Destiny 2 hat in letzter Zeit ziemliche Schwierigkeiten, etwa weil die Spieler erkennen, dass das Grinding spät im Spiel eine riesige Zeitverschwendung ist, und Mikrotransaktionen aktuell sehr argwöhnisch beäugt werden. Seit dem Erscheinen des Spiels für den PC im Oktober jammern viele Spieler auch über die strikten Kommunikationsregeln: Es gibt keine Chat-Lobby – weder Text noch Voice - im Spiel, die es ermöglichen würde, passende Mitglieder für ein Feuerteam für diesen Nightfall Strike oder Leviathan Raid zu finden. Und auch kein Public Matchmaking für diese Aktivitäten, die die exklusivsten und mächtigsten Ausrüstungsgegenstände einbringen. Was ich davon halte? Ich liebe diese Aspekte.
Ich habe das erste Destiny nicht gespielt, weshalb ich, als ich vor ein paar Monaten anfing, das zweite Spiel der Serie auf dem PC zu spielen, sehr davon angetan war, dass es wie eine Serie von Sci-Fi-Taschenbuch-Covers aussieht, als wären ausgaben von Werken von Isaac Asimov oder Robert Heinlein aus den 1970ern zum Leben erweckt worden. Die Erkundung der wunderschönen Umgebungen von Io und Nessus als einsames, düsteres und stilles Erlebnis wirkt für mich deshalb mehr als richtig.
Es ist keineswegs unmöglich, mit anderen Spielern zu sprechen. Aber es gibt einen eingebauten Überprüfungsprozess. Sie können sich einem Clan anschließen, einige Patrouillen mit jemandem absolvieren und diesen Spieler dann zu Ihrer Freundesliste hinzufügen. Dann kann einer von Ihnen die Sprachkommunikation einleiten und wenn der andere Spieler zustimmt, können Sie mit dem Plaudern beginnen. Und das ist eine gute Sache, denn wenn Sie die Endspiel-Inhalte (endgame content) erreichen, werden Sie sich mit den anderen Mitgliedern Ihres Feuerteams koordinieren müssen. Vor allem in den Nightfalls und dem Raid ist es entscheidend, dass Sie den anderen mitteilen, was Sie tun und sehen. Diese Aktivitäten sind so gestaltet, dass sie am besten von Teams erledigt werden können, die zusammenarbeiten und miteinander sprechen, also warum al diese Hürden, um Voice Chat nützen zu können?
Meiner Meinung nach dient das Chat-System zwei wichtigen Zwecken. Zunächst einmal bedeutet es, dass man einen echten Grund haben muss, sich mit jemand anderem zu einem Team zusammenzuschließen. Ob Sie diese Spieler im Spiel gefunden haben, durch gemeinsam absolvierte Public Events, Standard Strikes oder Clans, Sie werden (außer Sie geben sich sehr große Mühe) die intensiven und schwierigen Endspiel-Missionen nicht mit völlig Fremden spielen. Das ermuntert zu einer qualitativ hochwertigeren Kommunikationen, als man sie in öffentlichen Matches haben würde – und alle, die den Fehler gemacht haben, den Plunkbat Flug mit aktiviertem Voice Chat zu unternehmen, wissen, wie schrecklich das werden kann.
Ich spielte mehrere Abschnitte des Leviathan Raid erstmals mit meinem Cousin und ein paar Freunden, die ich online gefunden hatte und die uns beibringen konnten, worauf es in der jeweiligen Situation ankommt. Es handelt sich dabei um sehr herausfordernde Events, die überlegtes Teamwork und mitunter engelsgleiche Geduld miteinander erfordern. Als wir ausgeloggt hatte, schrieb mir mein Cousin eine Kurznachricht: „Ich verstehe jetzt, warum zufälliges Matchmaking für den Raid unbrauchbar ist.“
Er hat recht. Stellen Sie sich den Schrecken und die Frustration vor, zu versuchen, sechs zufällig zusammengewürfelte Plunkbatters dazu zu bringen, ihr Vorgehen miteinander zu koordinieren, ohne dass dabei ausschließlich geflucht und beleidigt wird. In Destiny 2 für einen Raid in ein Sechs-Personen-Team gesteckt zu werden, den man nur mit klugem Vorgehen, Kommunikation und Geduld erfolgreich durchspielen kann, wäre in 99 von 100 Fällen reine Zeitverschwendung.
Der zweite Zweck ist eine unmittelbare Folge des ersten: die Leute, die Destiny 2 gemeinsam spielen, erwarten und erweisen ein gewisses Maß an Respekt innerhalb der Gruppe. Und das bedeutet, dass sich das “toxic community” Problem wesentlich seltener bemerkbar macht, obwohl es früher oder später in fast jedem Online-Spiel sein hässliches Haupt erhebt – nicht einmal Overwatchs entzückende Farbpalette und seine vielen verschiedenen Helden bieten Schutz davor, weshalb Blizzard viel Zeit und Energie darauf verwenden muss, dieses Problem in Grenzen zu halten.
Aber in Destiny 2? Falls es auch hier auftritt, werde ich es nie finden. Stattdessen kann ich mich an den Robert-Heinlein-Landschaften und Weltraum-Goblins erfreuen, weil ich weiß, dass ich, wenn ich beim Spielen mit jemandem sprechen möchte, dies tun kann, wenn ich will – und nur dann, wenn ich es will.
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