John Harle/Marc Almond: The Tyburn Tree – Dark London (Sospiro Noir)
Dieser "gothic" Songzyklus , der das unheimliche London von Jack the Ripper und den öffentlichen Galgen in Tyburn des ausgehenden 19. Jahrhunderts schildert – mit Musik von Saxophonist John Harle, der auch zahlreiche Soundtracks für TV-Serien (z.B.: Silent Witness) schrieb, und Gesang und Texten von Mar Almond, dem früheren Frontmann von Soft Cell – ist nichts für Fans des Understatement. Das Schlagzeug pocht wie ein rasendes Herz, Metal-Gitarren heulen über verzweifeltem Stöhnen auf und Mitsing-Lieder in bester Varietétheatermanier begrüßen und begleiten das Hängen von Menschen - es ist ein interessantes, aber nicht immer überzeugendes opernhaftes Drama, in dem Almonds Texte mit der Poesie von William Blake und Tom Pickard und den gesprochenen Worten von Autor Iain Sinclair vermischt werden. Obwohl die Musik oft atmosphärisch vielschichtig ist, wie man es vom versierten Harle gewöhnt ist, wirkt sie ein wenig zu wichtigtuerisch und überladen; sie ist auch zu sehr am Prog-Rock orientiert, um wirklich unter die Haut zu gehen. Doch des Komponisten hallendes Sopran-Saxophon ist stets bewegend, Sarah Leonards gespenstischer Sopranistin-trifft-Chorsängerin-Gesang weiß zu überzeugen und Almond ist das gesamte Album hindurch großartig.
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