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Gunpoint - Der Spaß und Spiele Test

 

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Gute Dinge kommen oft in kleinen Verpackungen. Gunpoint ist genau so ein gutes Ding in so einer kleinen Verpackung. Gunpoint ist, wie auch die winzigen Gebäude, die Sie darin infiltrieren und in denen Sie sich herumbewegen, eine komplizierte Anordnung miteinander verbundener Kreisläufe/Schaltkreise, die fein abgestimmt ist und darauf wartet, von Ihnen manipuliert zu werden.

Sie spielen als Richard Conway, ein mit einem Trenchcoat bekleideter Spion, der für verschiedene Aufgaben angeheuert werden kann, der, nachdem ein Auftrag nicht nach Wunsch verlaufen ist, ist einen paranoiden Unternehmensspionageplot hineingezogen wird, wie man ihn aus Spielfilmen der 1970-er kennt. Sie führen ihn durch Infiltrationsmissionen, in deren Verlauf er sich in Appartementhäuser, Hochsicherheitsanlagen, Bürokomplexe und Waffenfabriken einschleicht, immer recht entspannt auf der Suche nach der Wahrheit.

Gunpoint mag ein Stealth Spiel sein, aber Conway ist kein Möchtegern-Sam-Fisher, der sich in Schatten verbirgt und ahnungslose Wachen erwürgt. Seine Methoden sind ein wenig auffälliger und machen viel mehr Spaß. Er besitzt eine mit Superkräften ausgestattete Hose, die im ermöglicht, sich hunderte Meter in die Luft zu schleudern und völlig unbeschadet wieder zu landen. Diesen Sprung bereitet man vor, indem man die linke Maustaste gedrückt hält, so ähnlich wie beim Zielen in Tanks oder Worms. Loslassen - und sproiiing!

Jedes winzige Gebäude, in das Conway eindringt, wird von winzigen Wachen bevölkert, die nicht weniger scharfsichtig und tödlich sind, nur weil sie so winzig geraten sind. Wenn Sie ins Blickfeld eines Wachmannes geraten, werden Sie sofort erschossen. Das passiert mit schockierender Schnelligkeit und ohne großes Tamtam. Es ist deshalb sehr wichtig, die Wachen zu umgehen, um zu dem Computer oder versteckten Prototyp zu gelangen, den Sie hacken oder stehlen müssen.

Um dies tun zu können, müssen Sie die Sicherheitsanlagen und Geräte des Gebäudes neu verkabeln/zusammenschließen – dies ist der große Unterschied zwischen Gunpoint und anderen Stealth Spielen. Mit Hilfe eines wunderbar einfachen Interfaces können die Spieler zu einem Hacking-Overlay namens „Crosslink“ wechseln, dass ihnen ermöglicht, auf die Verkabelung des Gebäudes zuzugreifen und diese zu manipulieren.

Es ist einfacher, sich das Ganze in Aktion anzusehen (wie zum Beispiel im obigen Trailer), aber ich werde es versuchen: Im Stockwerk über Ihnen patrouilliert ein Wachmann. Er geht von links nach rechts und wieder zurück. Sie stehen neben einem Lichtschalter. Indem Sie in den Overlay-Blick wechseln, erkennen Sie, dass ein Kabel vom Schalter zum Licht über Ihrem Kopf führt (natürlich). Wenn Sie nun in den Crosslink View überwechseln, können Sie das vom Lichtschalter wegführende Kabel so neu verbinden, dass Sie damit im Stockwerk über sich eine Tür öffnen können. Wenn Sie es genau richtig timen, können Sie mit Hilfe der Tür den Wachmann KO schlagen. Oder Sie können den Lichtschalter mit einer Steckdose verbinden und dem armen Mann einen Stromschlag versetzen, wenn er an dieser vorbeigeht. Oder Sie können mit dem Schalter eine Falltür öffnen, so dass er zu Tode stürzt. Oder Sie können die Lichter ausschalten, sich an ihn heranschleichen und ihn mit einem gut getimten Sprung ausschalten. Oder, oder, oder.

Das Spiel besteht im Grunde aus einer Ansammlung umprogrammierbarer binärer Gleichungen. Mit Ausnahme der Wachen hat jedes Objekt in der Spielwelt zwei Zustände: ein/aus, offen/geschlossen, aktiviert/ausgeschaltet. Indem so viele im Grunde simple Variable übereiandergeschichtet werden, bringt es Gunpoint zuwege, komplex zu sein, ohne den Spieler zu überfordern.

Die Wachen sind der X-Faktor des Spiels – und sie sind es, die Gunpoint von dem oberflächlich ähnlichen (wenn auch anders unterhaltsamen) iOS Spiel Beat Sneak Bandit unterscheiden. Die Wachen verhalten sich entsprechend einfacher, aber realistischer AI-Programmierung, was bedeutet, dass Sie sich rund die Hälfte der Zeit durch einen Level vorarbeiten müssen, indem Sie die Wachmänner manipulieren, als wären sie Keypads oder Türen. Wenn Sie das Licht in einem Raum ausschalten, werden Sie bemerken, dass die Wache in dem Raum sofort losgehen und das Licht wieder einschalten wird. Wenn Sie also zuerst den Lichtschalter des Wachmannes so neu verkabeln, dass er eine Tresortür öffnet, die Sie nicht erreichen können, und dann das Licht im Raum des Wachmannes ausschalten, wird dieser unabsichtlich den Tresor für Sie öffnen.

Gunpoint ist nie extrem schwierig, vor allem dann nicht, wenn Sie nichts dagegen haben, etliche Leichen zurückzulassen. Ihre Leistung wird jedoch am Ende eines jeden Gebäudes bewertet. Wenn Sie ein perfektes Rating erhalten möchten, dürfen Sie niemanden töten, was einiges an Kreativität verlangt.

Obwohl Conway während meiner Zeit mit dem Spiel etlichen Kugeln zum Opfer fiel, fühlte ich mich nie bestraft. Das liegt zum Teil an der grenzgenialen Quicksave Implementierung, die eine der intelligentesten Ideen von Gunpoint ist. Wenn Sie sterben, erhalten Sie mehrere Quickload (Schnellade) Optionen, von denen jede einige Sekunden weiter in die Vergangenheit zurückgeht. Das ermutigt zum Experimentieren und bedeutet in Verbindung mit extrem kurzen Ladezeiten, dass ein Fehler Sie nur wenige Sekunden zurückwirft. Das System geriet, während ich im letzten Level war, einmal völlig durcheinander, was mich mehrere Minuten Fortschritt kostete. Aber dabei dürfte es sich nur um einen Bug gehandelt haben, der wohl bald aus der Welt geschafft werden wird.

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Das Skript von Gunpoint ist ebenfalls ein Volltreffer. Zwischen den Missionen führt Conway Text-Message-Konversationen mit verschiedenen Kontakten und Auftraggebern, die mit herzigem (und, es muss erwähnt werden, typisch britischem) Humor durchsetzt sind, die jeden Fan von Point-and-Click-Abenteuern der 90-er Jahre nostalgisch werden lassen. Man kann sagen, dass das Spiel mit einer „leichtes Kichern“ Einstellung läuft; Conways gelassene, sardonische Herangehensweise an sein gefährliche und mörderische Tätigkeit ist ein willkommener Kontrast zu den typischen ach so ernsthaften Videospiel-Antihelden.

(Außerdem bemerkenswert: Gunpoint hat einige der lustigsten Steam Achievements, die mir in letzter Zeit untergekommen sind. Warum kann nicht jedes Spiel so humorvoll mit Achievements umgehen?)

Der Soundtrack ist ebenfalls eine Erwähnung wert, auch wenn seine Qualität und sein Stil etwas wechselhaft sind. (Das muss aber so sein, da er von drei verschiedenen Komponisten stammt.) In den besten Momenten erinnert er an den rauchigen Jazz des klassischen Film noir. Die stärksten Nummern wurden von einem Jazzensemble eingespielt, aber andere verkommen zu einem zu hektischen Getöse gesampelter Instrumente, wo es besser gewesen wäre, etwas mehr Zurückhaltung walten zu lassen. (Einige der Stücke erfreuen mit wudnebaren Tenorsaxophonsoli, während das eine oder andere mit Keyboard-Sax aufwartet. Ja. Keyboard-Saxophon. Was ist das, ein They Might Be Giants Album aus der Mitte der 90-er Jahre? (Sie wissen, was es ist, antworten Sie also nicht.)) Ein weiterer cooler Touch ist, dass die Musik für jeden Level zweimal aufgenommen wurde: Wenn Sie in Crosslink Overlay umschalten, wird die musikalische Untermalung synthesizerlastig und atmosphärischer. Das ist raffiniert und weckt angenehme Erinnerungen an Ghost Trick: Phantom Detective. Sie können sich den gesamten Soundtrack auf Bandcamp besorgen.

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Erstaunlicherweise ist Gunpoint im Großen und Ganzen das Werk eines Mannes – es wurde von Tom Francis, der hauptberuflich für PC Gamer schreibt, gestaltet, programmiert und geschrieben. Ich kann kaum glauben, dass dies sein erstes Spiel ist, denn es ist nicht nur gut geschrieben und unterhaltsam, es ist auch makellos gestaltet und erfreut mit einigen wirklich neuen Ideen. Er hat die gesamte Entwicklung in einer großartigen Sammlung von Entwickler-Tagebüchern festgehalten und alles, was er gemacht hat, ist transparent und nachvollziehbar. Er hat sogar ein Manifest veröffentlicht, in dem er darlegt, welche Art von Spielen er machen möchte. Wenn man dieses aufmerksam durchliest, erkennt man, dass er diese Ziele bei der Gestaltung von Gunpoint immer im Hinterkopf hatte.

Es wird natürlich noch mehr geboten. Gunpoint wird mit einem kompletten Level-Editor ausgeliefert, der den Spielern erlaubt, ihre eigenen Missionen zu erstellen. Dazu gibt es einen entzückenden Bonus, den ich hier nicht verraten möchte, auch wenn ich nicht glaube, dass er lange geheim bleiben wird. Gunpoint ist jedenfalls clever und überraschend und zeugt von großem und unüblichem Respekt vor dem Spieler.

Mitten in der Story, während es vor Wendungen, Betrügereien und Hinterhältigkeiten nur so wimmelt, bemerkt Conway: „I love this job.“

Und das zeigt sich.

PRO: Cleveres Design; Springen macht Spaß; das Auto-Save Feature ist wirklich clever; die Witze sind gelungen.

CONTRA: Ein wenig zu kurz; einige Bugs.

Abschließende Bewertung

Spiel: 8,5

Spaßfaktor: 9,0

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