Hello Neighbor ist ein „stealth horror game“mit einer interessanten Prämisse, aber vielleicht der schlechtesten Umsetzung aller Spiele, die ich heuer gespielt habe.
In dem Spiel, das in der vergangenen Woche für PC, Mac und Xbox One veröffentlicht wurde, dringt der Spieler heimlich in das Haus seines hinterhältigen Nachbarn ein. Entwickler Dynamic Pixels gestaltete diesen Nachbarn angeblich als fortschrittliche AI, die die schurkischen Strategien des Spielers analysiert und daraus lernt. Im Verlauf der drei Akte dieses Spiels, kriechen und schleichen Sie im Haus eines verhaltensgestörten Nachbarn herum und enthüllen nach und nach seine Geschichte – aber wenn er Sie entdeckt, wird die Szene zurückgesetzt, Sie müssen von vorne beginnen und er wird schlauer. Mutmaßlich möchte der Spieler den alten Mann genauer unter die Lupe nehmen und täuschen, weil dieser sich in der Utopie dieser Vorstadt seltsam benimmt.
Hello Neighbor sieht schrullig und fast wie ein Zeichentrickfilm aus, aber seine schlecht ausgearbeiteten Mechaniken und die tristen Rätsel sorgten dafür, dass mir das Spielen überhaupt kein Vergnügen bereitete.
Nehmen Sie zum Beispiel die Aufgabenstellung im ersten Akt des Spiels: Sie müssen einen Schlüssel finden und eine Tür öffnen. Einfach, nicht wahr? Um den Schlüssel zu erhalten, müsse Sie sich in den ersten Stock des Hauses begeben. Im Inneren gibt es aber keine Treppe. Das bedeutet, dass Sie eine Möglichkeit finden müssen, von außen ins Obergeschoss zu gelangen. Hello Neighbor gibt den Spielern nur wenige Hinweise, wie die Aufgaben zu lösen sind, mit denen es sie konfrontiert, was, nachdem ich mehrere Stunden gespielt habe, mehr wie ein Designproblem als ein erhöhter Schwierigkeitsgrad wirkt. Also kam ich, um irgendwohin zu gelangen, auf die Lösung, Kisten übereinander zu stapeln.
Doch das hat einen Haken. Hello Neighbors Physik ist nicht gut. Der Spielercharakter neigt zum Schweben. Die Steuerung ist alles andere als präzise. Die Kamera scheint im Nabel des Spielercharakters positioniert zu sein (obwohl der Protagonist ein Kind ist). Es ist deshalb einfach unmöglich, zu wissen, wo das Ding, das man wirft, landen wird. Selbst wenn man einfach nur etwas aufheben möchte, sind dazu oft drei oder vier Klicks nötig, bis der Gegenstand endlich im Inventar ist. Und trotzdem wird man immer wieder mit Platforming-Rätseln konfrontiert. Selbst nach mehreren Versuchen, Kisten zu stapeln, passierte das immer und immer wieder:
Exploits zu finden war mitunter meine einzige Chance, von A nach B zu gelangen. Hier gab ich den versuch auf, Kisten zu stapeln, um diesen Hebel zu erreichen, und stellte mich stattdessen auf ein Geländer und drückte 20 Mal „e“:
In anderen Momenten musste ich mehrere Versuche unternehmen, bis es mir endlich gelang, meinen von der Schwerkraft so sehr behinderten Charakter eine Leiter hochklettern zu lassen, ohne hinunterzufallen.
Es ist möglich, dass die Entwickler nicht wollten, dass ich die Dinge so tue, wie ich sie tat – ich weiß es nicht, da das Spiel im Grunde nichts erklärt und so gut wie keine Hinweise liefert, wie man Rätsel in der Umgebung lösen soll. Es ist deshalb möglich, dass meine Entscheidungen nicht optimal waren. Allerdings zeigen mehr als ein Dutzend YouTube Playthroughs, das viele andere Spieler Hello Neighbor auf dieselbe Weise spielen wie ich, mit nur kleinen Variationen.
Ein paar Mal passierte es, dass ich versehentlich einen Schlüssel warf, als ich etwas ganz anderes tun wollte, und ihn für immer verlor. Dann musste ich den Akt von vorne spielen.
Und nun zur Frage von Hello Neighbors Prämisse: Ein Stealth-Horrorspiel, in dem die AI von jeder Bewegung lernt, die der Spieler macht. In der Praxis bemerkte ich davon nur ein Drittel, nämlich den Stealth-Teil. Ich war wirklich ein neugieriges Kind, das in einem fremden Haus herumschlich. Aber das Spiel ist nicht furchteinflößend. Es ist ein bisschen gruselig. Es gibt keine Jumpscares, sondern eine lauter werdende, heimtückische Basslinie, die Momente ankündigt, in denen der Nachbar einem zum Beispiel die Mütze über die Augen zieht, und einige nervenaufreibende filmische Szenen.
Es war mir außerdem nicht möglich, festzustellen, ob die AI aktiv ihre Strategie veränderte, da ich mich voll und ganz darauf konzentrieren musste, herauszufinden, was ich tun sollte und wie ich es zuwege bringen sollte. Nur sehr selten tat ich dasselbe zweimal, da das Spiel zwar zurückgesetzt wird, wenn man vom Nachbarn erwischt wird, aber die Leistungen des Spielers erhalten bleiben. Wenn ich also entdeckt wurde, nachdem ich einen Schlüssel gefunden hatte, hatte ich den Schlüssel noch immer und konnte mich der nächsten Aufgabe zuwenden. Es fiel mir aber auf, dass sich der Nachbar zumeist in den Räumen aufhielt, in denen er mich zuletzt entdeckte.
Vielleicht wurden die Qualitäten der AI und die vielen, vielen anderen Dinge, die Hello Neighbor zu bieten hat, nicht deutlich, weil ich das Gefühl hatte, mich mit verbundenen Augen und Fäustlingen an den Händen durchs Spiel zu bewegen.
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