Roadhog war viel Verschiedenes für viele Spieler. Ein Freund, ein Bruder, vielleicht sogar ein Liebhaber. Außerdem eine Ein-Mann-Apokalypse. Er möchte wirklich nicht, dass Sie das vergessen. Doch wir alle können uns darauf verständigen, dass er zu früh von uns ging.
Ende Juni wurde Overwatchs Meister von Haken-Fu und Tätowierungen generft. Blizzard reduzierte seinen Kugelschaden (bullet damage) um 33 Prozent und entfernte so ein Schlüsselelement seines Repertoires: die Fähigkeit, die meisten Helden mit einem Schuss zu töten, nachdem er sie mit seinem zusammengeschusterten Haken zu sich gezogen hat. Diese Taktik war der Klebstoff, der Roadhogs andere Fähigkeiten zusammenhielt, und gab, was entscheidend war, dem Schweinekerl etwas, in dem er der Beste war. Unter den Tank-Helden war er nicht der stärkste und robusteste (das ist Reinhardt) oder derjenige, der Schaden am besten minimieren kann (D.Va und Zarya machen das auf ihre Weisen viel besser), aber er konnte einem anderen Spieler den Tag ruinieren, wenn er sich zu weit vorwagte oder zu sorglos wurde.
Der Nerf machte ihn zu einer leeren Hülle und machte deutlich, wie mangelhaft seine übrigen Fähigkeiten sind. Er ist schließlich ein großes Ziel und seine Fähigkeiten haben lange Abkühlphasen (Wartezeiten bis zum nächsten Einsatz), während seine Heilungsfähigkeit zwar mächtig ist, ihn aber mehrere Sekunden lang hilflos macht. Diese Dinge zusammen machen ihn zu einer großen Ult-Ladebatterie für das andere Team. Heutzutage ist es für manche Helden sogar von Vorteil, von Roadhog mit dem Haken eingefangen zu werden, da sie ihn dann im Nahkampf erledigen können. Während es einst eine schreckliche Vorstellung war, warten die Leute nun geradezu darauf, den geschwächten ‘hog ausgiebig umarmen zu dürfen.
Spieler haben den vergangenen Monat damit zugebracht, Blizzard anzuflehen, Roadhog zu retten, der seit dem Nerf viel weniger gespielt wird und wesentlich weniger oft gewinnt. Manche haben weitere Änderungen und neue Fähigkeiten vorgeschlagen, aber die meisten wünschen sich einfach nur, dass Roadhog wieder so wird, wie er zuvor war. Doch mit der Zeit verwandelten sich ihrer Bitten in Verzweiflung. Es gibt sogar einen #RIPRoadhog Hashtag auf Twitter.
Blizzard hingegen argumentiert, dass Roadhogs ein-Schuss-Fähigkeit einfach nicht unterhaltsam war, wenn man ihr zum Opfer fiel, weshalb trotz der Klagen der Roadhog-Spieler nicht damit zu rechnen ist, dass das Unternehmen den Nerf rückgängig machen wird. Ende Juli teilte der leitende Designer Geoff Goodman mit, dass das Entwicklerteam nun eine Version von Roadhog testet, die eine 50-prozentige Schadensreduzierung während des Heilens erhält und sich während des Heilens bewegen kann. Er soll also viel „tankiger“ werden als zuvor.
Manche Spieler bleiben besorgt. Dieser vorgeschlagene Nu-Hog mag in der Lage sein, viel Schaden einzustecken und weiterzukämpfen, aber er verfügt dennoch über keine Spezialfähigkeit.Er würde nur eine robustere Version eines Typen sein, der mit anderen Tanks in den Bereichen nicht mithalten kann, auf die es wirklich ankommt.
Aber entscheidender ist, dass er nicht länger der beeindruckende Hohes-Risiko/hoeh-Belohnung-Held Roadhog ist, den Spieler, die sich auf ihn spezialisierten, so faszinierend fanden. Das Vergnügen, Rroadhog zu spielen, bestand darin, dass man, wenn man alles richtig machte – die Platzierung des Hakens genau richtig, einen Heiler oder eine Tracer gefangen oder ein anderes wertvolles Ziel -, der ultimative Jäger war. Andere Spieler hatten einen guten Grund, sich vor einem zu fürchten. Dies gab einem das Gefühl, mächtig und bedeutend zu sein.
Wenn man hingegen Fehler machte, wurde man rasch zur Beute, wenn auch nicht auf die typische „Sofort gebratenes Fleisch“ Art. Man konnte von dannen trampeln und versuchen, sich zu heilen und so ein „zweites Leben“ zu verschaffen. Aber wenn es Feinden gelang, einen in eine Ecke zu drängen oder in eine für Roadhog nachteilige Position zu drängen, konnte man nur hilflos zusehen, wie sie einem die Gesundheit raubten und ihre eigenen „ult meters“ auffüllten. Es war ein schreckliches Gefühl zu wissen, dass man dem eigenen Team potenziell sehr geschadet hat. Kränkung und Schädigung gepaart mit der Furcht vor dem, was dann kommen würde.
Blizzards neue Version von Roadhog mag weniger polarisierend sein, aber für viele Spieler war Roadhog vor allem deshalb reizvoll, weil er in Extremen funktionierte. Die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen. Diese mechanischen Kanten verliehen seinem Look und seiner Ausstrahlung – sein Schrotthaufen-Arsenal, das aussieht, als könnte es jeden Moment auseinanderfallen – Bedeutung. Er war ein ziemliches Durcheinander, aber seine Eigenheiten sorgten dafür, dass Spieler ihn liebten.
Manche Nerfs sind simple kleine Anpassungen, die schließlich von allen als notwendig anerkannt werden, und vielleicht wird diese irgendwann auch so gesehen werden. Aber dieser Nerf wirft auch eine wichtige Frage über die Natur von Balance in Spielen auf, die viele Jahre lang gespielt und verändert werden: Was passiert, wenn ein Entwickler einen Helden so grundlegend verändert, dass er seine Identität verliert, vor allem dann, wenn er diese schon lange hatte? Dieser Held mag so aussehen wie zuvor und auch so klingen, aber ist er noch derselbe Held, wenn Spieler, die ihn einst verehrten, ihn nicht mehr spielen wollen? Und ist es unbedingt eine gute Idee, diese Veränderungen vorzunehmen, selbst wenn sie zum vermeintlichen größeren Wohl des Spiels vorgenommen werden? Als Spieler bin ich von de Vorstellung ein wenig beunruhigt, dass mein Lieblingsheld (Pharah, um das einmal festzuhalten) plötzlich auf eine Weise verändert werden könnte, die nicht notwendigerweise schlecht oder wenig effektiv, aber für mich mechanisch nicht wiedererkennbar ist.
Letztlich ist es Blizzards Spiel und das Unternehmen kann mit den von ihm kreierten Charakteren machen, was immer es will. Wir Spieler mögen die Helden des Spiels verehren und uns sogar mit ihnen identifizieren, aber sie gehören uns nicht. Veränderungen sind in modernen Spielen zunehmend unvermeidlich, vor allem in solchen, die so groß sind wie Overwatch. Es spricht nichts dagegen, die eigenen Lieblingshelden wirklich zu mögen, aber man sollte immer bedenken, dass man nie weiß, wie sie sich verändern werden, ehe man sie zu sehr ins Herz schließt.
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