Musik, zu der man die Steuererklärung machen kann
Kehlani: SweetSexySavage (Atlantic)
Der Titel dieses endlosen, nicht weniger als 19 Tracks umfassenden Debütalbums macht deutlich, wie sich die als Kalifornien stammende R&B-Sängerin Kehlani selbst sieht, so ungenau das auch sein mag. Hier sind einige liebliche Melodien zu finden, etwa im Refrain von „Undercover“ oder der bescheidene Ohrwurm „Get Like“; ihre Wildheit bringt sie zum Ausdruck, indem sie das „F-Wort“ verwendet und in ihren Videos Joints raucht. Doch was dieses Album vor allem kennzeichnet, ist ein Fehlen auch nur des geringsten Funkens Erotik, denn die Texte sind so langweilig, dass man sich wie bei einer ersten Verabredung aus der Hölle fühlt. Meister des R&B verwandeln Solipsismus in universelles menschliches Drama; Kehlani spult nur ohne das geringste Anzeichen von Wortspiel die nichtssagenden Ungerechtigkeiten und generischen Vergnügen ihres Lebens herunter, begleitet von 08/15-Musik, die routiniert produziert wurde: Keeping Up With the Kardashians wirkt im Vergleich dazu fast schon wie König Lear. Ihre Freunde stellen vermutlich auf Lautsprecher um, wenn sie anruft, und machen nur gelegentlich zustimmende Geräusche, während sie aufräumen oder ihre Steuererklärung machen.
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