Es kommt der Punkt, vielleicht nach rund einer Stunde, an dem Sie von The Old Gods, der neuen Wikinger-Erweiterung für das epische Strategiespiel Crusader Kings II, die in dieser Woche erschien, ein wenig enttäuscht sein werden.
Wenn man gemeinhin an Wikinger denkt, assoziiert man diese wilden Nordmänner mit Plündern, Bärten, Feuer, Äxten, Chaos. Doch diese Erweiterung bietet von all dem kaum etwas. Sie nimmt Leute, die zu den berüchtigtsten Brandschatzern der Geschichte zählen, und reduziert sie zu einer Fraktion in einem PC-Strategiespiel, die sich in denselben strukturellen Grenzen von Politik, Technologie, Religion und Intrigen bewegen muss wie all die anderen, langweiligen Königreiche, die der Spieler wählen kann.
Sie müssen Buch führen, Streitigkeiten beilegen und Recht sprechen und sich darum kümmern, Ihre Töchter möglichst gut zu verheiraten.
Mit anderen Worten: Das Ganze wirkt wie das langweiligste Wikingerspiel aller Zeiten.
Aber während Sie weiterspielen, werden Sie sich daran erinnern, dass Sie kein Wikingerspiel spielen. Sie spielen eine Erweiterung für das wunderbare Crusader Kings II, eine, die Ihnen die Möglichkeit gibt, das großartige Spiel nun auch als Wikinger zu spielen - neben Christen, Muslimen, Byzantinern und Republiken. Mit der neuen Fraktion kommen auch neue nette Features wie Raids (Armeen können Städte plündern, ohne Krieg zu erklären) und ein sehr nordisch wirkendes Holzskin für das UI hinzu, damit sich echtes Wikinger-Feeling einstellt.
Das ist das Schöne an diesen CKII Erweiterungen: jede fügt etwas Neues hinzu und bereichert das Originalspiel um zusätzliche Ebenen.
Hier gibt es keine dramatischen Neuerungen, abgesehen von einem möglichen Meta-Spiel, das darin besteht, die Ausbreitung des Christentums in den Wikingerlanden zu unterbinden. Dasselbe Spiel, dieselben fantastischen Höhepunkte, dieselben niederschmetternden Tiefen, nur dass Sie diese nun durch einen dichten roten Bart hindurch erleben können. Stellen sie sich das Ganze einfach wie eine Feder in einem ohnehin schon wunderbaren Hut vor.
Erfahrenen Spielern werden vermutlich die bereits erwähnten Raids (Plünderungen), ein überarbeitetes Technologiesystem, das dafür sorgt, dass man wirklich davon Gebrauch macht, die Möglichkeit, große Invasionen zu planen (indem man die Truppenstärke vergrößert) und die netten Wikingertouches, etwa nordische Berater auf der Spielkarte, besonders zusagen.
Der einzige Nachteil ist meiner Meinung nach, dass Sie ein Geschichtsbuch und einen Atlas benötigen werden, da Sie, falls Sie nicht Skandinavier oder Historiker mit Spezialgebiet Wikinger sind, nicht wissen werden, wo die meisten Orte und reiche auf der Karte zu finden sind. Die Suchfunktion des Spiels wird während der ersten Spielstunden überstrapaziert werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen