Car Seat Headrest: Twin Fantasy (Face to Face) (Matador)
„Give me Frank Ocean’s voice and James Brown’s stage presence”, singt Will Toledo in „Cute Thing“ und unterstreicht damit seine eigenen Schwächen – er neigt dazu, zu singen, als bekäme er zum zehnten Mal hintereinander Pesto zum Abendessen, während er sich aus ganzem Herzen Fleisch gewünscht hat, und auf der Bühne wirkt er oft, als würde er sich lieber seine Augäpfel mit Teelöffeln aus den Augenhöhlen kratzen als das Publikum unterhalten -, aber auch den Umstand, dass er eine leidenschaftliche Fangemeinde um sich scharen konnte, obwohl ihm diese Talente fehlen.
Toledo ist eine faszinierende Figur: sein 11. Album ist eine Neueinspielung seines sechsten, die mit wesentlich mehr Schwung und einer richtig guten Produktion überzeugt, was dadurch möglich wurde, dass Car Seat Headrest mittlerweile eine starke, aufregende Rockband ist, nicht mehr nur eine einzelne Person, die in ihrem Schlafzimmer Musik macht. Es gibt einige Änderungen - „Nervous Young Inhumans“ wartet mit neuem Text auf -, aber im Großen und Ganzen dreht sich alles darum, das Album besser und somit überzeugender wirken zu lassen.
Car Seat Headrest ist durch eine gewisse Zügellosigkeit gekennzeichnet, aber diese ist notwendig, damit Toledo am Schorf seines Lebens kratzen kann. Im Laufe der 13 Minuten von „Beach-Life- in-Death“ versucht er, seine Verwirrung und Verbitterung und Feindseligkeit zu analysieren und damit zunichte zu machen, wobei er immer wieder erschütternd klare Momente hat: “I pretended I was drunk when I came out to my friends / I never came out to my friends / We were all on Skype / And I laughed and I changed the subject.” Es gibt Augenblicke, in denen die weniger Nachsichtigen den Drang verspüren, Toledo zuzurufen, er möge sich zusammenreißen, doch Car Seat Headrest wirken zunehmend wie eine bedeutende Band und Toledo reift immer mehr zu einer ungewöhnlichen und fesselnden Stimme.
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