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Father John Misty: God's Favorite Customer (Albumkritik)

 

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Father John Misty: God's Favorite Customer (Bella Union)

 

 

Wann ist ein Autounfall real und wann ist er bloß CGI? Das Thema Ehrlichkeit taucht im Laufe von Josh Tillmans Karriere als Father John Misty immer und immer wieder auf, was nicht zuletzt an seinen Verschleierungsmaßnahmen liegt. Im vergangenen Jahr sagte er in einem Gespräch mit dem britischen Observer, dass seine Texte „das Wahrste sind, was ich je sagen werde“ (“are the most true things I will ever say”) sind, aber im selben Interview sagte er auch, dass die Wahrheit über ihn irgendwo zwischen dem Glauben, seine Songs seien wahrheitsgetreue Berichte, und der Ansicht, sie seien bloß “beta-male, self-aware trickery”, liege.

 

Die Interviews, die Tillman im Rahmen seiner Werbetour für Pure Comedy im vergangenen Jahr gab, deuteten auf einem Mann hin, der losgelöst von seinem Ankerplatz frei dahintreibt, und God’s Favorite Customer ist voll von entwurzelter Trostlosigkeit. Hotels sind ein Thema, nicht als Symbole von Reisen und Freiheit, sondern als etwas, das einen von einem bestimmten Ort trennt, quasi heimatlos macht und ziellos driften lässt. In „The Palace“ schildert der Erzähler, wie er “living on housekeeping and room service”, aber etwas mehr braucht – “it’s only been three weeks and a bag of speed from Jamie the PhD”. Er möchte nicht weggehen, aber er weiß, dass er Hilfe benötigt, weil “I’m way in over my head”. In „Mr Tillman“ – der Song mit der schönsten Melodie des ganzen Albums, einer, die klingt, als existierte sie schon ewig – checkt er ein und ist dabei so losgelöst von der Realität, dass das Personal an der Rezeption ihn darauf hinweisen muss, dass die anderen Leute keine Schauspieler auf einem Filmset sind. “Is there someone we can call?” endet dieser Song, “Perhaps you shouldn’t drink alone?”

 

Am persönlichsten ist wohl „The Songwriter“. “What would it sound like if you were the songwriter / And you made your living off me?” fragt Tillman. “Would you undress me repeatedly in public / To show how very noble and naked you can be?” Der Song ist eine Erinnerung daran, dass “confessional” Schreiben ein moralisch kompromittierter Akt ist, da es jene ausnützt, die nicht das Verlangen haben zu beichten. Wie immer ist die Musik opulent und im Stil der 1970er gehalten, wenn auch nicht so opulent wie zuvor; ihre Textur ist nur Hasenfell, nicht Nerz. Doch Tillmans Stimme, die im Zusammenhang mit seinem Erfolg nur selten erwähnt wird, ist so wundervoll wie immer, klar und ehrlich und warm und zugänglich, auch wenn genaue Prüfung den Schaden hinter der Fassade enthüllt. Ist also der Autounfall real? Wenn er CGI ist, sind die Effekte besser den je.

 

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