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Ty Segall and White Fence: Joy (Albumkritik)

 

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Ty Segall and White Fence: Joy (Drag City)

 

 

Der kalifornische Kult-Garage-Rocker Ty Segall ist ein Paradebeispiel dafür, wie man in der modernen Musikindustrie zu seinen eigenen Bedingungen Erfolg haben kann. Im vergangenen Jahrzehnt hat der mittlerweile 31-jährige Sänger-Gitarrist-Schlagzeuger jedes Jahr ein Soloalbum veröffentlicht, immer auf einem anderen von unzähligen unabhängigen Labels, und daneben in einer verwirrenden Vielzahl von Bands (unter anderem Fuzz, GØGGS, Sic Alps, The Traditional Fools und Epsilons) gespielt und mit allen möglichen Leuten aus den verschiedensten Genres, von Hard Rock bis hin zu Cosmic Disco, zusammengearbeitet. Dieser kreative Monsun hat eine ganze Heimindustrie etabliert, ohne dass die Qualität darunter gelitten hätte; auch die Rezensionen sind positiv geblieben und die Fans werden immer zahlreicher. Nur sechs Monate nach einem 10. Soloalbum – Titel Freedom’s Goblin - kommt mit Joy eine weitere Zusammenarbeit mit White Fence aka Tim Presley in den Handel. Der Mann aus Los Angeles, mit dem Segall das 2012 erschienene Hair aufnahm, ist so etwas wie ein Geistesverwandter, dessen eigener musikalischer Lebenslauf sich von der psychedelischen Band Darker My Love bis zum beliebten amerikanischen “Dudes” Lineup von The Fall erstreckt.

 

 

Wenig überraschend hat ihr zweites gemeinsames Werk den Aufregende-Vergnügungsparkfahrt-Aspekt, den man sich von Musikern erwartet, die neue Musik scheinbar nach Lust und Laune produzieren. Presley bringt einen psychedelischen Einschlag mit und die 15 hier gebotenen Tracks reichen von Verzerrer-Pedal-Anarchie über an Loop/Samples reichen Hardcore bis hin zu improvisierten Workouts, wobei auch Beach-Boys-Harmonien, Wände von Tom-Toms, verstimmte Blasinstrumente und Aufnahmen eines knurrenden Hundes nicht fehlen dürfen. Dieses Album sollte man nicht in einem Haus spielen, das man sich mit einer Katze teilt, aber selbst die duchgeknalltesten Wigouts vergessen nie auf Melodien, und das exquisite „My Friend“ bietet sogar einen seltenen Moment der Reflexion. Während Segalls brillant betiteltes Ty Rex Album Marc Bolan coverte, erinnern diesmal die eigenwilligen Pop-Hooks und zeitlosen Melodien an Pink Floyd während der Syd-Barrett-Ära. Das herrliche „A Nod“ könnte eine lange verloren geglaubte frühe Who Single sein, doch Joy ist sich moderner Produktionstechniken zu bewusst, um ein bloßes Museumsstück zu sein.

 

“Rock is dead“, rufen sie in „Hey Joel, Where Are You Going With That?“, aber sie scheinen das vergnügt als Herausforderung und Einladung zugleich zu sehen, auf dem Grab eine Party zu veranstalten.

 

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