Ebony Bones: Nephilim (1984 Records)
Dieses Album mit nervösem Post-Punk und ausladendem, mitreißendem Trip-Hop ist so ambitioniert, dass es kaum verwundert, dass de frühere Soap-Opera-Darstellerin Ebony Bones i zehn Jahren nur drei davon gemacht hat. Sie schreibt und produziert alle Tracks selbst und es gibt sogar orchestrale Einlagen des Beijing Philharmonic und ein ätzendes Textblatt, das Ungerechtigkeiten gegen Schwarze thematisiert. Das Album beginnt gewichtig und schwerfällig – das aus vier Noten bestehende Thema der ersten beiden Tracks erinnert an einen Soundtrack von Bernard Herrmann oder Clint Mansell, doch diese einfache, unausgegorene Melodie ist zu schwach, um irgendetwas zu unterstützen oder zu verstärken. Die wahre Ouvertüre ist „Ghrelin Games“, ein Army of Me-artiges Industrial-Monster, dessen latente Energie auf dem noch beeindruckenderen „Kids of Coltan“, einer Darstellung des Abbaus von Mineralien in der Demokratischen Republik Kongo, weiter herausgekitzelt wird.
Auf den beiden darauf folgenden Tracks, die mit Hilfe von Samples Enoch Powell und die Rassisten im Alltagsfilm Babylon mit der Brexit-Entscheidung verknüpfen, richtet sich der politische Fokus auf ihre Heimat, wobei Bones “send ’em back” Bigotterie nachplappert, während die Produktion mit teuflischer Energie dahintuckert. In einem exzellenten Walzer-Dub-Cover von Junior Murvins „Police and Thieves“ gibt es weitere pessimistische Reflexion über britischen Rassismus, diesmal von einem Kinderchor vorgetragen. Obwohl die ergreifende Melodie dieses Songs einmal mehr unterstreicht, wie mittelmäßig Bones’ eigene Melodien sind, reichen die Eigentümlichkeit ihrer Musik und die schärfe ihrer Wut aus, um Nephilim letztlich zu einem gelungenen Werk zu machen. Das Beijing Philharmonic wird auf „Bone of My Bones, Pt 2“, einer maimalistischen spirituellen Jazz-Sinfonie, endlich doch noch richtig in Szene gesetzt.
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