Im vergangenen Jahr erhielt Overwatch einen Capture-the-Flag-Modus. Er war eine unterhaltsame Abwechslung von den üblichen Kämpfen, aber das Spiel war nicht für einen CTF-Modus gestaltet, was deutlich zu erkennen war. Manche Helden waren zu stark, die Levels waren langweilig und es kam oft zu Pattsituationen. Für den in dieser Woche anlaufenden “Year of the Dog” Event hat Blizzard den Modus überarbeitet, der nun bedeutend besser ist.
Die CTF-Änderungen, zu denen neue Regeln und eine neue Karte gehören, die speziell für diesen Modus entworfen wurden, sollen diesen Modus besser ausbalancieren und dafür sorgen, dass er actionreicher wird. Nachdem ich einige Stunden gespielt habe, kann ich sagen, dass dies weitgehend gelungen ist. Overwatchs Version von CTF ist noch immer ein bisschen zu anfällig für Pattsituationen, aber nun ist auch für Action gesorgt, wenn niemand versucht, mit einer Flagge zu verschwinden.
Lassen Sie mich zuerst auf die neuen Regeln zu sprechen kommen, bei denen es sich vor allem darum dreht, wie die Flagge funktioniert. Es ist zunächst wenig intuitiv, aber wenn man die Bewegungsfähigkeiten (mobility skills) — D.Vas Boosters, Tracers Zeitsprünge oder Winstons Sprünge, um nur ein paar Beispiele zu nennen – einsetzt, lässt man die Flagge sofort fallen, was bedeutet, dass sehr bewegliche Charaktere die Chancen auf den Sieg nicht mehr so stark beeinflussen. Zusätzlich wird die Flagge sofort aufgehoben/geschnappt, aber wenn sie fallengelassen wird, dauert es fünf Minuten, bis irgendjemand die Flagge wieder aufnehmen kann, und man muss zusätzliche vier Sekunden auf ihr stehen, um sie in die Basis zurückzubringen, wenn sie dem eigenen Team gehört.
Das bedeutet, dass das Packen einer Flagge nicht sofort zum Erfolg oder Misserfolg wird, sondern es viel mehr Momente gibt, in denen es jemandem gelingt, eine Flagge aus der Basis des feindlichen Teams zu stehlen, nur um dann gleich vor der Tür zu sterben, worauf beide Teams darum kämpfen, die Flagge aufheben zu können. Das Resultat ist eine Serie gewalttätiger Verfolgungsszenen, die an diverse Zeichentrickserien, etwa Looney Tunes, erinnern. Das Ganze ist nervenaufreibend.
Der neue Level, der Ayutthaya heißt, passt sehr gut zu diesem Kampfrhythmus und ermöglicht verschiedene Strategien. Auf den ersten Blick ist Ayutthayas Struktur ziemlich simpel. Zwei Basen sind durch einen offenen Hof getrennt. Das ist alles. Doch es stellt sich heraus, dass die Basen mehrstöckige Labyrinthe mit unterirdischen Passagen, Laufstegen und Balkonen sind, während der Hof voller erhöhter Oberflächen und Stellen ist, die Deckung bieten. Das Resultat ist, dass man mit verschiedenen Helden großen Erfolg haben kann, von einer hyperaktiven D.Va bis hin zu einem listigen Winston oder einer hinterhältigen Moira.
Der neue Level ist ein Erfolg, weil er, mehr als jeder andere Overwatch Level, keinen Platz verschwendet. Er ist klein, was bedeutet, dass die Spieler beider Teams ständig gezwungen sind, miteinander in Kontakt zu kommen, auch wenn sie gerade nicht versuchen, eine der Flaggen zu ergattern. Die Kämpfe werden generell auf kurze Distanz ausgetragen, was bedeutet, dass Charaktere am besten abschneiden, die sich in beengten Umgebungen gut bewegen und auf kurze Distanz rasch tödlich sein können. Doch der Level ist so facettenreich, dass er zum Beispiel auch einer Pharah ermöglicht, den Hof zu überwachen und Feinde in Schach zu halten, indem sie sich in die Luft erhebt und mit Raketen schießt, oder einem Junkrat, in den Tunnels der feindlichen Basis herumzustreichen und die Feinde mit Granaten zu traktieren und so sicherzustellen, dass die Feinde verwirrt und geschwächt sind, wenn Ihr Team zum großen Sturm ansetzt.
Dennoch tendieren die Matches zu einer Art Gleichgewicht, also einem Zustand, in dem kein Team eine Flagge lange in Besitz hat, aber typischerweise gelingt es einem Team zumindest einmal, eine feindliche Flagge zu erbeuten, ehe Matches vorüber sind. Und wenn das nicht der Fall ist, sorgt Sudden Death dafür, dass alles spektakulär endet, denn dabei werden beide Flaggen aus den Basen geholt, sodass sie näher beisammen sind. Sudden Death ist Chaos, wenn auch ein zumindest teilweise vorhersehbares. Das erste Team, das es schafft, eine große Ult gegen die Gegner anzuwenden, gewinnt fast immer. Der Grund dafür ist, dass der Sudden Death Flaggenraum schmal und beengt ist – ein idealer Ort für ein Trommelfeuer von Pharah, eine Bombe von D.Va oder eine Zarya Combo mit irgendetwas. Doch da die Teams so nahe beisammen sind, ist jedes gefecht bis zum entscheidenden Moment hochspannend.
Insgesamt ist CTF noch immer nicht perfekt ausbalanciert, weshalb die Matches gelegentlich ziemlich mühsam werden, aber was heuer geboten wird, ist wesentlich besser als das Angebot aus dem vergangenen Jahr. Ich bin von der Idee von CTF in Overwatch noch immer nicht ganz überzeugt, aber ich bin froh, dass Blizzard sich nicht davon abbringen lässt, diesen Modus zu verbessern und immer wieder anzubieten.
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