Ariana Grande: Sweetener (Republic)
Angeblich bezieht sich der Titel von Ariana Grandes viertem Album auf “bringing light to a situation”. Darüber weiß sie mittlerweile trotz ihrer jungen Jahre einiges, seit am 22. Mai 2017 bei einem Terroranschlag nach ihrem Konzert Manchester Arena 22 Menschen starben. Grandes One Love Benefiz-Show nur zwei Wochen später war eine pure Zurschaustellung von Stärke und der freudvollen, erholsamen Kraft des Pop.
Sweetener ist von diesem Geist erfüllt. Grande lässt die Tragödie nicht lange nachwirken, sondern konzentriert sich ganz auf die stark gesteigerte Wertschätzung des Lebens, die dieses einschneidende Ereignis zur Folge hatte. Seit ihr ihre Sterblichkeit so drastisch bewusst gemacht wurde, ist ihre kreative Vision um einiges gestraffter und alle Aspekte ihres musikalischen Erbes werden gebührend einbezogen. Der Titelsong und „R.E.M.“ vermischen ihre Vorlieben für Musicals und R&B der 90er. „Everytime“ verknüpft straffe Melodien mit Synthesizerklängen, die wie große Gummibänder wirken, die in die Länge gezogen und gezupft werden, während „God is a Woman“ einen fast tantrischen Eindruck erweckt, wobei Gitarren und Harmonien über den Beats, die zur Bewegung animieren, reichlich Platz haben, sich zu entfalten. „Breathin’“, ein Song über Angst, ist ein echter Triumph: er ist das musikalische Äquivalent einer Panikattacke und kontrastiert Grandes Gesang mit klaustrophobischen Keytars.
Es ist frustrierend, dass die Produktion, für die unter anderem Pharrell Williams (sieben Songs), Ilya und Max Martin verantwortlich zeichnen, so inkonsistent ist. bei „Blazed“ ist sie üppig und modern, während sie bei „Successful“ und „Borderline“ Blips und Percussion aufwärmt, die mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel haben. Doch letztlich sind es die Entschlossenheit und der Trotz der ersten Single „No Tears Left to Cry“, die Sweetener durchdringen: das Gefühl, dem Schlimmsten, was die Menschheit zu bieten hat, entgegentreten zu können und aus dieser Konfrontation gestärkt hervorzugehen.
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