Man kann selbst den eingefleischtesten Nintendo Fans keinen Vorwurf machen, wenn sie das 64DD nicht kennen.
Das 64DD (DD steht für disc drive) war ein magnetisches Laufwerk, das an der Unterseite der Nintendo 64 angesteckt wurde und ermöglichen sollte, dass auf der Konsole auch größere, „rewritable“ (mehrfach beschreibbar) , Spiele abgespielt werden können. Außerdem sollte es der sehr beliebten Konsole eine Verbindung mit dem Internet bescheren. Nach vier Jahren ständiger Entwicklungsverzögerungen wurde das 64DD schließlich 1999 in Japan veröffentlicht. Nur 10 Spiele kamen je für dieses Laufwerk heraus – weniger als für den ebenso enttäuschenden Virtual Boy -, weshalb Nintendo auf eine Veröffentlichung in anderen Ländern verzichtete.
Doch seit sie zu einem solchen Flop wurde, mauserte sich das 64DD zu einem sehr geschätzten und teuren Sammlerstück. Im Laufe der Jahre tauchen einige seltene Entwickler-Geräte und Disc-Prototypen auf. Sie bringen pro Stück tausende Dollar ein. Der YouTuber MetalJesusRocks dachte, er hätte beides, aber es stellte sich heraus, dass er etwas noch Wertvolleres gefunden hatte.
Das funktionierende 64DD Laufwerk, dass MJR via Craigslist erwarb, wartet mit einem sehr seltsamen Feature auf: Der Start-Schirm (boot-up screen) ist auf Englisch. Warum sollte das der Fall sein, wenn das Gerät nie im Westen veröffentlicht wurde? Sein erster Gedanke war, dass es sich um ein Entwickler-Gerät handeln könnte, doch Mark DeLoura, ein früherer Lead Engineer bei Nintendo, widerlegte dies. Es handelt sich um ein waschechtes „retail model“ (für den Handel bestimmt), das die Qualitätssicherung durchlaufen hatte (deshalb der ungewöhnliche “lot check” Aufkleber auf der Vorderseite).
Noch seltsamer wird die Sache dadurch, dass das Copyright-Datum auf der Unterseite des Geräts 1996,1997 lautet – also volle zwei Jahre vor der Veröffentlichung des Peripheriegeräts in Japan. Vielleicht war dieses Gerät Teil einer Kleinserie von Modellen, ehe Nintendo die Entscheidung traf, von einer Markteinführung in den USA Abstand zu nehmen? Was auch immer der Fall sein mag, die Existenz eines für den Einzelhandel bestimmten Modells in englischer Sprache dieses seltenen und weitgehend vergessenen Peripheriegeräts galt lange Zeit als reiner Mythos.
MJR erhielt zu seinem 64DD Laufwerk auch eine dieser seltenen blauen Prototyp-Discs, doch er hat es bis jetzt nicht geschafft, das System dazu zu bringen, die darauf gespeicherten Inhalte auszulesen. Wenn Sie also wissen, was er tun muss, um zu sehen, was sich auf dieser Disc befindet, senden Sie ihm bitte einen Tweet.
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