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Der Warcraft Film ist nicht gut

 

warcraft movie review 01

Gar nicht so wenige Videospiel- und Filmfreunde hatten nach monatelangem Hype und angesichts der bisherigen Werke von Regisseur Duncan Jones (Moon, Source Code) gehofft, dass Warcraft den langandauernden und fast schon sagenumwobenen Fluch Der Schlechten Videospielfilme abschütteln könnte. Für all diese Leute habe ich leider eine schlechte Nachricht. Vielleicht sollte es Filmadaptionen von Videospielen schlicht und ergreifend nicht geben.

Warcraft, ab dem 10. Juni offiziell in den Kinos, ist ein Wirbelsturm von CGI-Effekten und schicken Kostümen, der sich aber leider nie zu einem sehenswerten Film verdichtet. Treue Fans der Videospielserie werden sich vielleicht am Anblick der von Hollywood-Schauspielern verkörperten Charaktere wie Medivh (Ben Foster) und Durotan (Toby Kebbell) erfreuen, aber es fällt mehr als schwer, sich für einen Film zu begeistern, der so seelenlos wirkt. In Warcraft sind nur wenige Lichtblicke zu finden. Die Leistungen der Darsteller sind bestenfalls mittelmäßig, das Drehbuch ist eine Ansammlung von Klischees und der Schnitt ist verwirrend, wo er versucht, clever zu sein. (Sowohl Orcs als auch Menschen sprechen Englisch/Deutsch, aber der Film versucht, uns davon zu überzeugen, und zwar mittels einer plumpen Überleitung ungefähr in der Mitte des Films, dass die Orcs tatsächlich ihre eigene Sprache sprechen. Das ist nicht sehr gut.)

Der fundamentale Fehler von Warcraft ist derselbe Fehler, der bei den meisten Videospielfilmen zu finden ist: Dieser Film nimmt sich selbst zu ernst. Diese Spiele sind in einer Welt voller Insider-Witze und surrealem Humor angesiedelt, die unter anderem von einer Rasse von Riesenpandas bewohnt wird, weil die Entwickler bei Blizzard einen ihrer eigenen Aprilscherze wirklich mochten. Selbst wenn die Warcraft Spiele düster werden, und sie werden düster, waren sie immer versiert darin, sich den einen oder anderen Scherz auf Kosten der Spieler oder auch einfach nur so zu erlauben. Der Film macht das nicht. Hätte dieser Film doch bloß den Charme einer Warcraft Einheit, die einmal zu oft angeklickt wurde.

Falls Sie neugierig sind: Ich habe die drei Warcraft Hauptspiele mehrmals durchgespielt und beschäftigte mich 2005 mehrere Monate lang intensiv mit WoW. Ich war der Typ bei der Vorpremiere des Films, der wusste, wer Thrall ist, und der mit Sicherheit sagen konnte, dass die Kreatur, die in diesem Sumpf für eine Sekunde auftauchte, ein Murloc war. Ich könnte Ihnen den Unterschied zwischen einem Death Knight und einem Lich King erklären und ich erinnere mich immer wieder gerne daran zurück, wie ich Narren mit meiner Nachtelfen-Armee vernichtete. Ich sollte also das ideale Zielpublikum für einen Film wie Warcraft sein, einen, der versucht, die Geschichte des Ersten Kriegs zwischen Orcs und Menschen in einen Sommer-Blockbuster zu verwandeln.

Dennoch konnte ich mich einfach nicht für diesen Film begeistern. Vielleicht war die Prämisse von Anfang an fehlerhaft. Warcraft beginnt mit einer Einstellung der grausamen Orc-Horde, bestehend nur aus Zähnen und Schreien, während er uns Durotan und seine schwangere Ehefrau vorstellt. Innerhalb weniger Minuten flitzen wird durch so viele Städte — Ironforge, Stormwind, Dalaran —, dass selbst eingefleischte Warcraft Fans Mühe haben dürften, den Überblick zu behalten. Statt Durotan und seinem menschlichen Gegenpart Anduin Lothar (Travis Fimmel) ein wenig Raum zum Atmen zu geben, besteht Warcraft darauf, uns immer neue Charaktere vorzustellen, keiner von ihnen sympathisch. Da gibt es Callan (Burkely Duffield), Lothars Plotaufhänger von einem Sohn. Da ist der tolpatschige Zauberer Khadgar (Ben Schnetzer), der in den Spielen viel interessanter ist. Da ist der Guardian Medivh, dessen Motive und Handlungen nie ganz klar werden. Es gibt einen König, eine Königin, einige Ritter. Da sind zahlreiche Orcs, denen sehr viel Zeit auf der Leinwand eingeräumt wird, die man besser für richtige Charakterentwicklung verwendet hätte. Es gibt zu viele Charaktere, zu viele Nebenhandlungen und nicht genügend Gründe, sich für sie zu interessieren.

Und dann ist da auch noch Garona (Paula Patton), deren Reißzähne so albern sind, dass sie oft von ihrer schauspielerischen Leistung ablenken, die ebenso irre ist. Warcraft widmet Garona viele Minuten: ihre Versklavung durch ihr eigenes Volk; ihre geknurrten Drohungen; ihre wenig überzeugende Liebesgeschichte mit der Hauptfigur. Ihrem Charakter, einer Kriegerin, die halb Orc und halb Mensch* ist, scheint es vorherbestimmt zu sein, für Frieden zwischen den beiden Rassen zu sorgen, doch das Ganze ist schlecht geschrieben und langweilig anzusehen. Eine bessere Schauspielerin hätte Garona vielleicht fesselnder machen können, aber da so viele Faktoren gehen diesen Charakter arbeiten, hätte wahrscheinlich nicht einmal das geholfen. Diese Kriegerin ist durch und durch langweilig.

*vielleicht

Selbst der böse Zauberer Gul’dan (Daniel Wu), der mit Abstand faszinierendste Charakter im Film, kommt nie so ganz an sein Videospiel-Pendant heran. Er verbringt die meiste Zeit damit, die Seelen seiner Gefangenen aus deren Körpern zu saugen, was unterhaltsam anzusehen ist, aber nie wirklich bedrohlich wirkt. Es steht schlicht und ergreifend nie viel am Spiel. Warcraft verwendet sehr wenig Zeit darauf, dem Publikum klarzumachen, warum es sich dafür interessieren sollte, dass Gul’dan und seine Orcs in die Welt der Menschen einfallen, oder warum das überhaupt eine Rolle spielt.

Statt sich auf den albernen Kern zu konzentrieren, der ein Spiel wie World of Warcraft interessant macht, möchte der Warcraft Film düster und brutal sein, weshalb er das Ziel weit verfehlt. Das Konzept funktioniert einfach nicht. Dies ist eine Welt, in der der beliebteste Zauberspruch eines Magiers seine Feinde in Schafe verwandelt, doch Warcraft gebärdet sich, als wäre es die Spielfilmversion von Game of Thrones. In der Voraufführung, die ich besuchte, wurde nicht über die gelegentlichen Slapstick-Einlagen gelacht, sondern über die armseligen Erzmagier (archmages) von Dalaran, deren mit CGI bearbeiteten Augen besonders absurd wirken, so dass es unmöglich ist, sie ernst zu nehmen.

Ich hatte gehofft, Warcraft würde zumindest unterhaltsam sein, aber ich erlebte unterhaltsamere zwei Stunden in der Molten Core Zone. Wenigstens sehen die Rüstungen gut aus.

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