Childish Gambino: Awaken, My Love (Glassnote)
Da er der Schöpfer und Star einer TV-Comedy-Serie ist – Atlanta ist wirklich zu empfehlen -, die in die Welt des Hip-Hop eingebettet ist, wäre es verzeihlich zu erwarten, dass Donald Glover mit seinem musikalischen Alter Ego Childish Gambino ähnliches Terrain beackert. Und Because the Internet, sein vorheriges Album unter diesem Namen, tat genau das. Doch für diesen Nachfolger hielt Glover einen Genrewechsel für angebracht, weshalb Awaken, My Love ein Funk-Opus mit Prog-Anleihen ist, angesiedelt irgendwo zwischen Sly and the Family Stone und Unknown Mortal Orchestra. In seiner Rap-Inkarnation wurde Glover immer wieder als „nicht authentisch“ verspottet - man warf im vor, ein Hollywood-Typ zu sein, der auf Rapper macht, obwohl er rappte, ehe er in Hollywood Fuß fasste. Doch jeder Verdacht, seine neueste Evolution könnte bloß affektiertes Getue ein, wird schon von „Me and Your Mama“, dem ersten Song des Albums, zerstreut. Es ist ein Opus, das von gedämpftem Gospel zu heulendem Freakout steigert. Glover hat viel Gespür für Genre-Eigenheiten und Awaken, My Love ist deshalb voll mit winzigen lohnenden Details: die Surf-Gitarre von „California“; die kreischenden Orgeleinsätze des an Parliament/Funkadelic erinnernden „Riot“. Nur die Einschränkungen seiner Stimme gereichen ihm mitunter zum Nachteil - er verfügt nicht ganz über den Stimmumfang, um Awakens anspruchsvollere Gesangslinien zu singen. Doch das ist ein relativ unbedeutender Mangel, wenn es so viel gibt, was zu gefallen weiß.
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