Jonathan Wilson: Rare Birds (Bella Union)
Nur sehr wenige in den letzten Jahren erschienene Alben waren so gut darin, den Sound des Laurel Canyon der frühen 70er zu imitieren, wie Jonathan Wilsons treffend betiteltes Gentle Spirit. Es deutete darauf hin, dass der Singer-Songwriter nichts lieber macht, als in einer Hängematte zu liegen und durch eine Cannabiswoke hindurch die Sterne zu betrachten. Das ist nicht der Fall. Sein drittes Soloalbum beweist, dass er komplizierter ist als seine Hippie-Persona erahnen lässt, denn seine Widescreen-Ambition enthüllt seine künstlerische Verwandtschaft mit Roger Waters, in dessen Band er seit vergangenem Jahr spielt. Auffallend sind vor allem die Drum Machines und Synthesizer, die Teilen von Rare Birds ein 80er-Jahre-Rock-Feeling verleihen, sowie eine neuentdeckte Vorliebe für den Raum zwischen den Noten. „Loving You“ unterstreicht Wilsons Hochachtung vor dem ungeheuer wandlungsfähigen Original Arthur Russell, während das schlaftrunkene, himmlische „49 Hair Flips“ sehr grafisch eine alte Beziehung seziert.
Es wäre jedoch irreführend, würde man so tun,als hätte Wilson seine starke Verbindung zum Soft Rock gelockert oder gar gekappt. Mitunter, etwa beim kraftlosen „Living With Myself“, ist er ein bisschen zu „soft“. Doch Rare Birds ist reichhaltig und im Großen und Ganzen ein Triumph, denn seine kosmische Einstellung und seine Konzentration auf Details erfüllen Songs mit Drama, die in geringeren Händen nur langweilig wären.
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