Mike Posner: At Night Alone (Albumkritik)

 

Mike Posner: At Night Alone (Island)

Bis vor kurzem war Mike Posner ein bisschen so etwas wie eine Brautjungfer-Figur des Major-Label-Pop, denn er schrieb an Hits für Justin Bieber und Maroon 5 mit, hatte aber mit Aufnahmen unter seinem eigenen Namen eher bescheidenen Erfolg (sein früheres Label ließ zwei Nachfolger seines Debütalbums 31 Minutes to Takeoff kurzerhand im Archiv verschwinden). Doch dann kam „I Took a Pill in Ibiza“, eine warnende Drogenklage, die von den norwegischen Produzenten SeeB in eine Clubhymne verwandelt und auf YouTube schon fast 200 Millionen Mal aufgerufen wurde. All jene, die sich mehr von dem lebhaften Pop-House dieses Remix erhoffen, werden von At Night Alone enttäuscht sein, denn das Album orientiert sich großteils an den süßlichen Balladen und der Hochglanzproduktion des Originals. Wenn man von ein paar Kuriositäten absieht – die A-cappella-Revolutionshymne „Only God Knows“ und der ungehobelte Folk-Punk von „Jade“ –, findet sich hier nur sehr wenig, das länger in Erinnerung bleibt: lediglich Posners Prahlereien und näselnder Gesang unterscheiden ihn von der Masse der Singer-Songwriters. “I know how to write one hell of a song”, prahlt er auf dem zum Mitklimpern einladenden „One Hell of a Song“ und führt Tracks an, die er für Snoop Dogg und Bieber schrieb. Das nächste Mal sollte er sich einige der Hits für sich selbst aufheben.