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All Saints: Testament (Albumkritik)

 

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All Saints: Testament (AS Recordings)

 

 

All Saints’ fünftes Album beginnt mit einem gesprochenen Abschnitt, in dem von der Prophezeiung einer Mutter erzählt wird, dass man zwischen zwei Arten von Männern hin und her gerissen sein wird: jenen, die einem das Leben ermöglichen, das man haben will, und jenen, die die Liebe bieten, nach der man sich sehnt. Doch der Song selbst – er trägt den Titel „Who Do You Love“ - stellt eine andere Art von Weggabelung dar: kommen All Saints auf das berüchtigte gesprochene Stück zurück, mit dem ihre klassische Single „Never Ever“ aus dem Jahre 1997 begann, oder ist es die Einleitung zu einem Versuch, ein Ernstes Album im Stil von Beyoncé zu machen? Die Antwort scheint beides zu sein, wenn man den Umstand berücksichtigt, dass dieses 13 Tracks umfassende Album gleich zwei „interludes“ enthält.

 

Leider gelingt weder das eine noch das andere. Obwohl fast dieselben Leute wie bei All Saints’ 2016 erschienenem Comeback Red Flag mitarbeiteten, gelingt es Testament nicht, dessen überraschend selbstsichere Leichtigkeit wiederzuerlangen. Die Produktion ist ein ziemliches Durcheinander. Es ist unverständlich, dass die einzige Girlband der 90er, die richtig singen konnte, die wirkungsvollen Harmonien mit chaotischem digitalem Schrott zudeckt, aber die vier Damen gehen unter dieser Schrottplatz-Produktion regelrecht verloren (auf „Three Four“), bleiben im Staub atemloser Drum’n’Bass-Breakdowns zurück („Love Lasts Forever“) zurück oder werden von seltsam unablässigen und aufdringlichen Stammestrommeln regelrecht verprügelt („No Issues“). Ein großer Teil von Testament ist verbissen und allzu ernst: „Fumes“’ mittelöstliche k´Klangfärbungen und unheilvolle Schreie sind verwirrend. (Außerdem: Fumes?) „Glorious“ soll eindeutig ein feministischer Schlachtruf à la Little Mix und Beyoncé sein, wirkt aber eher wie eine peinliche Musical-Nummer über „female empowerment“. Der“oh na na” Background-Gesang und die Tribal Drums klingen sehr stark nach Lion King und der Refrain, in dem es darum geht, “glorious” und “victorious” zu sein, ist leider extrem mühselig.

 

Die schlechten Teile werden durch die wenigen wirklich gelungenen Momente des Albums noch deutlicher hervorgehoben. Ein paar Songs kräuseln sich verlockend in der funkelnden Leichtigkeit von All Saints’ Hit „Pure Shores“ aus dem Jahre 2000, dessen Produzent William Orbit beim neuen Werk für ein paar Tracks vorbeischaute. „After All“ ist intim und reumütig, wobei der Refrain in etwa dem Öffnen eines Fensters an einem glühheißen Tag ähnelt – er ist ein seltener Moment echter Emotion. Und im Vergleich zu den übertriebenen Strukturen an den meisten anderen Stellen des Albums ist der rachsüchtige Electro-Pop von „Testament in Motion“ vergnüglich schlüpfrig. Diese wenigen guten Songs sind Beweis dafür, dass All Saints nach wie vor Potenzial haben, aber Testament ist über weite Strecken schwache Lemonade.

 

 

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