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Ein Witcher 3 Tagebuch, Tag 6: Der blutige Baron

 

witcher diary 6 bloody baron 01

Dies ist der Abschluss - vorerst zumindest – for now, at least – der Schilderung meiner Abenteuer in The Witcher 3. Beachten Sie bitte, dass dieser Eintrag Spoiler für die ‘The Bloody Baron’ Serie von Nebenmissionen enthält; die Hauptstory wird allerdings nicht angesprochen. Beachten Sie bitte außerdem, dass hier Dinge geschildert werden, die manche Leser womöglich verstörend finden könnten.

Er ist ein Monster. Alles, was ich über ihn weiß, alles, was er zugegeben hat – ich sollte ihn niedermachen, wo er steht. Aber ich möchte nur meinen Arm um ihn legen und ihm sagen, wie sehr ich ihn bedaure.

Dieser Mann, dieser Berg aus Fett und Narbengewebe und Stolz und Verachtung, nennt sich selbst The Bloody Baron (Der blutige Baron) – ein Spitzname, den er nach einem Unfall mit roter Farbe erhielt, den er aber voller Stolz trägt, da er ihm hilft, die furchtsamen Bauern mit eiserner Hand zu beherrschen. Was er nicht weiß, ist, dass in diesem Namen auch viel Vorahnung mitschwingt. In letzter Zeit ist die Tragödie sein treuer Begleiter, was er mit viel Getöse und Ausflüchten zu verbergen sucht, während er versucht, mich dazu zu bewegen, ihm zu helfen. Seine Ehefrau und seine Tochter werden vermisst. Ich bin nicht sonderlich überrascht, dass er möchte, dass ich sie für ihn finde – ich habe „Missing“ (Vermisst) Poster in allen am Hungertuch nagenden Dörfern in der Umgebung gesehen. So viele Leute, die in ständiger Angst leben und sich mühsam ihren Lebensunterhalt erkämpfen, doch die Bedürfnisse eines Mannes werden gewaltsam auf ihre kosten durchgesetzt. Natürlich erwartet er, dass ich für ihn tätig werde. Wer außer ihm sollte denn von Bedeutung sein?

Die kurze Begutachtung der Räume seiner Familie enthüllt verschiedene Hinweise – es gab einen Kampf, ein verstecktes Amulett, jemand hatte Geheimnisse. Ein lokaler Einsiedler – ein klappriger Mystiker, der in den Wäldern haust – könnte mehr wissen.

Und er weiß mehr, nur dass er mir erst etwas verraten will, nachdem ich seine geliebte Ziege, sie heißt Princess, gefunden habe, die ebenfalls verschwunden ist. Die Absurdität und Demütigung dieser Quest – ich streife durchs Gebüsch und läute eine winzige Glocke – kann nicht über die kommende Düsternis hinwegtäuschen.

Der verrückte Mystiker umarmt seine verdammte Ziege und erzählt mir dann, was er weiß.

Ein gewalttätiger Ehemann.
Eine schwangere Ehefrau.
Ein Streit, gewalttätig.
Eine Fehlgeburt.

Ich ging bis jetzt davon aus, dass die Familie des Barons aus Angst die Flucht ergriffen hatte, dass seine Rede von inniger Nähe und Liebe eine Lüge war, um seine Brutalität zu verschleiern. Den Verlust eines Kindes hatte ich nicht erwartet und ich fürchtete mich davor, die genauen Umstände dieses Schicksalsschlags zu entdecken. Aber bevor ich das tun kann, wird alles noch schlimmer.

Das ungeborene Kind ist weg. Es wurde in ein nicht gekennzeichnetes Grab geworfen, ein Versuch, sein beklagenswertes Schicksal zu vergessen, ihm wurden der Respekt und die Trauer vorenthalten, die es verdiente. Die dunklen Mächte dieses Landes, diejenigen, die so viele Geister und Körper hier durcheinanderbringen, haben es zurückgebracht. Ich weiß noch nicht so genau, was das bedeutet und was es zur Folge hat, aber allein schon die Vorstellung ist monströs. Der Name, den seine neue Gestalt erhalten hat, ist schlimmer. “Botchling.”

Botchling. (Das Verpfuschte.)

Ein Name, der so viele traurige Dinge andeutet, ein Name, der genauso gut „Ungewollt, Ungeliebt, Abgetrieben“ lauten könnte. Und ich weiß, dass ich ihm entgegentreten muss. Und ich, weiß, dass ich zuerst dem Mann entgegentreten muss, der, unbewusst oder nicht, sein Baby in dieses Ding verwandelte.

Ich hoffe, ich kann ihn töten.

Keine paar Stunden später möchte ich meinen Arm um ihn legen und ihm sagen, wie leid er mir tut.

Der Baron ist ein Monster. Zunächst versucht er, den Alkohol und den Krieg und, besonders verdammenswert, auf das Verhalten seiner Frau ihm gegenüber für seine Gewaltausbrüche verantwortlich zu machen, doch bald gibt er es zu.

Und sagt, dass er es bedauert.

Und dass er gehofft hatte, ein zweites Kind könnte seine zerrüttete Ehe mit Anna kitten.

Und dass seine Trauer über den Verlust des Kindes – ein Mädchen – grenzenlos ist.

Er lässt den Kopf hängen.

Monster.

Ich möchte nur meinen Arm um ihn legen und ihm sagen, wie leid er mir tut.

Ich mache es nicht. Geralt of Rivia, de Mutant, dessen Emotionen durch seltsame Chemikalien betäubt sind, macht so etwas nicht. Aber er kann zeigen, dass er nicht nur brutal ist. Also mache ich das.

Aber ich muss ihm vom Botchling erzählen.

Und wir müssen in dieser Sache etwas unternehmen.

Seine Augen weiten sich vor Schreck, aber es spiegelt sich darin auch Verwunderung. Sein verlorenes Kind, sein Sprössling, der durch seinen brutalen Angriff auf seine Ehefrau, ums Leben kam, lebt. Nun ja, das Kind lebt nicht, aber... Wir wissen es noch nicht. Welche Gestalt es nun auch immer angenommen haben mag, der Baron muss nun das kennenlernen, was hätte sein sollen, seinem schrecklichen Verbrechen ins Antlitz blicken, eingestehen, was verloren ging und was er tat.

Oder wir könnten das Wesen einfach töten. Der Mystiker (Pellar) sagte uns, dass es mit der Zeit tödlich werden würde, ein elender Killer, die leibhaftige Rache.

Diese Option lehne ich ab. Andere werden damit vielleicht kein Problem haben. Sie werden vielleicht den einfacheren Weg wählen und sich an der moralischen Brutalität der Tat erfreuen, aber ich muss dieses Vorgehen entschieden ablehnen.

Also machen wir uns nach Einbruch der Nacht auf, den Botchling zu treffen, der sich in der Nähe des nicht gekennzeichneten Grabes herumtreibt, aus dem er vor kurzem herauskroch. Dieses Wesen ist abscheulich und furchterregend, aber es bietet auch einen mehr als traurigen Anblick: der winzige Körper, die stummelartigen Gliedmaßen, die übergroßen Augen, die durchscheinende Haut, die hängenden Schläuche eines Ofenbrötchens. Die Kleine ist ein schrecklicher Anblick, aber ich kann Spuren des schönen Kindes erkennen, die sie hätte werden sollen.

Ich möchte von seinem gespaltenen und knirschenden Gesicht wegsehen, der Baron tut es ebenfalls, aber wir müssen es ansehen, die wartende Menschlichkeit darin sehen. Er muss das sich windende Ding. Zum Teil Dämon und zum Teil unschuldiges Baby, halten und zärtlich an sich drücken und es – sie – grimmig zu seinem Wohnturm (keep) zurücktragen, zur Schwelle, wo es – sie – erneut begraben werden wird, während ich Wraiths (Geister) abschlachte, die von der bösen Magie angezogen werden, die es – sie – verströmt. Der Baron und seine Tochter blicken einander die ganze Zeit hindurch in die Augen. Er kann von seiner Sünde einfach nicht wegsehen.

Nach der reuigen Pilgerreise muss der Botchling zu guter Letzt mit allem Respekt beerdigt werden. Damit das geschehen kann, muss die Kleine zuerst einen Namen erhalten. Sie muss die Identität erhalten, die ihr bislang verwehrt wurde.

Forgive me, you who came but I did not embrace. (Vergib mir, die kam, die ich aber nicht annahm.)

I name thee Dea and embrace thee as my daughter. (Ich nenne dich Dea und nehme dich als meine Tochter an.)

Dea, also. Es ist ein reizender Name. Es wäre ein reizender Name gewesen.

Das Ding, das unaussprechliche Ding, hört endlich auf, sich zu winden, sein Wahnsinn besänftigt, als es – sie – seinen ihm vorenthaltenen Namen hört und seinem Vater, seinem Mörder, direkt in die Augen blickt. Da ist Liebe. Vielleicht ist da Liebe.

Der Bloody Baron – dieser Name ist so völlig und auf schreckliche Weise verdient – begräbt das Monster, begräbt die Tochter, die er nicht kannte, und weint im Regen.

Monster. Ich möchte nur meinen Arm um ihn legen und ihm sagen, wie sehr ich ihn bedaure.

Geralt of Rivias harte, katzenartige Augen werden endlich ein wenig weicher, echte Trauer überkommt den fahrenden Krieger, der schon alles gesehen hat und der nichts mehr füllen soll (will?).

Danke, Dea. Ruhe in Frieden.

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