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Wolfenstein: The Old Blood – Der Spaß und Spiele Test

 

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Wolfenstein: The New Order bewies, dass man ein vom Stil her altmodisches Spiel nehmen und neu wirken lassen kann. Seine neue Erweiterung mit dem Titel The Old Blood wirkt einfach nur alt.

Das im letzten Herbst erschienene The New Order gefiel mir ausgesprochen gut. Vielen Leuten gefiel es. Es war ein scheinbar altmodischer Shooter, der sich dank einiger netter Tricks, dem Bekenntnis zur First-Person-Perspektive und der Konzentration auf die Hauptfigur zu einem der Überraschungshits des Jahres 2014 mauserte. 

Deshalb ist es kaum zu glauben, dass dieses Standalone Prequel/diese Erweiterung vom selben Entwickler stammt und im selben Universum angesiedelt ist, denn von den Stärken des Hauptspiels ist hier fast nichts zu bemerken.

Während sich die Handlung von New Order über Jahrzehnte erstreckte und uns quer durchs fiktive Nazi-Reich führte, beginnt und endet Old Blood im Jahre 1946 und führt uns nur an einige wenige Trostlose Schauplätze. Während New Order ein Spiel war, das oft überlebensgroß wirkt, kann man Old Blood nur als beengt und alt beschreiben. Während New Order... sehen Sie, wenn Sie schon genug davon haben, dass ich die beiden vergleiche, sollten Sie besser nicht mehr weiterlesen, denn es kommen noch mehr dieser Vergleiche. Das ist unvermeidlich, da es sich nun einmal um ein Prequel handelt, das mit derselben Hauptfigur, derselben Engine und demselben grundlegenden System aufwartet.

Eine der wirklichen Stärken von New Order waren die „Arenen“, Abschnitte eines Levels, in denen die Spieler die Möglichkeit erhielten, herumzuschleichen, ein wenig die Umgebung zu erkunden, die Feinde aus dem Hinterhalt zu erledigen und zu versuchen, den kommandierenden Offizieren aus dem Weg zu gehen die den Alarm auslösen und Verstärkung herbeirufen.

In Old Blood gibt es sie auch, aber sie sind nicht einmal annähernd so gut gestaltet (sie sind unglaublich linear) und es ist oft unmöglich, sie allein mit heimlichem Vorgehen zu bewältigen. Es ist eher eine Frage, wie lang man durchhält, bis man alle Vorsicht fahren lässt und anfängt, wild um sich zu schießen, anstatt wilde Schießereien gänzlich zu vermeiden.

Das soll nicht heißen, dass die laute, brutale Option immer die schlechteste ist. Eines der am wenigsten gewürdigten System von New Order  - das Plündern/Durchsuchen der Leichen – macht auch in Old Blood Spaß. Es liegen zwar in den Levels überall Gesundheit und Munition herum, aber das meiste davon erhalten Sie von den Leichen der Soldaten, die Sie gerade getötet haben. Die Art und Weise, wie man während der Schießereien um oder über die Getöteten tanzen musste, um Munition einzusammeln, um mehr Feinde töten zu können, war vermutlich das Unterhaltsamste, was man in New Order tat. Dies half maßgeblich dabei, diesen 90-er-Jahre-Stil des FPS-Designs (den das Spiel stolz zur Schau stellt) frisch wirken zu lassen, weshalb es schön ist, dass diese Art des Einsammelns von Munition auch wichtiger Bestandteil des Designs der Erweiterung ist (sie ist später im Spiel, nach der Wendung in der Story, noch nützlicher).

Das Dauerhafteste und Wichtigste an  New Order war wohl, dass ein Wolfenstein Spiel mit Herz war, das quasi aus dem Nichts auftauchte! Es wartete mit bemerkenswerten Charakteren und einigen unvergesslichen Szenen auf und war klug genug, einem genügend ruhigere Momente mit diesen Charakteren zu gönnen, so dass man diese und ihre Geschichten besser kennenlernen konnte.

In Old Blood finden Sie unterwegs einige wenige Verbündete und Freunde, aber Sie haben diese nie lange genug um sich, um sie näher kennenzulernen. Sie sitzen auch nie länger still. Das raubt Ihnen nicht nur die Zeit, Ihren Tee und Ihre Kekse zu genießen, sondern es wirkt sich auch auf das Pacing/Tempo des Spiels aus: man hat das Gefühl, ständig nur zu schießen.

Es gibt wirklich Tee und Kekse...

Und das ist ein Problem! Die hier gebotenen Levels sind nicht so hübsch, einzigartig oder interessant wie diejenigen in New Order— Sie kämpfen über weite Strecken in einer Burg oder gleich außerhalb der Burg, weshalb alles rasch sehr ähnlich wirkt. Aufgrund der sich stark wiederholenden Action und der monotonen Umgebung wird das Ganze nach einer Weile ziemlich ermüdend. Old Blood ist in zwei Kapitel unterteilt und ich stöhnte tatsächlich, als ich das erste beendete und erfuhr, dass ich noch einen ganzen weiteren Abschnitt durchspielen muss.

Und das ist schade, denn Machine Games verfügt nach wie vor über die ausgeprägte Fähigkeit, das Maximum aus der First-Person-Perspektive herauszuholen, vor allem mit Übergangsbewegungen (transition movements) und Kill-Animationen. All das wird hier sehr effektiv gezeigt. Ihre Pfeife – und sie ist wirklich das für dieses Spiel typische Ding – taucht regelmäßig im Bild auf und verschwindet ebenso regelmäßig wieder, die ganze Kamera verschiebt sich, wenn Sie ein Tor aufschließen, etc. Es wäre schön, würden mehr Studios von diesen Leuten lernen.

Diese große, dramatische Kampfarena ist eines der wenigen Highlights des Spiels.

Sehen Sie, ich verstehe es. Dies ist keine ausgewachsene Fortsetzung und Machine Games hatte offensichtlich weder Zeit noch Geld, etwas von der Größe von New Order zu entwickeln. Und Leveldesign und Ton dieses Spiels machen deutlich, dass es eine absichtliche Rückbesinnung auf ältere Wolfenstein Spiele darstellt, vor allem Return to Castle Wolfenstein. New Order war ein Reboot, weshalb Old Blood den Kreis von diesem Reboot zurück zu den älteren Spielen der Serie schließt.

Aber die Größe ist keine Entschuldigung für den „Grind“ und die Veränderung des Tons ist nicht willkommen. Wolfenstein wurde nicht ohne Grund rebootet – die Serie war schon so abgestanden, hatte sich so in übersinnlichem Nazi-Nonsens und langweiligem FPS-Design verloren, dass sie einen ordentlichen Tritt in den Hintern benötigte. Nun sehen zu müssen, dass Old Blood zu diesen verlorenen Jahren zurückkehrt und deshalb ein schlechteres Spiel ist, ist eine herbe Enttäuschung.

PRO: Einiges von dem, was The New Order so toll machte, wird auch hier geboten.

CONTRA: Eine ermüdende Rückkehr zu den schlechteren Zeiten der Serie; Design und Gameplay wiederholen sich allzu stark; keine Charaktere, an die man sich erinnern könnte.

Abschließende Bewertung

Spiel: 5,00

Spaßfaktor: 4,00

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