Wenn Sie den Verkaufsstart der PS4 (und die Berichterstattung übe die kommende Veröffentlichung der Xbox One) aufmerksam verfolgt haben, werden Sie wohl eine emotionale Achterbahnfahrt durchgemacht haben. Die Konsolen der nächsten Generation sehen toll aus und warten mit beeindruckender Grafik auf, aber nach der Veröffentlichung der einen und der unmittelbar bevorstehenden Veröffentlichung der anderen Konsole werden immer mehr Stabilitätsprobleme bei Apps, Features und Hardware bekannt.
Und natürlich gibt es auch diverse Verschiebungen. In den vergangenen paar Wochen teilte Microsoft nach und nach mit, welche Features von Anfang an nutzbar sein werden und welche nicht. Am beachtenswertesten ist die Verschiebung der Möglichkeit, von der Xbox One zu Twitch.tv zu streamen, die es erst 2014 geben wird. Microsoft teilte mit, dass man „ensure the initial Twitch on Xbox One broadcasting experience meets the expectations of the Twitch community” wollte. Vielleicht wurde den Herrschaften Feuer unter dem Hintern gemacht, als man erfuhr, wie gut dieses Feature von Anfang an auf der PS4 funktioniert.
Kurz gesagt: Die App wurde nicht rechtzeitig fertig. Das unfertige Apps wie diese vor der Veröffentlichung der Konsole auf später verschoben werden müssen, ist leider kein isoliertes Vorkommnis, sondern ein unglücklicher Trend. Paradebeispiel: Xbox Ones Sky TV App, "Now TV" genannt, die ursprünglich gleich zum Verkaufsstart verfügbar sein sollte, wird nun frühestens im Sommer 2014 erscheinen. Dieses Feature, dass auf der 360 seit langem genützt werden kann, wurde, wie so viele andere, einfach nicht rechtzeitig zur Veröffentlichung der Konsole fertig. Ein weiteres Opfer der Markteinführung rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft ist die Musikfunktionalität der Xbox One, genauer gesagt, ihre Fähigkeit, Musik von USB-Speichern abzuspielen. Über die Zukunft dieses Features ist derzeit nur bekannt, dass es „nicht zum Verkaufsstart verfügbar“ sein wird. Und natürlich muss auch die Verschiebung der 3D-Blu-ray-Funktionalität erwähnt werden.
Die Xbox One „glänzt“ derzeit vor allem mit Features, die es zum Verkaufsstart noch nicht geben wird, aber auch die PS4 ist nicht frei von Fehl und Tadel. Neben der Verschiebung etlicher Launch Titel - etwa Watchdogs, Tiny Brains und Driveclub – ist da noch der Umstand, dass das System unter Hardwareversagen leidet. Das größte dieser Probleme trägt den Spitznamen Blue Light of Death (die Konsole leuchtet ständig blau auf und lädt das Betriebssystem nicht) und ständig tauchen neue Bilder und Videos von stolzen Besitzern auf, deren PS4s von Anfang an nicht funktionieren. Sony geht derzeit davon aus, dass rund 1% der ausgelieferten Konsolen davon betroffen sind. Sind die Temperaturen im Inneren der Konsole dafür verantwortlich? Ist es ein Software-Problem? Wird dieser Fehler letztlich so k wie seinerzeit der Red Ring of Death der Xbox 360? Oder werden die Startprobleme übertrieben, weil die Community besorgt und zum Teil auch erpicht darauf ist, auf dem Grab einer neuen Konsole zu tanzen? Das lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen.
So viel kann aber festgestellt werden: Die bisher von Spielern gemeldeten Schwierigkeiten deuten auf ein Hardware-Versagen weit über dem von Sony genannten 1% hin. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob es sich beim Industriestandard von 3-5% für die meisten elektronischen Heimgeräte einpendeln oder, was niemandem zu wünschen ist, in Red Ring of Death Gefilde (ungefähr 65%) vorstoßen wird. Abhängig davon, wie sich diese Situation weiterentwickelt, wäre es von Sony vielleicht klüger gewesen, den Verkaufsstart der Konsole ebenso nach hinten zu verschieben wie den vieler „Launch“ Spiele.
Die PS4 und die Xbox One führen seit der frühesten Planungsphase einen erbitterten Konkurrenzkampf und der war für die Konsumenten immer eine Win-Win-Angelegenheit. Wir konnten und entspannt zurücklehnen und mitansehen, wie die Hersteller versuchten, die Features der jeweils anderen Konsole ebenfalls zu bieten und zu übertreffen. Sicher, Microsoft musste bei einigen der bei der großen Präsentation vollmundig angekündigten Features zurückrudern, aber insgesamt hat dieser Wettstreit zu einigen tollen Erfindungen beider Unternehmen geführt.
Aber angesichts der Geschichten über Verschiebungen und Hardware-Fehlfunktionen will es scheinen, als hätte dieses Rennen vorzeitig geendet. Mitunter fällt es den Konsumenten schwer, einen Gewinner zu küren, wenn sie das Gefühl haben, zu den Verlierern eines Konsolenkriegs zu zählen.
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