Girl Ray: Earl Grey (Moshi Moshi Records)
Die Indie-Sparte der Popmusik ist im letzten Jahrzehnt ziemlich bieder und vorhersehbar geworden – eine deutlich erkennbare Veränderung gab es allerdings: immer mehr Frauen und Bands mit Frontfrau tummeln sich in diesen musikalischen Gefilden. Doch diese Frauen haben zumeist große Schwierigkeiten, im Mainstream wahrgenommen zu werden. Könnte Girl Ray eine der wenigen Ausnahmen sein? Es gibt jedenfalls einiges, was man an diesem Teenager-Trio lieben kann, ja muss – angefangen mit Poppy Hankins Gesang. Ihr Gesangsstil vereint das gesittete charakteristische Englische, einen tiefen, plauderhaften Ton, der an Nico erinnert, und eine rauchige Lieblichkeit im Stil von Harriet Wheeler; er ist ein Schmelztiegel von Anspielungen und zugleich genau so, wie man annehmen würde, das eine junge Dame aus der Londoner Mittelschicht klingt. Der Gesang ist jedenfalls das Highlight der wackeligen Version von 70er-Jahre-Soft-Rock (Todd Rundgrens „I Saw The Light“ war allem Anschein nach eine der Inspirationen), , die die Band bietet und zunächst ziemlich gekonnt die an Hooks reichen Tendenzen dieses Genres imitiert.Doch je länger das Album dauert, desto loser und improvisierter und damit uninteressanter wird das Ganze. Earl Grey wie vermutlich nicht zu dem Riesenhit werden, der dieser frühreifen Band den Durchbruch beschert, aber Girl Ray sollte man unbedingt im Auge behalten.
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