Die lauwarmen Reaktionen der Kritiker und der Käufer auf die in diesem Jahr erschienenen Prequels zu God of War und Gears of War werden hoffentlich den in der Videospielbranche regierenden Mächten die Botschaft begreiflich machen, die ich ihnen schon seit Jahren übermitteln möchte: Viele von uns, die ein Ding mögen, interessieren sich nicht dafür, was vor dem passierte, was in dem Ding passierte, das wir mögen.
Prequels, wer wollte die haben?
Es wird zwar allgemein gejammert, dass Fortsetzungen eine Art Bankrott der Phantasie in Videospielen, Spielfilmen und in der Präsidentschaft repräsentieren, aber ich für meinen teil möchte lieber einen Teil 2 oder sogar einen Teil 5 haben als einen Teil 0. Ich gebe mich sogar mit einem Remake zufrieden, wenn es mir das nur allzu selten unterhaltsame rückwirkende Ausschmücken der Vorgeschichte erspart, das ein Prequel nun einmal mit sich bringt.
Es ist nicht so, dass mich überhaupt nicht interessiert, warum Kratos so wütend ist oder wie dieser Typ zu seiner Narbe kam oder wie ihre Mutter als Kind war oder wer C3PO baute, aber das könnte man mir auch in einem Tweet mitteilen, womit ich mehr als zufrieden wäre. Ich muss das nicht sehen. Und ich möchte dafür kein Geld ausgeben.
Leider leben wir in einem Zeitalter der Prequels, die jedermanns Zeit vergeuden und einem das Gefühl purer Verzweiflung vermitteln.
Wir leben in der Zeit von The Hobbit, einem alten Buch, das in drei neue Filme verwandelt wird, und zwar ein Jahrzehnt nachdem die Bücher, die auf es folgten, verfilmt wurden. Die Leute, denen die Lord of the Rings Filme gefielen und die unbedingt die Vorgeschichte kennenlernen wollten, hatten in den letzten 10 Jahren sicher mehr als genug Zeit, dieses doch eher dünne Buch zu lesen. Sicherlich wollte der Filmemacher, dem wir die Rings Filme verdanken, nicht einfach nur zu seinem größten Erfolg zurückkehren und The Hobbit zu dem zweitzwielichtigsten Marketing-Gimmick (nach Prequels) auswalzen: der Trilogie.
Die ärgerlichen Prequels sind diejenigen, die bereits beantwortete Fragen beantworten.
Wir leben im Zeitalter von Before Watchmen, dem Prequel zur beliebtesten Graphic Novel aller Zeiten. Dieses Prequel, das gegen den Widerstand des Autors des Originals veröffentlicht wurde, ist von ausufernder Mittelmäßigkeit. Es ist außerdem das Prequel zu einem Buch, das selbst ein Remix früherer Arbeiten war, ein Testament des Triumphs des Überdenkens über das Geldmachen. Die talentierten Autoren und Zeichner, die DC Comics engagierte, um Before Watchmen zu kreieren, stritten sich zusammen und produzierten ziemlich langweilig und vage geschriebene, aber gelegentlich wunderschön gezeichnete Geschichten, die sich mit unglaublich unbedeutenden Dingen befassen, etwa warum Watchmens klügster Mann der Welt eine mutierte Katze hat und welche sexuelle Dysfunktion den zweiten Typen quälte, der als die Eule verkleidet war. Die Before Watchmen Prequels sind, zusammengenommen, dreimal so lang wie das bessere Werk, das sie antizipieren. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wenigstens ein Drittel so gut sind.
Bei den Videospielen kommen die Prequels schnell, wild und sie sind zumeist enttäuschend. God of War Ascension, das ich im März durchspielte, erzählt den Fans ein wenig genauer, warum Kratos um seine Frau trauert, aber das allererste God of War erklärte das bereits sehr gut. Gears of War Judgment beschert uns die Vorgeschichte Bairds, eines Charakters, dessen Vorleben mich nie wirklich interessierte, obwohl ich alle drei vorherigen Gears of War Spiele spielte. Haben Sie nach Bairds Vorgeschichte verlangt? Lego City Undercover auf der Wii U war toll. Ich spielte es im März. Was brachte der April? Ein 3DS Prequel. Nein danke.
Im Herbst werden wir ein neues Batman Spiel bekommen. Wissen Sie, was es sein wird? Ein Prequel. Der Oktober beschert uns ein neues Assassin's Creed. Es heißt Assassin's Creed IV und spielt größtenteils wann? Natürlich vor Assassin's Creed III.
Es gab auch schon gute Prequels. Meine Favoriten: Metal Gear Solid 3,Metroid Prime, Halo Reach, Batman: Year One und der Robert DeNiro Teil von Der Pate Teil 2. Es gab auch Werke, die rein technisch Prequels sind, aber diesen Umstand so gut verbergen, dass es mir kaum auffiel: Knights of the Old Republic und The Legend of Zelda: Skyward Sword, um nur zwei zu nennen. Selbst das heuer erschienene Tomb Raider Prequel/Reboot war unterhaltsam. Diese Prequels sind gut, weil sie nicht wie besessen den Fans alles recht machen wollen und darauf verzichten, ständig Anspielungen zu machen, die da Werk entmystifizieren, dem sie vorangehen.
Die wirklich ärgerlichen Prequels sind diejenigen, die zu viel erzählen, diejenigen, die die Magie des Werks, dem sie vorangehen, verringern, indem sie nicht nur erklären, wie der Trick funktionierte, sondern uns auch noch mitteilen, was der Zauberer zu Mittag aß, als er 14 war.
Die wirklich ärgerlichen Prequels sind diejenigen, die auf eine lange Reihe von Fortsetzungen folgen und deren Zweck zu sein scheint, eine Serie wiederzubeleben, indem potenziellen neuen Fans der Einstieg extrem erleichtert (Sie starten ganz am Anfang!) und eingefleischten Fans die Möglichkeit geboten wird, sich dem Geschehen noch einmal ganz von vorne zu widmen (wir werden Anspielungen machen, die nur Ihr, die Langzeitfans, versteht!).
Die wirklich ärgerlichen Prequels sind diejenigen, die bereits beantwortete Fragen nochmals beantworten.
Prequels konnten die einst großartige TV-Serie Battlestar Galactica nicht retten. Sie vermochten nicht, Star Trek wiederzubeleben. Ich finde die Clone Wars Animationsserie recht unterhaltsam, aber insgesamt bringt das gesamte Star Wars Prequelmaterial recht wenig. Ich muss die X-Men nicht in ihrer Jugend erleben. Ich brauche die Vorgeschichten zu all diesen Dingen ungefähr so dringend, wie ich wissen muss, was Gott vor „Es werde Licht“ sagte. Genau genommen… ein Prequel zum Buch Genesis würde ich lesen. Der Rest der möglichen Prequels, die uns ins Haus stehen könnten? Ich könnte ohne sie leben. Es ist an der Zeit, sich anderen Dingen zuzuwenden.
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