Anna Calvi: One Breath (Domino)
Seiner Schöpferin zufolge ist One Breath von "the moment before you've got to open yourself up"(dem Moment, bevor man sich öffnen muss) inspiriert. Calvis Gesang ist jedoch alles andere als vorsichtig und klingt oft so wie Boudicca, die eine Ansprache an die Truppen hält. Ihr neues Material kreist nach wie vor um die Themen Lust, Liebe und Tod, doch diesmal betont die Künstlerin die Theatralik von Leidenschaft und Traurigkeit noch wesentlich stärker und verzichtet zugunsten zeitgenössischerer Experimente auf die Ennio-Morricone-Imitation ihres Albums aus dem Jahre 2011. Die Gitarren auf „Cry“ erinnern fast an den Pomp von Muse, während das ruckartige „Piece by Piece“ von St Vincents Strange Mercy stammen könnte. Das Highlight hat sich Calvi für das Ende des Albums aufgehoben: „The Bridge“, ein himmlisches Stück, das klingt, als würden Engel in der Sixtinischen Kapelle weinen, und nicht wie ein Sing, den man am ende eines Indie-Albums findet. One Breath ist wahrhaft läuternd, aber es wird Sie als zitterndes Wrack zurücklassen.
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