisen, dass man absichtlich schlecht ist, bedeutet… schlecht zu sein. Vorsätzlich ein schlechtes Spiel zu machen. Oh, und es gibt eine unglaublich unbehagliche Sexszene, anscheinend in beiderseitigem Einverständnis, die damit endet, dass die Frau „NO NO NO!“ schreit. Das ist widerlich, nicht zuletzt deshalb, weil nicht nachvollziehbar ist, was die Macher damit erreichen wollten.

Der Rest besteht daraus, dass erklärende Stimmen ironisch seufzend Text von sich geben, der davon handelt, wie günstig doch gewisse Aspekte der trägeren Momente des Spiels sind. Ahem, großartig.

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Das Resultat ist seltsam. Ein gutes Spiel, verziert mit etwas, das ein Festival des Spaßes sein sollte, aber in Wahrheit nur trister Kommentar ist, der nicht geistreicher ist als Langweiler in Bars, die sich an irgendwelche alten Werbespots zu erinnern meinen und dann laut darüber lachen. Und dann einander die Witze erklären, falls sie irgendjemand nicht kapiert haben sollte. (Mein Geduldsfaden riss endgültig, als ein unglaublich schwacher und völlig deplatzierter „jump the shark“ Witz nicht nur unterstrichen und hervorgehoben sondern auch noch mit riesigen Neonpfeilen auf ihn hingewiesen wurde.)

Das Spiel ist den relativ bescheidenen Preis von €15 allemal wert. Es ist nur schade, dass die Möglichkeit einer wirklich guten 80-er-Jahre-Parodie nicht wahrgenommen wurde.

Aber es soll ja noch Super Time Force kommen, dessen Trailer Blood Dragons, ahem, inspiriert zu haben scheint.

PRO: Toller Retro-Stil; tolle Musik; ordentlicher Spielumfang; coole Drachen.

CONTRA: Dialoge und Story sind bei weitem nicht so witzig, wie sie glauben; neue Features sucht man vergeblich; Mängel des Originalspiels wurden teilweise beibehalten.

Abschließende Bewertung

Spiel: 5,5

Spaßfaktor: 6,0

Das Spiel wurde für den Test auf dem PC gespielt.

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