Anne-Marie: Speak Your Mind (Asylum Records)
„Are you impressed with my honesty?” möchte Anne-Marie in „Perfect“ wissen, einer selbstgefälligen Hymne der Eigenliebe, die rasch in fast schon peinliche Belanglosigkeiten abgleitet (zu dem bizarren Füllmaterial gehört etwa das Detail, dass sie gerne mit ihrer Familie ein Eminem Konzert besuchen würde). Es ist nicht der einzige misstönende Moment auf dem Debütalbum der ehemaligen Rudimental Sängerin: „2002“, gemeinsam mit Ed Sheeran geschrieben, ist eine dumme Dosis „millenial“ Nostalgie, die auf ziemlich unbeholfene Weise Songtitel aus der Ära aneinanderreiht, während die aus Essex stammende Sängerin sich auf „Machine“ als wohl die einzige in unserer mit Technik überfluteten, spät-kapitalistischen Gesellschaft lebende Person zu erkennen gibt, die sich wünscht, stärker einem Computer zu ähneln. Sie ist stimmiger, wenn sie an Wunden kratzt, die von gescheiterten Beziehungen verursacht wurden, doch da immer Prahlerei und Gehässigkeit die Oberhand behalten, sind diese Songs letztlich nicht so lebensbejahend, wie die gebieterischen Refrains einen glauben machen. Das Ganze ist in modisch sterile Pop-Päckchen von jener Art verpackt, bei der die Beats harsch und knackig sind und fremd klingende Gesangssamples die Leere kaschieren soll.
Tropical House und Reggaeton sorgen für etwas Wärme, aber in Verbindung mit dem Umstand, dass sie sich den rauchigen, leicht heiseren Gesangstil von Rihanna angeeignet hat, kann man das Resultat wahrlich nicht als eigenständig bezeichnen (und ihre Aussprache von “two shots fired” auf „Alarm“ ist alarmierend, weil sie klingt, als würde sie einen Karibikakzent imitieren).
Letztlich ist dies Musik, die am Fließband gemacht wurde, um die höchsten Regionen der Charts zu erklimmen, und das funktioniert auch – dieses Album hat bereits drei Top-20-Hits in Großbritannien hervorgebracht. Doch es ist enttäuschend, da der Titel zumindest ein bisschen Authentizität verspricht, doch Speak Your Mind bietet nur Affektiertheit.
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