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Ben Khan: Ben Khan (Albumkritik)



Ben Khan: Ben Khan (Dirty Hit)



Dieses Debütalbum des in London beheimateten Produzenten und Sängers Ben Khan erfreut mit einer reizvoll rauen Qualität, die den Eindruck erweckt, es wäre im Wohnzimmer aufgenommen worden – und zwar in einem Wohnzimmer mit einem Narnia-artigen Portal hinten in einem Schrank. Der Produzent Flood (U2, The Killers, PJ Harvey) sorgt für eine Spur Glanz und Raffinesse, wie man sie von teuren Produktionen kennt, aber das vermag den Umstand nicht zu verbergen, dass hier eine einmalige und ziemlich fantastische Vision umgesetzt wurde. Düstere Synthesizerklänge im Stil von John Carpenter tauchen wie Sonnenstrahlen auf, die vereinzelt durch die Wolkendecke brechen., doch sie werden hier in den Dienst von Popmusik gestellt, die oft sehr funkig ist.

Der großartige Song „Monsoon Daydream“ verfängt sich so sehr in seinem eigenen Groove, dass er erschauert und schließlich über sich selbst stolpert – das äußerst dichte Arrangement ist bis zum Rund mit anstößigen und zum Teil absurden Licks gefüllt und das Glockenspiel mit seinen Tonhöhenschwankungen erinnert ebenso an den frühen Jamie Lidell wie Khans Stimme. Der Einfluss von Jai Pauls Klassiker „Jasmine“ auf „Ruby“ ist unüberhörbar, während „ATW (Against the Wall)“ mit seinem straffen Funk und dem Gitarrengeklimper an Justin Timberlakes erste Tracks mit den Neptunes erinnert und dieselbe aufgestaute Lust spürbar macht, nur in Lo-Fi. Tatsächlich klingt Khan fast durchwegs, als stünde er unmittelbar davor, Sex zu haben, wozu auch die aufgeladenen Texte über Honig und stürmisches Wetter beitragen. Die Produktion passt sich nahezu perfekt an Musik und Texte und wirkt so feucht wie die Luft unmittelbar vor einem Tropengewitter.

Das Album erfreut auch mit einigen starken langsameren Momenten, nachdem sich die Wolken verzogen haben: der geloopte Hip-Hop von „The Green“ ist stilistisch an J Dilla angelehnt, während die Instrumentalnummer „Waterfall“ einfach nur exzellent ist. Wenn man von „2000 Angels“ absieht, fehlen die großen, mitreißenden Popmelodien, aber seine Ästhetik ist faszinierend und weckt den Wunsch nach mehr.



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