The Intenet: Hive Mind (Columbia)
The Internets Name ist eine Anspielung auf die enge, nach vielen Seiten ausstrahlende Beziehung zwischen den fünf Mitgliedern der Band aus L.A., die in letzter Zeit eher mit ihren Soloprojekten für Aufmerksamkeit sorgten. Leadsängerin Syd veröffentlichte im vergangenen Jahr ihr Debütalbum Fin, eine nächtliche Sammlung intimer R&B-Nummern, während Keyboarder Matt Martians und Gitarrist Steve Lacy anno 2017 ebenfalls groove-lastige Werke herausbrachten; letzterer arbeitete auch an Kendrick Lamars Album Damn mit, und zwar als Co-Autor und Co-Produzent des Songs „Pride“. Martians und Syd starteten ihre Karrieren jedoch in einem Gruppen-Setting, nämlich im Hip-Hop-Kollektiv Odd Future, und haben daher Erfahrung damit, wie man geschickt Soloprojekte mit kollaborativen Werken, etwa mit Tyler the Creator und Frank Ocean, unter einen Hut bringt.
Auf Hive Mind, ihrem vierten Album, werden der gekonnte R&B – man bedient sich kräftig bei Timbaland und Pharrell – und der träge Gesang der vorherigen Alben Purple Naked Ladies, Feel Good und Ego Death beibehalten. Doch Hive Mind wirkt mehr wie ein Showcase der individuellen Talente der Bandmitglieder; Patrick Paige II steuert die lässige Basslinie zur ersten Single „Roll (Burbank Funk)“ bei, Syds seidenweicher Falsettgesang verziert den Half-Time-Groove von „Come Together“.
Wenn sie rhythmisch unter Strom stehen, etwa bei „Roll“, „Come Over“ und „Beat Goes On“, vereinen The Internet ihre Talente und finden eine einzigartige Stimme, bei der Unterwasser-Synthesizer mit hohen Gitarren und matschigen Basslinien kombiniert werden. Doch wenn sie regelmäßig pessimistisch werden, können sie in Flickwerk und Persiflage abgleiten: Syds zerbrechlicher Falsettgesang hat arge Schwierigkeiten, die minimalistische Melodie von „Stay the Night“ zu tragen; wenig einfallsreiche Refrains wie “Baby, next time I’ll bring you flowers / next time I’ll take you out” auf „Mood“ wirken regelrecht lustlos.
Die langsamere zweite Hälfte von Hive Mind kann zu reiner Hintergrundmusik verkommen, denn Tracks wie „Next Time Humble Pie“ und „It Gets Better“ verschwimmen zu einem einzigen Brei, da ihnen die markanten Melodien der ersten Songs des Albums fehlen. Trotz dieses nachlässigen Endes erscheint es unwahrscheinlich, dass The Internet sich auflösen und nur noch Soloprojekte verwirklichen werden. Als Gruppe zu musizieren, kann das Beste aus ihren individuellen Talenten machen, auch wenn die Verbindung nicht immer stark und kreativ überzeugend ist.
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