Descendents: Hypercaffium Spazzinate (Epitaph)
Vierunddreißig Jahre nach ihrem Debütalbum Milo Goes to College scheinen kalifornischen Punk-Legenden noch immer nicht allzu viel davon zu halten, erwachsen zu werden – ob das gut oder schlecht ist, muss jeder selbst beurteilen. Es fällt schwer, angesichts des infantilen Titels ihres siebenten Albums nicht zusammenzuzucken, den manche für eine Beleidigung von Behinderten halten (Verteidiger der Band merken an, dass das problematische Wort in den USA eine andere Bedeutung hat). Wesentlich ansprechender ist der Sound der Band, der eine angenehme Balance zwischen Schwermut und kindischem Getue beibehält, auch wenn Sänger Milo Aukerman non nicht mehr Bullying in der Schule, sondern Herzerkrankungen („No Fat Burger“) thematisiert. Die Fähigkeit, nahtlos von brutalem Hardcore zu plötzlichem Sonnenschein von Popmelodien zu wechseln, hat Descendents schon immer deutlich von ihren südkalifornischen Kollegen abgegrenzt, und diese Fähigkeit wird auch hier eindrucksvoll unter Beweis gestellt, etwa wenn das knurrende „Limiter“ mit den Doo-Wop-Harmonien von „Smile“ auf Tuchfühlung geht. In einer Zeit, in der etliche Punk-Bands Probleme haben, an den Ruhm alter Zeiten anzuschließen, wirkt es wie ein Sieg, wenn eine Band sich selbst treu bleibt und kaum verändert.
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