Rich Brian: Amen (88rising)
Dieser Produzent/MC hat es schon auf hunderte Millionen „views“ auf YouTube gebracht, was zum Teil daran liegt, dass er ein Außenseiter ist – seine tiefe Stimme und sein teilnahmsloser Flow passen nicht so recht zu dem pickeligen Teenager, der sie hervorbringt. Die Art und Weise, wie er von manchen verehrt und gepriesen wird, hat etwas Herablassendes, sogar Rassistisches an sich („Er ist ein Rapper, aber haltet euch fest, er ist ein asiatischer Nerd!“), doch Brian ist clever genug, nicht dagegen anzukämpfen, sondern voll und ganz in dieser ihm zugeschriebenen Rolle aufzugehen, indem er sich ursprünglich Rich Chigga nannte und Gürteltaschen und Khakihosen trug. Seine Tracks sind aber viel zu gut, um ihn als letzten Schrei und vorübergehende Modeerscheinung abzutun. Er mag als ein SoundCloud Rapper bekannt sein, aber er ist meilenweit von der ungestümen Idiotie von Lil Pump, 6ix9ine und so weiter entfernt.
Stattdessen bietet er eine gute Dosis Tagträume und Stoner-Romantik, die von musikalischen Partnern von Odd Future wie Frank Ocean, Syd und Tyler, the Creator gerne angezapft wird; Beispiele dafür sind die leicht bekiffte Ballade „Arizona“ und „Flight“, auf dem er bescheiden über sein neues Leben sinniert. Okay, da er erst 18 ist, hat Brian auch eine pathologische Obsession mit Fellatio, aber seine lakonische Darbietung scheint die Hörer geradezu dazu herauszufordern, zu glauben, er meine es ernst. Und er ist oft auf sehr trockene Weise amüsant, selbst wenn er in der Gosse liegt. „Chaos“ beginnt damit, dass er feiert: “I’m 18 now and women can legally have sex with me.” Seine Neo-G-Funk-Begleitung – Synthesizer-Klanglandschaften in Neon-Rosa durch die Marihuana-Rauchschwaden ziehen – ist beweundernswert üppig und melancholisch, doch seine größte Fähigkeit ist sein Flow, ausdrucksloses Plappern, das aus den Lautsprechern rattert wie Lochstreifen.
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