Oneohtrix Point Never: Age Of (Warp)
Das glitzernde, klimpernde barocke Cembalo, mit dem das neueste Album des Produzenten Daniel Lopatin beginnt, ist ein perfektes Beispiel für sein unberechenbares Werk. Er hat sich im vergangenen Jahrzehnt mit Alben, auf denen er Noise Music mit elektronischen, vor allem von Synthesizern erzeugten Klängen und herrlichen Harmonien kombinierte, einen Namen machte, setzt er auf seinem neunten Album diesen Weg unbeirrt fort und bietet einmal eigenwillige Kompositionen mit unerwarteter Instrumentierung.
Lopatin, der seine Werke als Oneohtrix Point Never veröffentlicht, arbeitet in den letzten Jahren vermehrt mit anderen Künstlern zusammen: er produzierte für David Byrne, schrieb für FKA Twigs und Anohni und komponierte einen gespenstischen Soundtrack für den 2017 veröffentlichten Film Good Time der Safdie-Brüder. Deshalb kann es nicht verwundern, dass er auch für Age Of mit anderen zusammenarbeitete: Anohnis steuerte Chorgesang zu dem an Verzerrungen reichen „Same“ bei, Noise-Künstler Prurient schreit auf „Warning“ und James Blake spielt auf „Still Stuff That Doesn’t Happen“ mit seinen pixeligen Melodien Keyboards.
Lopatin zieht die Hörer mit dramatischen und mitreißenden Orchestrierungen in seinen Bann, etwa auf dem Titeltrack und „Manifold“, nur um dann abrupt Dissonanzen einzubauen. Erwartungen werden unterlaufen, etwa wenn die Opulenz des Cembalo bis zur Unkenntlichkeit manipuliert wird oder ein ohrenbetäubender Schrei sich seinen Weg in einen Rhythmus bahnt. Da jede Komposition in ihrer Struktur über diese Spannung verfügt, wirkt sie wie eine künstlerische Entscheidung, nicht wie ein Gimmick. Je mehr Zeit man mit Age Of verbringt, desto mehr enthüllen Lopatins Instrumentierungen ihre Tiefe.
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