The Witcher 3 ist ein wirklich großes Spiel. Das ist bekannt. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob wirklich alle verstehen, wie riesig es ist. Mir war es nicht bewusst.
Ich habe das Spiel bereits „beendet“; das heißt, ich habe es bis zum Ende der Haupthandlung durchgespielt. Aber ich musste einige der Nebenmissionen auslassen, um dieses Ende relativ zügig zu erreichen. Nun bin ich gerade beim zweiten Durchgang auf dem PC und ich beginne erst langsam zu verstehen, wie groß die Spielwelt ist.
Ich spiele nun seit einer Woche sehr intensiv – oft esse ich beim Spielen und bleibe bis spät in die Nacht auf – und ich habe den Eindruck, ungefähr zwischen einem drittel und – optimistisch geschätzt – der Hälfte von allem gesehen, was es zu sehen gibt. Meinem Steam Counter zufolge werde ich demnächst die 70-Stunden-Marke erreichen. So lange benötigte ich, um die gesamte Story ein erstes Mal durchzuspielen, aber diesmal... bin ich noch weit davon entfernt. Ich nähere mich erst der Mitte der Story und muss noch eine so große Menge an Nebenmissionen (sidequests) und Aufträgen (contracts) erledigen, dass mir schwindlig wird.
Gestern meinte ein Freund, dass er sich um so schneller durchs Spiel bewegt, je länger es dauert. Ich bin in der glücklichen Lage, es schon einmal durchgespielt zu haben, weshalb ich es nicht mehr eilig habe, das Ende zu erreichen, sondern in aller Ruhe und genüsslich jede Nebenmission erledigen, jede Rüstung und Waffe einsammeln und jedem Fragezeichen auf der Karte auf den Grund gehen kann. Erst jetzt, nach zusammengezählt rund 130 Spielstunden, habe ich eine ungefähre Vorstellung von der Größe des Spiels und erst jetzt bin ich gelassen genug, sie voll zu genießen.
Die Karte des Spiels ist sehr groß (klicken Sie bitte hier, um eine größere Version der Karte zu sehen):
Das ist für sich allein schon beeindruckend genug. Jede winzige Straße auf dieser Karte ist ein Weg den sie entlanggehen können, jeder kleine grüne Fleck ist ein ganzer Wald, den Sie erkunden können. Um die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken, sei gesagt, dass die Stadt Novigrad (im Norden), die auf der Karte klein aussieht, eine Stadt on angemessener Größe ist. Hier ist der Blick von der Südwestseite des Hafens:
Es gibt noch immer Bereiche und Gassen in Novigrad, die ich nicht gesehen habe. Im westlichen Teil der Stadt wartet ein gelbes Rufzeichen, das eine Quest kennzeichnet, auf mich, aber ich habe diesen Ort noch nicht aufgesucht, weil es so lange dauert, dorthin zu gehen. Diese ganze Stadt nimmt nur einen winzigen Teil der nördlichen Spitze der Karte ein.
Und dabei vermittelt diese Karte noch nicht einmal einen wirklich guten Eindruck davon, was an der Größe von The Witcher 3 so bemerkenswert ist. (Zunächst einmal lässt sie Skellige viel kleiner aussehen, als diese Inseln sind; es fällt schwer, nicht zu erschrecken, wenn man nach vielen Stunden in Velen dort ankommt und feststellen muss, dass diese Karte fast genauso groß ist.) Was für mich an The Witcher 3 so beeindruckend ist, ist nicht bloß die rein geographische Größe, sondern vor allem der Umstand, dass man in all dem Raum so viel tun kann.
Nach sechzig Stunden habe ich aktuell 13 Nebenmissionen (sidequests), neun Witcher Contracts (Aufträge) und fünf Schatzsuchen (treasure hunts) zu erledigen. Aber es warten noch viele weitere Missionen darauf, von mir entdeckt zu werden, und dazu kommen noch zahlreiche formelhafte Box-, Kartenspiel- und Pferderennen-Missionen, die ich in jeder Region erledigen kann. Ich weiß bereits, wie viel von der Story noch vor mir liegt, weshalb ich sagen kann, dass ich ungefähr die Hälfte des Weges hinter mir habe. Meine Liste der „completed quests“ (erledigte Aufgaben) um fasst bereits 119 erledigte Quests, Schatzsuchen und Contracts (Aufträge). Einhundert und neunzehn!
Für sich allein genommen, ist das nur eine Zahl, aber Sie dürfen nicht vergessen, dass fast jede Nebenaufgabe (sidequest) in The Witcher 3 Konsequenzen hat und es einige Zeit dauert, sie zu erledigen. Selbst die unbedeutendsten Quests sind reich an Dialogen und Handlung und nur selten habe ich das Gefühl, nach Ort A zu reisen, um Ding B zu töten und so eine weitere Aufgabe auf meiner „to-do“ Liste abzuhaken. Wenn ich bereits einen für eine Quest an sich zu hohen Level erreicht habe, spielt es keine Rolle – auf dem zweithöchsten Schwierigkeitsgrad ist sie trotzdem noch herausfordernd, aber selbst wenn sie leicht ist (oder es überhaupt keine Kämpfe gibt), sind die in sich geschlossenen kleinen Geschichten unterhaltsam genug, um mich weitermachen zu lassen. Selbst die “Treasure Hunt” Quests sind cool, da die meisten von ihnen mich entweder in Tempel voller zu lösender Rätsel oder an entlegene Orte führen, die ich sonst nie aufgesucht hätte, immer auf der Jagd nach toll aussehender Ausrüstung.
Ist die Größe von The Witcher 3 uneingeschränkt positiv zu bewerten? Wahrscheinlich eine Debatte für einen anderen Tag, wenn mehr Spieler alles erledigt haben, was man im Spiel tun kann. Die Menge an optionalen aufgaben mag das Tempo der Haupthandlung extrem reduzieren, was zum Problem werden kann, da die Nebenuafgaben (sidequests) oft auf subtile Weise mit den Hauptcharakteren und Haupthandlungssträngen verknüpft sind. (zum Beispiel können manche Nebenmissionen nicht mehr in Angriff genommen werden, sobald man bestimmte Punkte der Story erreicht hat.) Insgesamt funktioniert The Witcher 3 für mich als Sammlung von Kurzgeschichten ziemlich gut – eine an Handlung eher arme Hexer-Simulation mit offenem Ende anstatt der eher traditionellen Fantasy-Geschichte, die im Rahmen der Haupthandlung erzählt wird.
Ich möchte noch einmal deutlich zum Ausdruck bringen, was ich beim ersten Durchspielen nicht in vollem Umfang erkannte. The Witcher 3 ist riesigen. Es ist viel größer, als ich annahm – und ich nahm ohnehin schon an, dass es groß sein würde. Wenn Sie das Gefühl haben, das Ende schon bald zu erreichen, stimmt das vermutlich nicht. Gehen Sie es langsam an, entspannen Sie sich und genießen Sie alles, was diese Welt zu bieten hat. Sie werden eine Weile zu tun haben.
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