Marmozets: Knowing What You Know Now (Roadrunner)
Die Karriere der Band aus West Yorkshire war mit ihrem 2014 erschienenen Debütalbum The Weird and Wonderful Marmozets gerade erst richtig in Schwung gekommen, als dieser deutliche Aufwärtstrend auch schon wieder stark gebremst wurde, weil Sängerin Becca Macintyre sich einer Knieoperation unterziehen musste und längere Zeit ans Bett und dann an ihre Wohnung gefesselt war.
Das ist wahrlich eine Erfahrung, die man niemandem wünscht, der gerade erst dem Teenager-Alter entwachsen ist und gute Gründe hat, das Haus zu verlassen und durch die Welt zu reisen. Doch der Vorteil dieser Zwangspause ist der deutlich verändernde Einfluss, den er auf das zweite Album hatte, das Werk einer Band, die plötzlich Zeit genug hatte, über die Welt und ihren Platz darin nachzudenken.
Es sind nach wie vor viele der für sie typischen Schreie, verzerrten Gitarren und krachenden Beats zu hören, die enthusiastisch am Pop knabbern, als wären sie ein Rudel lästiger Jack Russells. Doch die rasant reifer werdende Band versucht sich auch an Rave-artigen Breakdowns, euphorischen Popeinlagen und sogar - mit „Me and You“ – an *schluck* einer sanften Ballade über das Träumen von einer besseren Welt.
Jugendliche Frustration angesichts der aktuellen ist der Grund für „Play“s verbissenes Manifest: “I don’t dance cos I want to, [it’s] cos I need to”. „Like a Battery“ hingegen erklärt: “The kids on the street will run the country”, aber eher triumphal als wütend.
Positive Einstellung und ein Sinn für Abenteuer lassen Texturen einfließen, die von ätherischem Piano-Pop im Stil von Kate Bush bis zu Momenten reichen, die an Madness erinnern. Das gespenstisch kindliche Sinnieren über Schlafentzug des zum Mitsingen einladenden „Insomnia“ könnte von Siouxsie and the Banshees zu den Zeiten von Join Hands stammen. Die letzten beiden (von 12) Tracks sind grungiger sind weniger originell, doch zu diesem Zeitpunkt haben Marmozets längst ihren großen Sprung vorwärts gemacht.
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