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Kate Nash: Yesterday Was Forever (Albumkritik)

 

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Kate Nash: Yesterday Was Forever (Girl Gang Records)

 

 

„I want a takeaway with you / I don’t care if it’s Chinese food”, sing Kate Nash auf ihrem vierten Album. Es ist eine Textzeile, die genauso gut von ihrem ersten stammen könnte, dem 2007 erschienenen Made of Bricks, einer Sammlung von tölpelhaftem Allerweltspop, die den Sprung an die Spitze der Charts schaffte und Nash als mutmaßliche Erbin von Lily Allen etablierte, die zu ihren ersten prominenten Unterstützern zählte. Doch während letztere immer wieder Popsongs veröffentlicht, die Aufmerksamkeit erregen und gelegentlich sogar brillant sind, kam Nashs Karriere arg ins Trudeln. Ihr neues Album demonstriert eindrücklich, warum das so ist. Seit sie mit ihrem Debütalbum genau den Zeitgeist traf, hat Nash mehr als klar gemacht, dass sie wenig Interesse daran hat, klanglich relevant zu bleiben – so bestand ihr 2013 erschienenes Album Girl Talk ausschließlich aus Erinnerungen mit Riot-Grrrl-Bezug. Hier behielt sie einige der Anspielungen an den Rock der 90er bei und diese auffälligen Retro-Einflüsse sorgen für die Highlights des Albums - „Life in Pink“s lärmende Pop-Punk-Bridge; „California Poppies“’ kitschiger Industrial-Refrain -, auch wenn sie diesmal weniger charmant sind. Nashs Gesang gleitet regelmäßig in ein lächerlich aggressives Krächzen ab, wenn sie versucht, wie eine „Rock-Röhre“ zu klingen, weshalb dies gehörig daneben geht und sie akustisch gelegentlich an eine Ente erinnert. Es ist eine nebulösere Sorte von Nostalgie, was bedeutet, dass ihre Songs leicht abgestanden wirken, da die Melodien entweder an den gezierten Indie-Rock der Nullerjahre oder Charts-Pop von vor fünf Jahren erinnern. Auf Made of Bricks führte Nash eine naive, absichtlich kunstlose Lyrik ein, die seinerzeit verhöhnt wurde (am amüsantesten von Adam & Joes Song Wars). Aber diese Texte waren auch unterhaltsam und erfrischend in ihrer Schilderung moderner weiblicher Jugend.

 

 

Auf Yesterday Was Forever unternimmt Nash eine Zeitreise zurück in jene Jahre (sie hat ihr Album als “an excerpt from a teenage diary” beschrieben und es ist voller Anspielungen darauf, Menschen zu hassen und sich “so dark” zu fühlen), doch sie scheint unterwegs ihr Talent, markante – geschweige denn verständliche – Songs zu schreiben, verlegt zu haben. Ihre Texte scheinen entweder, wie die Poesie einer Zehnjährigen, vom Reimschema diktiert zu werden oder sich selbst widersprechender Nonsens zu sein – was einst erfrischend unelegant wirkte, erscheint nun einfach träge und einfallslos. Musiker versuchen oft, die schwer fassbare Magie ihres ursprünglichen Erfolgs erneut einzufangen, aber nur wenige versuchen dies so ausdrücklich wie Nash hier. Damit beweist sie aber nur, dass die Kraft und der Lumpen-Charme ihres Frühwerks schon lange verschwunden sind.

 

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