Eleganter, minimalistischer Folk
Olivia Chaney: Shelter (Nonesuch)
Olivia Chaney war zuletzt als Frontfrau der Psych-Folk-Band Offa Rex (auch bekannt als The Decemberists) zu sehen und zu hören, doch nun meldet sie sich mit ihrem zweiten Soloalbum zurück, auf dem ihr überwältigender Gesang nur vom Produzenten Thomas Bartlett am Klavier oder ein bisschen Gitarre und einigen gelegentlichen Streichern begleitet wird. Es ist, wie übrigens auch schon sein Vorgänger The Longest River, ein fein ausgearbeitetes Kunstwerk, wobei es Chaneys Darbietung ist, die die Songs in kleine Dramen verwandelt.
Chaney ist ebenso wie ihre Zeitgenossinnen Laura Marling und Anaïs Mitchell in der Folk-Tradition verwurzelt, ohne sich jedoch von ihr einschränken zu lassen. Shelters acht Originalsongs haben mehr mit Joni Mitchells Blue gemein als mit Broadside-Balladen; daneben gibt es zwei Coverversionen, nämlich Henry Purcells „O Solitude“, eine Erinnerung an Chaneys klassische Gesangsausbildung, und „Long Time Gone“, das vom “singing cowboy” Tex Ritter geschrieben und von den Everly Brothers perfekt interpretiert wurde.
Die verheerenden Auswirkungen der Liebe sind nie fern - „Arches“ mit seiner schmerzlichen Aufforderung, ‘[to] hold me down or let me go’, ist ein Highlight -, aber Rückzug und Nachdenken sind die Hauptthemen. Das Album wurde nach einer ermüdenden Tour in einem abgelegenen Häuschen Yorkshire geschrieben, doch während „House on a Hill“ die “shining mystery” der Natur feiert, wird in „A Tree Grows in Brooklyn“ das moderne Stadtleben mit seinen “tenement fairytales” seziert. Ein elegantes Album.
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